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Salzalpensteig Tag 12: von Abtenau nach Annaberg

Besseres Wetter.
Besseres Wetter.

Heute regnet es nicht, welch eine Wohltat! Auch der Nebel und die Wolken reissen zwischendurch auf, so dass man beim Wandern ins Tal blicken kann. Wir finden nicht alle Wegzeichen auf Anhieb, zum Teil fehlen sie völlig, oder der auf der Karte eingezeichnete Zuweg wurde aufgehoben («PRIVAT – kein Durchgang»), und eine alternative Route sucht man vergeblich. Weiter oben am Berg haben der Sturm oder die Förster die Orientierung erschwert:

Frei nach Ernst Jandl: Rinks oder lechts?
Frei nach Ernst Jandl: Rinks oder lechts?

Wir steigen zügig hoch, passieren die Karalm und erreichen den Karkogel, die Bergstation des Sesselliftes. Im Sommer, also jetzt, wird hier eine Rodelbahn betrieben. Wetterbedingt sind aber keine Kunden in Sicht. Wir leisten uns im Berghaus einen Kaffee. An der Wand weckt ein Schaukasten mein Interesse, eine St. Moritzer Startnummer? Hier wird an David Zwilling errinnert, der an der Ski-WM 1974 Gold in der Abfahrt und Silber im Slalon gewann. Zwilling ist gebürtiger Abtenauer, also aus unserem letzten Übernachtungsort.

David Zwilling; St. Moritz, WM 1974.
David Zwilling; St. Moritz, WM 1974.

Nach dem Halt im Karkogel gibt es nur noch eine Richtung: steil bergauf. Mehr oder weniger direkt auf einer Geländerippe steigen wir auf, …

Steil aufwärts.
Steil aufwärts.

… queren unterhalb des Kleinen Traunsteins, erreichen die Gsengalmhütte und steigen gleich nochmals steil auf, bis wir den Sattel zwischen dem Schober und dem Berliner Kreuz auf 1600 M.ü.M. erreichen. Hier ist es frisch, und es windet stark. Deshalb verweilen wir nicht lange.

Ganz oben pfeift der kalte Wind.
Ganz oben pfeift der kalte Wind.
Berliner Kreuz.
Berliner Kreuz.

Der Abstieg auf der anderen Seite ist nicht minder steil, allerdings ist es hier deutlich nasser, im Nu sind meine Wanderhosen pflotschnass vom hohen Gras, und in meinen Wanderschuhen beginnt es zu glucksen. Vorsichtig steigen wir ab. Die Flora ist spektakulär, Brige legt immer wieder Fotostopps ein.

Nasser Abstieg.
Nasser Abstieg.
Der Keine-Ahnung-wie-der-heisst-Pilz.
Der Keine-Ahnung-wie-der-heisst-Pilz.
Kugldistl (österr. für Kugeldistel).
Kugldistl (österr. für Kugeldistel).

Dass es lange geregnet hat, merkt man gut. Die Böden sind überall gesättigt, die Wanderwege gleichen eher Bachbetten und weiter unten geben Kühe den Wanderwegen den Rest. Das Gemisch aus schmierigem Boden und verlaufenen Kuhfladen ist nicht wirklich appetitlich. Und man sieht auch entsprechend aus.

Dreckpfad.
Dreckpfad.
Dreckschuhe (Hanwag Makra Low GTX).
Dreckschuhe (Hanwag Makra Low GTX).

Der Abstieg führt uns ins Tal der Lammer; an dem Fluss sind wir schon vor zwei Tagen entlang gewandert. Wir erreichen den Ort Annaberg, wo wir zwischendurch die Orientierung verlieren, aber dafür eine hübsche Steinfigur in der Lammer entdecken. Es ist uns ein Rätsel, wie diese Figur dorthingekommmen ist.

Schnurgeradeüber die Wiese.
Schnurgerade über die Wiese.
Steinfigur in der Lammer.
Steinfigur in der Lammer.

Was sich auf der Karte nur als kurzer Anstieg zum Hotel andeutete, entpuppt sich als weiterer kräftezehrender Aufstieg. Wir müssen mit müden Beinen von 740 nochmals hoch auf 1000 M.ü.M. bis wir endlich das Hotel erreichen. Bevor wir es betreten, reinigen wir unsere Schuhe am Brunnen – sie haben es bitter nötig!

Grosses Schuhe reinigen.
Grosses Schuhe reinigen.

Eine kleine Überraschung gibt es beim Nachtessen (Brige: Biker-Pasta mit Pouletstreifen; Christof: Jägerpfandl). Der Wirt bringt mir sein Funktelefon, die Wirtin vom letzten Hotel wünsche mich zu sprechen. «Ja, hallo, Egli hier». Es stellt sich heraus, dass wir zwar die Rechnung des Nachtessens gestern unterschrieben haben, aber heute Morgen bei der Abreise nicht mehr daran gedacht haben, sie zu bezahlen, und die Réception hat es auch vergessen. Wir waren heute sozusagen als Zechpreller unterwegs. Nun denn, das überweisen wir noch.

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  • Eva 20. Juli 2020, 20:59, 20:59

    Fast noch mehr als die Regentauglichkeit bewundere ich das tägliche Blog-
    schreiben. Sich jeden Abend – auch mit müden Scheichen – zum Texten aufraffen, das verdient einen Applaus. Die Berichte sind immer interessant und die Bildli lassen uns an eurem Unternehmen hautnah teilhaben.
    Ich hoffe mit allen Bloglesern auf ein paar sonnige Tage und weiterhin viel
    Spass. Liebe Grüsse Mueti

  • Brige 22. Juli 2020, 16:39, 16:39

    Man muss ja nicht mit den Scheichen schreiben. 😉