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Salzalpensteig Tag 2: von Marquartstein nach Bergen

Heute steht eine Monsteretappe auf dem Programm. Das heisst, wir beschliessen selbst, das Stück auf den Hochfelln heute zu absolvieren, obwohl es im Reiseprogramm gar nicht oder erst Morgen eingeplant ist. Und obwohl wir gegen Schluss ziemlich leiden, bereuen wir es nicht!

Bei strahlendem Wetter laufen wir schon vor neun Uhr in Marquartstein los und schaffen es, im kleinen Ort erneut eine Abzweigung zu verpassen. Wenn das so weitergeht, müssen wir in Zukunft unsere Wanderferien mit Wanderleitung buchen. Dann geht es steil bergauf Richtung Schnappenberg. Wir sind im kühlen, schattigen Wald unterwegs und bestaunen am Wegesrand Orchideen wie Knabenkraut und Waldvögelein, aber auch Türkenbund-Lilien.

Das rote Waldvögelein

Der Weg ist breit und komfortabel, und wir erreichen nach eindreiviertel Stunden die Schnappenkirche auf rund 1’100 Metern, die wunderschön unterhalb des Gipfels gelegen ist. Wir geniessen die tolle Aussicht auf den Chiemsee und gönnen uns eine kleine Stärkung.

Blick von der Schnappenkirche auf den Chiemgau

Nun geht es auf dieser Höhe weiter, und bald verlassen wir den Wald und überqueren drei Almen: die Staudacher Alm, die Brachtalm und die Vorderalm. Wir geniessen den freien Blick auf die Weiden und die umliegenden Gipfel, schleichen an den Mutterkühen vorbei und können uns nicht entscheiden, in welche Almwirtschaft wir einkehren wollen. Da es für Kaffee nun ohnehin zu spät ist und wir noch einen langen Weg vor uns haben, lassen wir alle aus. Eigentlich schade. Das wollen wir morgen besser machen!

Staudacher Alm

Nun folgt ein sehr trauriger Abschnitt, denn von der auf 1’140 Metern hoch gelegenen Vorderalm müssen wir hinabsteigen, steil hinab bis auf 860 Meter, und das im Wissen, dass der Hochfelln 1’660 Meter hoch ist. Immerhin ist es eine breite Waldstrasse, das spart Kraft. Schliesslich erreichen wir den Tiefpunkt unserer Wanderung und folgen nun einem Bergbach wieder hinauf, endlich Richtung Hochfelln. Hier ist ordentlich Betrieb, wandernd und bikend sind Leute unterwegs, denn die Strasse führt an diverse Zielorte. Ausserdem gibt es als Attraktion einen Wasserfall, und zwar einen ordentlichen. Wir machen Pause und stärken uns für die letzten 800 Höhenmeter.

Es fängt ganz gut an. Die Strasse ist zwar steil, aber breit, und so schaffen wir die ersten zweihundert Höhenmeter im Nu. Das Tobel, das wir hinten überqueren, ist eindrücklich, und auch hier ist die Flora fantastisch. Wir sind nun total alleine unterwegs, vielleicht weil es bereits Nachmittag ist und der Aufstieg gut vier Stunden dauern soll. Dazu muss man wissen, dass die letzte Gondel auf dem Hochfelln um 16.45 Uhr talwärts fährt.

Dann verlassen wir den komfortablen Weg und überqueren ein Rinnsal unterhalb einens riesigen Bergabbruchs. Neben diesem Geröllfeld steigen wir nun hoch auf schmalen, gewundenen Pfaden. Es ist sagenhaft schön, wie in einem Märchenwald, aber auch heiss und anstrengend. Wir müssen nun regelmässig Trinkpausen einlegen und spüren langsam unsere Beine.

Chiemgauer Bergwelt

Endlich erreichen wir den Thoraukopf, wo sich der Blick öffnet und wir die umliegende Bergwelt bestaunen. Gemäss Wanderwegweiser sind es nun noch 45 Minuten bis zum Gipfel. Wir folgen vielleicht eine Viertelstunde einem Gratweg und erreichen eine Kreuzung, wo die Tafel Richtung Hochfelln wieder mit 45 Minuten Gehzeit aufwartet, toll!

Nun wird es hart, denn der Schlussaufstieg ist eine richtige Kraxelei mit schiefen, steilen, riesigen Treppenstufen, Felsen und Sträuchern. Zur Krönung folgt noch ein Wegweiser, der nun 1 Stunde Wegzeit angibt … Wir kämpfen uns mit letzter Kraft und Hilfe des Müsliriegels aus der Bäckerei gestern das letzte ruppige Stück hoch, und dann haben wir es geschafft! Gut zwei Stunden haben wir für den Aufstieg gebraucht, und wir sind ziemlich erschöpft. Aber die Aussicht vom Hochfelln ist einfach prächtig. Der Berg steht ziemlich allein und bietet entsprechende Rundsicht. Es gibt ein Restaurant, und es hat auch einige Leute auf dem Gipfel, aber überlaufen ist es nicht.

Hochfelln

Nachdem wir uns erholt und die Aussicht in alle Richtungen genossen haben, fahren wir mit der Gondelbahn (Garaventa, Baujahr 1969-1790) ganz hinab bis nach Bergen. Unser Hotel steht praktischerweise gleich neben der Talstation. Dort setzen wir uns stehenden Fusses in den Biergarten und schlürfen Eiskaffee beziehungsweise Radler. Das war ein toller Tag!