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Von Jochberg nach Mittersill

Seit einigen Tagen schon sieht der Freitag in der Wetterprognose nicht so gut aus, und tatsächlich fängt es morgens um sieben Uhr an zu regnen, und die Wolken hängen in den Bergen. Der Chauffeur unseres Shuttlebusses, der pünktlich um halb neun Uhr vorfährt, geht davon aus, dass wir mit unseren Koffern direkt in den nächsten Etappenort mitfahren wollen. Aber nicht mit uns – wir wandern selbstverständlich auch bei Regen! Er bringt uns also halb den Berg hoch und lässt uns unterhalb der Bruggeralm aussteigen. Ja, die heisst tatsächlich so, die können wir doch nicht auslassen?!

Die Bruggeralm im Nebel

Wir wandern das ganze Tal des Aubachs hoch bis zum Gauxjoch. Zwischendurch lässt der Regen nach, kommt wieder, aber die Regenpausen werden immer länger, so dass wir die Schirme nicht mehr brauchen, als wir zur Trattenbachalm hinablaufen. Aber der Nebel ist recht hartnäckig und wabert durch die Gegend.

Das gemütliche Aubachtal

Bis zur Trattenbachalm waren wir auf einer Mountainbikeroute unterwegs, das bedeutet eine tipptoppe Fahrstrasse, ideal bei Regenwetter. Der folgende Weg zur Sonnalm hoch hingegen ist ein richtiger Wiesen-Kuhpfad mit Löchern und Kuhfladen ohne Ende. Man muss höllisch aufpassen, wo man hintritt. Überhaupt ist die Gegend sehr lieblich hügelig, aber es gibt nur Kühe und Skilifte und Kühe und Sesselbahnen und Schneelanzen und Bergrestaurants und Kühe.

Regentag im Tirol

Wir sind nun mit 1’900 Metern auf dem höchsten Punkt unserer Etappe angekommen, auf der Hartkaserhöhe, und machen eine Pause. Bisher waren wir alleine unterwegs, aber nun strömen uns ständig leichtbekleidete Ausflügler entgegen. Logisch, etwas weiter vorne ist der Resterkogel mit der Bergstation der Panoramabahn. Die Leute wandern vermutlich etwas weiter hoch zur Panoramaalm, wo natürlich ein Restaurant steht. Oder sogar auf den Gipfel des Zweitausenders (2’004 Meter hoch)!

Wir hingegen nehmen beim Speicherteich den falschen Weg Richung Pass Thurn, aber da es eine Fahrstrasse ist, bleiben wir dabei, da wir keine Lust mehr auf Kuhpfade haben. Allerdings nehmen wir dann noch eine Abkürzung, die auf einer Kuhweide endet, die wir hinabsteigen müssen, um wieder auf die Fahrstrasse zu kommen …

Der Weisse Germer blüht

Wir erreichen wohlbehalten die Mittelstation der Panoramabahn unterhalb des Passes Thurn (ein 1’274 Meter hoch gelegener Pass, der den Pinzgau mit dem Tirol verbindet). Die Strasse ist sehr gut ausgebaut, und der Verkehr darauf ist irrsinnig. Wir nehmen den Bus, der uns ins Salzachtal hinunter nach Mittersill fährt. Das Städtchen liegt genau an der Kreuzung zweier Hauptverkehrsachsen, der Verkehr Richtung Felberntauerntunnel führt mitten hindurch, es ist höllisch.

Aber es hat viele Touristen, da der Nationalpark Hohe Tauern und die Kitzbüheler Alpen nebenan locken. Christof fallen gleich die ungewöhnlich vielen Menschen in Schalke-04-Fussball-Leibchen auf. Ein eine kurze Internet-Recherche verrät: Die Mannschaft ist tatsächlich in Mittersill im Trainingslager!

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Von Kitzbühel nach Jochberg

Die heutige Etappe führt uns von der „Gamsstadt“ durch das Leukental ins 13 Kilometer entfernte Jochberg. Die Strecke weist wenige Höhenmeter auf und verläuft viel auf Asphalt, oft durch Quartiere mit teuren Villen mit heruntergelassenen Rollläden oder durch Quartiere, wo teure Villen gebaut werden, die dann auch heruntergelassene Rollläden haben werden.

Einige Eindrücke vom Tag:

Die Husterei. Wir haben die beiden letzten Tage in einem wunderbaren Hotel im Kitzbühel verbracht. Das Hotel ist aktuell praktisch ausgebucht; im Speisesaal sitzen vornehmlich ältere englische Paare. Und die meisten husten; husten richtig übel. Ich sage nur Omikron BA.5. Wir kippen jeweils das Fenster hinter unserem Platz.

Das Mittagessen heute. Wir entschliessen uns am Morgen, die Strecke nur mit Wasser und einem Apfel in Angriff zu nehmen und dann unterwegs in einem Restaurant etwas zu essen. Gelandet sind wir im Schwarzen Adler in Jochberg, Brige hat die Sonnenschirme auf der Terrasse schon von weitem erspäht. Ein Glückstreffer! Bertl begrüsst uns per Handschlag und freut sich über Gäste aus der Schweiz. Der Vogerlsalat und der tiefe Suppenteller mit frischen Schwammerln an einer pikanten Rahmsauce und einem ausgezeichneten Knödel munden vorzüglich. Ahh, das Leben ist schön.

Die Schwalben. Hier in der Gegend fühlen sich die Schwalben wohl. Wir treffen sie überall. An einem Bauernhaus an der Strecke entdecken wir wohl zwanzig Schwalbennester, wo Hochbetrieb herrscht und der Nachwuchs schon aus der Öffnung späht.

Die Bautätigkeit. Also heute ist es noch eindrücklicher als die Tage zuvor. Überall werden Villen gebaut. Teure grosse Villen hinter grossen Hecken. Alles ist videoüberwacht. Wo die Villen schon fertig sind, trifft man entweder auf Gärtner und Rasenpfleger oder auf englischsprechende Hausverwalterinnen, die die Lieferung des neuen Mobiliars überwachen. Bewohner sehen wir eigentlich nirgends. Alteingesessene ab und an schon.

Die Glockenstühle. Die alten Tiroler Bauernhäuser hier in der Gegend weisen traditionellerweise einen schön gefertigten Glockenstuhl auf. Bei den neueren Gebäuden ist der Glockenstuhl manchmal vorhanden, aber die Glocke fehlt dann in der Regel.

Die Ruhe. Wir treffen unterwegs kaum auf andere Wanderer, obwohl jetzt Hochsaison ist und die Tiroler auch schon Sommerferien haben. Auch sonst ist es fast überall sehr ruhig; eine richtige Wohltat! Allerdings liegt unser heutige Gasthof Jodlbühel direkt an der vielbefahrenen B161. Hier sorgt die Dreifachveglasung für die Ruhe. Auch gut.

Kommen wir zu den Bildern des Tages:

Bei Eben. Wir wandern eindeutig in einem Skigebiet. Das Kitzbüheler Horn ist oben hinter meiner linken Schulter.
Als der Werbetexter nicht mehr weiter wusste.
Eines der häufigsten Schilder hier an den Häusern.
Tolle Torschliessmechanik.
Im Gebiet Kochau. Es wird gebaut.
Im Gebiet Kochau. Es wird wirklich viel gebaut.
In einem Villengarten. Andreas Hofer? Georg Jennerwein? Udo Jürgens? Wir wissen es nicht.
In einem anderen Villengarten. Nein, wir wissen auch da nichts.
Die Jungschwalbe streckt frech den Schnabel raus.
Die Terrasse des Schwarzen Adlers. Bertl richtet den Tisch für die Gäste.
Der Schwarze Adler. Aufnahme ohne Verkehr auf der B161 (vorne).
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Kitzbühel

Heute geniessen wir einen Ruhetag. Ausschlafen wollen wir aber nicht, denn es herrscht Kaiserwetter! Zum ersten Mal bestaunen wir den Wilden Kaiser ohne Wolkenhut.

Der Wilde Kaiser

Und auch sonst wollen wir Berge sehen, viele Berge! Deshalb lösen wir einen Wanderpass (Tageskarte für alle Busse und Bergbahnen) und gondeln als erstes auf das Kitzbüheler Horn. Es ist 1’996 Meter hoch und bietet einen fantastischen Rundumblick (Video von Christof!!!). Wir sehen im Norden bis zum Chiemsee, erkennen den Hochfelln, den wir im Sommer 2020 erklommen haben. Im Süden schweift der Blick bis zum Grossglockner und zum Venediger.

Hinten rechts die Venedigergruppe

Direkt gegenüber steht der Hahnenkamm mit seiner unglaublich steilen Gondelbahn und der weltberühmten Streif. Man kann sie ablaufen, die Tore sind gesteckt. Dort hinauf wollen als nächstes.

Der Hahnenkamm

Die Gondeln der Hahnenkammbahn tragen die Namen der diversen Sieger der Skirennen. Wir erwischen die Nummer 1, die Toni Sailer gewidmet ist – passt. Es geht höllisch steil hoch. Und oben auf dem Hahnenkamm kann man einen Blick aus dem Starthaus der Abfahrt werfen.

Das Starthaus der Hahnenkamm-Abfahrt

Es geht höllisch steil hinunter. Man sieht tatsächlich nur die ersten vier Tore, hinter der Mausefalle verschwindet die Strecke.

Der Start der Streif

Und von unten nach oben sieht das dann so aus:

Brige vor der Mausefalle

Weiter hinunter laufen wir aber nicht, sondern wieder hinauf, um im Restaurant auf dem Hahnenkamm zu Mittag zu essen. Dann gondeln wir wieder hinab und verbummeln den Rest des Tages in Kitzbühel, wie es sich gehört.

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Von Ellmau nach Kitzbühel

Zum ersten Mal wird es beim Frühstücksbuffet teuer, die Wirtin im Viersternehotel knöpft uns zweimal 4 Euro ab für zwei Eingeklemmte. Beim Auschecken zahle ich das mit einem 10-Euroschein, das Herausgeld wird, das ist kein Witz, aus einem Sparschwein herausgeschüttelt. Wenn die wüssten, dass Brige Fachfrau im Finanz- und Rechnungswesen mit eidgenössischem Fachausweis ist …

Der heutige Wanderstart in Ellmau.

So, jetzt aber los und gleich den Berg hoch zur Marienkapelle über Ellmau, die einen schönen Blick auf den Wilden Kaiser bietet. Der trägt immer noch einen Hut.

Blick auf Ellmau. Hinten der Wilde Kaiser.

Nach der Kapelle biegt die Tagesroute in die Ellmauer Rodelstrecke ein und wir gewinnen schnell an Höhe. Wir werweissen, wie viel Schnee hier wohl winters liegen mag, denn Ellmau liegt auf nur gerade 880 Metern über Meer, was uns nicht gerade schneesicher dünkt.

Auf der Rodelstrecke am Wandern.
Die Rodelstrecke ist beleuchtet (siehe rechts, links) und kunstbeschneit (siehe mitte).

Oben nehmen wir den empfohlenen Abstecher zur Brenneralm, die einen tollen Weitblick bietet.

Auf der Brenneralm.

Es läuft sich heute sehr gut; wir passieren Lierstätt, Scharlwandalm und die Wirtsalm. Beim Hof auf der Wirtsalm hängt unter dem Giebel etwas; von weitem tippe ich auf einen Hirsch- oder Gemskopf, von Nahe ist es ein zerzaustes undefinierbares Irgendetwas mit Federn. Übel.

Über die Veitkapelle erreichen wir Reith bei Kitzbühel. Der Weg führt schnurgerade über einen frischgemähten Streifen vom Waldrand zur Kapelle und dann ins Dorf hinein.

Weg zur Veitkapelle. Hinten das Dorf Reith. Ganz hinten das Kitzbüheler Horn.

Man merkt die Nähe des Nobelortes gut, die Chalets sehen teuer aus, die Fahrzeuge auch. Sogar die Baumhütten sehen teuer aus.

Das noble Baumhaus mit noblem Treppenaufgang oberhalb Reith.

Es sind jetzt auch ordentlich viele Leute unterwegs, allerdings mehr Spazierende als Wandernde. Viele kleine frisierte Hunde auch. Wir sichten die ersten Bogner-Gilets beim Giehringer Weiher. Dann führt uns der Weg zum Schwarzsee mit seinem Naturschutzgebiet. Der Seename sagt es, wir sind in einem beeindruckenden Moorgebiet und entsprechendem Bohlenweg.

Im Moorschutzgebiet am Schwarzsee.

Nach soviel Natur zwischendurch wieder etwas Technik. Hier wird irgendetwas Unappetitliches aus dem Lifestyle & Design Alpenhotel Kitzbühel am Schwarzsee entsorgt. Hinten wird gebaut. Hier wird eigentlich überall gebaut.

Jetzt kommt Kitzbühel immer näher. Wir steuern direkt ins Zentrum, wo uns das Hotel Tiefenbrunner in der Altstadt zwei Tage beherbergen wird. Kitzbühel ist das Ende des ersten Teils unserer Alpenquerung, morgen werden wir einen Ruhetag geniessen – wobei, ich hätte da schon noch Ideen für die eine oder andere Wanderung, es locken schliesslich die Streif und das Kitzbüheler Horn!

Vorerst schlendern wir aber durch Kitzbühel. Der Schaufensterbummel macht müde, oder war das die Wanderung? Nachdem wir kein Badekleid für Brige und keine Hirschlederhose für mich für € 1’550 gekauft haben, geniessen wir einen doppelten Espresso und ein Stück Pistazienkuchen (sehr gut!) und studieren die vorübergehenden Passanten. Es ist aller Gattig Leute unterwegs …

Die Vorstadt in Kitzbühel. Hinten das gelbe und rote Gebäude, das ist unser Hotel.
Blick aus dem Hotelzimmer auf den Wilden Kaiser. Jetzt ohne Hut.
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Von Kufstein nach Ellmau

Heute ist perfektes Wanderwetter: am Morgen bewölkt und angenehm kühl, am Nachmittag wird es immer schöner und wärmer. Einzig die Fernsicht könnte man bemängeln, aber wir wollen nicht kleinlich sein.

Auf dem Kaiserlift

Wir starten direkt vom Hotel aus und laufen rund zwei Kilometer durch Kufstein bis zum Kaiserlift. Diese Einersesselbahn trägt uns in zwei Etappen à je 12 Minuten hoch zum Brentenjoch auf 1’256 Metern. Die Fahrt ist ruhig und entspannend und führt uns mitten ins wunderschöne Kaisergebirge.

Der zahme Kaiser

Von der Fahrt ist uns ein bisschen kalt geworden, aber nach kurzer Gehzeit Richtung Steinbergalm ist uns bereits wieder warm. Wir sind praktisch alleine unterwegs. Schon beim Sessellift war nichts los, und wir wundern uns, wo all die Leute sind? Immerhin haben hier in der Region die Ferien jetzt auch angefangen, das wissen wir vom Taxifahrer.

Steinbergalm

Von der Steinbergalm aus führen tatsächlich Bergwege auf zwei der wilden Kaisergipfel. Eines der Gipfelkreuze sehen wir und wundern uns, wie man diese steilen Bergflanken hochkommt.

Der wilde Kaiser

Nun folgt der letzte Anstieg zur Hochegg auf 1’470 Metern. Von dort können wir in beide Richtungen des Inntals äugen. Dann geht es nur noch bergab Richtung Hintersteiner See, der angeblich der sauberste im Tirol sein soll. Langsam kommen uns immer mehr Wanderer entgegen, und als wir die Walleralm erreichen – die gleich mit mehreren Restaurants aufwartet – ist der Bann endgültig gebrochen. Ab jetzt herrscht auf den Wanderwegen und Feldstrassen Hochbetrieb mit Ausflüglern auf Schusters Rappen oder E-Bike.

Das Inntal Richtung Norden

Unten beim See ist ein grosser Parkplatz, und ein Shuttlebus fährt halbstündlich nach Scheffau, wo man in den Linienbus umsteigen kann. So wäre es vorgesehen.

Der Hintersteiner See

Wir beschliessen aber kurzerhand, die gute Stunde nach Scheffau zu laufen, da es eine Wanderroute hat. Zuerst müssen etwas auf der kleinen Strasse wandern, aber am Schluss führt der Weg durch die Rehklamm, ein Bachtobel mit etwa einem Dutzend Brücklein.

Christof in der Rehklamm

In Scheffau schaffen wir es irgendwie, von keinem der beiden Busse mitgenommen zu werden, die nach Ellmau fahren, so dass wir kurzerhand ein Taxi bestellen. Wir sind das Taxifahren ja mittlerweile gewohnt.

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Von Vorderthiersee nach Kufstein

Wolkenverhangen mit Ansätzen zu blau – so präsentiert sich der Himmel heute Morgen. Also legen wir das Regenzeug bereit, bevor wir uns am Frühstücksbuffet stärken.

Blick aus dem Hotelzimmer in Hinterthiersee. Wolkig? Blauer Himmel!

Wir erhalten das Lunchpaket und eine Tafel Schokolade zum Abschied, dann holt uns das Taxi ab und bringt uns zum nahegelegenen Vorderthiersee; wir sparen uns damit 10 Kilometer Wandern auf Asphalt.

Oberammergau? Nein; das Passionsspielhaus in Vorderthiersee.
Der Thiersee.

Am Thiersee hören wir die Musi spielen, sonst sehen wir kaum einen Menschen; Sonntagmorgen in Tirol halt. Wir umrunden den See, passieren die „Wald-Wild-Bienen-Erlebniswelt“ ohne Erlebnis und gelangen auf die Marblinger Höhe.

Wohlbehütet mit dem Heiligen der Reisenden auf der Marblinger Höhe.

Hier folgt die Wanderroute etwa einen Kilometer lang der Strasse, bevor wir Richtung Längsee und Hechtsee abzweigen.

Auch ein Wanderweg …

Letzter ist touristisch gut ausgebaut, ein topfeben gekiester Rundweg, die Seearena Hechtsee, mit allem was halt so dazugehört. Auf der Gegenseite geht es wieder hoch zur Ruine und Kapelle Thierberg, einem schönen Felssporn, von dem aus wir auf das Tagesziel Kufstein und den Inn blicken können. Die Kapelle wird von einem Einsiedler bewohnt, dessen beide Vorgänger beide während rund 40 Jahren hier lebten.

Einsiedler der Kapelle Thierberg.
Blick von der Ruine Thierberg auf Kufstein und den Inn.

Wir rasten hier, trocknen Rucksackschutzhülle und Wanderschirm und verzehren das Lunchpaket, das unter anderem zwei steinharte Pfirsiche und Trauben enthält.

Der Abstieg führt direkt nach unten, wir unterqueren die Autobahn, auf der sich der Ferienverkehr staut, wir unterqueren die Bahngleise und gelangen zum Inn, der hier beinahe so breit ist wie in Passau. Wir folgen dem Fluss aufwärts Richtung Altstadt von Kufstein, vor uns immer in Sicht die wuchtige Festung Kufstein.

Der Inn bei Kufstein. Hinten die Festung.
Hochwasserschutz an der Uferpromenade. Heute betrug der Pegelstand 221 cm; der Gefahrenbereich beginnt erst bei 600 cm.

Abgestiegen wird im Goldenen Löwen, wir beziehen unser Zimmer im dritten Stock, duschen und gehen gleich wieder hinaus, um die Altstadt zu erkunden. Selbstverständlich will ich auch die Festung sehen, mit der Gästecard des Hotels ist die Schrägliftfahrt, die offiziell „Panoramabahn Kaiser Maximilian“ heisst, für uns gratis, wir werden an der Schranke unten durchgewinkt, während andere noch € 12 aus ihren Börsen klauben.

Blick auf die Panoramabahn Kaiser Maximilian.
Blick aus der Panoramabahn auf die Kufsteiner Altstadt.

Die Anlage ist atemberaubend, sie steht auf einem 90 Meter hohen senkrecht abfallenden Felsen, praktisch uneinnehmbar. Im obersten Stockwerk des Kaiserturms befinden sich 13 Zellen, wo während verschiedenen revolutionären Bewegungen politische Häftlinge langjährige Haftstrafen, teilweise „in Eisen“, absitzen mussten. Die Ausstellung ist äusserst bedrückend, der unmenschliche Umgang mit den Insassen schockierend. Nachdenklich verlassen wir den Turm.

Auf der Suche nach den Kasematten verirren wir uns auf die Caroli-Bastion, wo man ebenfalls einen tollen Blick ins Land hat.

Auf der Caroli-Bastion. Was machen eigentlich die Leute da im Hintergrund?

Unten kommen wir am Bürgerturm vorbei, der die Heldenorgel birgt, die grösste Freiluftorgel der Welt, auf der der Amtsorganist seit 2009 täglich um 12 Uhr ein kurzes Konzert spielt, das angeblich bis zu 10 Kilometer weit zu hören ist.

Die mehrstöckige Orgel kann besichtigt werden; wir sind sehr beeindruckt von den knapp 5000 Pfeifen in allen Lagen und Grössen. Ich verstehe von Orgeln relativ sehr wenig, die ganze Fachterminologie der Orgel gefällt mir aber ausnehmend gut! Da weist der Spieltisch vier Manuale und eine Pedalerie auf und in der aktuellen Disposition finden sich unter den Registern ein Gedacktpommer, ein Sesquialter, die Terzzimbel, das Gemshorn, die Bombarde und auch der Choralbass. Die Orgel weist verschiedene Spielhilfen auf, etwa die Kombinationszüge als Manubrien und umschaltbare Crescendowalzen. Schade, dass niemand spielt!

Wir lassen die Festung hinter uns und spazieren in die Altstadt zurück. Das Wetter wird immer besser, es ist merklich wärmer geworden und die Sonne beginnt sich zu zeigen. Wir stärken uns in einem Café am Inn und freuen uns auf das, was noch vor uns liegt.

Um 18 Uhr ist für uns im Goldenen Löwen ein Tisch reserviert. Und pünktlich um 18 Uhr erschallen Orgelklänge! Wir gehen auf den Platz vor dem Hotel und geniessen ein zehnminütiges Orgelkonzert in beachtlicher Lautstärke, denn der Goldene Löwe liegt direkt am Fuss der Festung – ein schöner Tagesausklang!

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Von Bayrischzell nach Hinterthiersee

Als wir zum Frühstück schreiten, sind wir noch gut genährt vom Viergänger gestern Abend, aber wir haben heute eine strenge Etappe vor uns, und so greifen wir trotzdem zu. Ich nehme mir aber vor auf den Kuchen zum Nachmittagskaffee zu verzichten.

Skabiose

Per Taxi, das auch gleich unsere Koffer ins nächste Hotel bringt, werden wir zum Startpunkt unserer Wanderung gefahren, der sich im Nesseltal und damit schon fast in Österreich befindet. Es ist noch etwas kühl und leicht bewölkt – perfektes Wanderwetter. Es geht auch gleich bergauf, so dass uns schnell warm wird. Durch lichten Wald mit wunderbaren Bergblumen, aber auch Erdbeeren, Heidelbeeren, Wachholder und ein paar Pilzen, steigen wir auf den rund 1’360 Meter hohen Nesselberg. Wieder sind wir ganz alleine unterwegs und geniessen die wundervolle Natur und die prächtige Aussicht.

Blick vom Nesselberg

Ein Grenzstein erinnert uns daran, dass wir von Bayern nach Kufstein übertreten, bevor wir zur Mariandlalm hinabsteigen. Und hier in Österreich sehen wir einige Wandersleute, die auch in der schönen Gegend unterwegs sind. Von der Mariandlalm, wo natürlich ein Restaurant steht, geht es nochmals talaufwärts und über einen kleinen Pass, den höchsten Punkt unserer heutigen Etappe. Auch dieser Weg lässt keine Wünsche offen, egal ob man in die Ferne schaut (Berge) oder in die Nähe (Blumen).

Distel

Nun geht es weit hinab: von 1’500 auf 600 Meter. Zuerst machen wir aber eine kurze Pause bei einer kleinen Kapelle auf den Trainsalmen. Hier gibt es sehr viele Kühe, und wir sehen, wie der Lastwagen von Tirol-Milch eintrifft, um die Milch einzusammeln. Wir begegnen ihm nochmals, als wir die Waldstrasse ins Schmiedtal hinunterlaufen. Er fährt ziemlich schnell, und ich bin froh, dass er auf der Kiesstrasse die Kurve erwischt und ich nicht auf ins Tobel hinabhechten muss.

Glockenblume

Unten im Schmiedtal ist es etwas trostlos, aber wir steigen am Gegenhang gleich wieder hinauf Richtung Hinterthiersee. Es ist angenehm schattig und kühl, aber die Bremsen plagen uns etwas. Der Weg führt über einen Hof, der mehr als zwielichtig wirkt mit seiner Unordnung und den Männern, welche hinter dem Haus an irgendwelchen Fahrzeugen herumschrauben. Wir werden auch gleich vom Hofhund belästigt, der seiner Besitzerin überhaupt nicht gehorcht. Tannöd, denke ich sofort.

Knabenkraut

Noch ein kurzer Aufstieg, und dann haben wir es geschafft und erreichen Hinterthiersee, ein schmuckes Dorf, das touristisch geprägt ist. Neber der Pfarrkirche setzen wir uns auf eine Bank und verdrücken den Rest unseres Lunchpaketes. Dann begeben wir uns ins feine Viersternhotel «Thierseer Hof», wo wir als erstes zu Kaffee und Kuchen eingeladen werden.

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