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dOCUMENTA (13), zweiter Tag

Der Hauptbahnhhof Kassels hatte früher eine grössere Bedeutung als heute. Seit 1991 umfährt der Fernverkehr das Stadtinnere. Weite Teile des Bahnhofs stehen leer und werden umgenutzt, so auch durch die Documenta, die verschiedene Gebäude rund um den Bahnhof belegt.

Rahib Mroué, The Pixelated Revolution (2012)

Dort lassen wir uns beeindrucken von Installationen des libanesischen Künstlers Rabih Mroué. Er zeigt unter anderem eschütternde Videos aus der syrischen Revolution als Daumenkinos, wo Opfer mit ihren Mobiltelefon die Schüsse filmen, die sie treffen. In einem anderen Kurzfilm verwebt er die Perspektive des Fotografierenden mit der des Schützen. Beklemmend.

Willie Doherty, Secretion (2012)

Der Nordire Willie Doherty hat in seinem Film Secretion (2012) ruhige schwarzweisse Naturaufnahmen in der Umgebung Kassels gedreht, bei denen man nicht genau weiss, ob sich hinter der Natur nicht noch etwas anderes verbirgt, denn die Stimme aus dem Off erzeählt die Geschichte einer Person, die immer kränker und verwahrloster wird.

Zwischendurch legen wir beim Art Support einen Kaffeehalt ein und geniessen ein Stück Mohnkuchen.

Dann wechseln wir auf die Nordseite des Bahnhofs, wo wir uns unversehens in einem chinesischen Nähatelier wiederfinden. István Csákánys The Sewing Room (2012) zeigt ein komplett aus Holz nachgebautes Fabrikatelier.

István Csákány, The Sewing Room (2012)

István Csákány, The Sewing Room (2012)

Am besten hat uns heute William Kentridges Installation The Refusal of Time (2012) gefallen. In einer grossen verdunkelten Halle werden auf drei Wände Filme proijziert, in denen es um unseren Umgang mit der Zeit geht. In der Mitte der Halle steht als Taktgeber eine seltsame hölzerne Maschine, die zu atmen scheint. Das tönt jetzt alles sehr wirr, hat uns aber sehr angesprochen. Der kurze Filmauschnitt gibt eine Idee, was wir in Kentridges Halle erlebt haben.

Am frühen Abend besuchen wir noch das Hauptmuseum, das Fridericianum. Dort empfängt uns im Parterre eine frische Brise. Ryan Gander hat beide Gebäudeflügel komplett leergeräumt und eine kleine Windmaschine versteckt; The Invisible Pull soll uns wohl durch das Museum treiben. Uns bläst er in den zweiten Stock, wo uns Llyn Foulkes Bild eines alten Paares im Bett The Awakening und Gosha Macuga riesiger Wandteppich Of what is, that it is; of what is not, that it is not am besten gefallen.

Llyn Foulkes, The Awakening, 1994-2012

Gosha Macuga, Of what is, that it is; of what is not, that it is not, 2012