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«Mark Lombardi – Kunst und Konspiration»

Der amerikanische Künstler Mark Lombardi (23.03.1951 – 22.03.2000) war berühmt für seine Soziogramme, riesige, sorgfältig von Hand gezeichnete Diagramme, die die Verflechtung zwischen Politik, Wirtschaft und Terrorismus aufzeigten. Lombardi war ein Informationshungriger, er verschlang Tageszeitungen und Bücher, immer auf der Suche nach Schlüsselpersonen und deren Aktivitäten. Er legte rund 14’000 Karteikarten über diese Personen an, die ihm als Grundlage für seine Werke dienten. Wir haben an der dOCUMENTA(13) in Kassel diesen Sommer Werke von Mark Lombardi gesehen und waren sehr beeindruckt von der Sorgfalt der Darstellung.

Klar, dass wir am Zürcher Filmfestival Mareike Wegeners Dokumentarfilm über Lombardi sehen wollten. Gestern nahmen wir Platz im nur spärlich gefüllten Kino und liessen uns gemächlich in Lombardis Welt entführen. Der Künstler war ein verschlossener Mensch; in den vereinzelten Filmausschnitten, die ihn zeigen, erfährt man wenig wenig über ihn. Auch Eltern, Geschwister, eine frühere Partnerin und seine Freunde können kein klares Bild zeichnen. Eigentlich sprechen die Werke Lombardis stärker zu uns als Lombardi selber. Wie kenntnisreich er seine Informationen verarbeitet hat, blieb auch dem FBI nicht verborgen. Einige Zeit nach den Terroranschlägen von 9/11 nahm eine FBI-Agentin im Whitney Museum of American Art ein Werk Lombardis genauer unter die Lupe, in der Hoffnung, etwas zu entdecken, das den Untersuchungbehörden bis dahin verborgen geblieben war.

Der Film hat uns gut gefallen, ebenso die anschliessende Diskussion mit der anwesenden Regisseurin, wo es auch um die Frage ging, ob diese Diagramme wirklich Kunst seien oder nicht.

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