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Donauberglandweg Tag 4: von Fridingen nach Beuron (und zurück)

Weil wir gestern Abend auf der Suche nach einer Gaststätte das schmucke Zentrum von Fridingen erkundet haben, kennen wir heute Morgen den direkten Zustiegsweg zur vierten und letzten Etappe des Donauberglandwegs wie unseren Hosensack.

Nachtessen gab’s gestern übrigens im „Scharf Eck“, einem windschiefen, aber sehr gemütlichen Gasthof („schwäbisch, urig-traditionell, oifach schee!“).

Schiefes Scharf Eck.
An der braunen Donau.

Die Route führt zuerst auf dem Radweg entlang der Donau, die immer noch schlammbraun tost. Dann zweigt der Wanderweg ab und es geht im direkten Stich hoch zur Ruine Kallenberg.

Aufstieg zum Kallenberg. Brige weit vor dem Peloton.
Ruine Kallenberg.

Wir schwitzen wie die Pferde, es ist bewölkt, schwül und extrem feucht. Die Ruine ist ziemlich überwachsen, was die Aussicht etwas schmälert, aber immerhin sehen wir auf die Nordseite des Donautals, das hier einem kleinen Canyon gleicht. Kein Wunder, schliesslich wandern wir zur Zeit mitten im Donaudurchbruch.

Im Donaudurchbruch.

Auf der anderen Talseite erkennen wir das Berghaus Knopfmacher und auf dem Felssporn davor Ausflügler, die ins Tal äugen. Wir ärgern uns gleich nochmals, dass wir diese Felskanzel gestern verpasst haben und schmieden Pläne, wie wir einen Abstecher dorthin in den heutigen Tag einbauen könnten.

Berghaus Knopfmacher auf der anderen Seite.

Das folgende Wegstück ist herzlich unspektakulär, es führt im steten Auf und Ab durch den Wald. Aussicht? Fehlanzeige. Auch heute heften wir unseren Blick auf den Boden unmittelbar vor unseren Füssen, das Terrain ist lehmig, glitschig, und Steine und Wurzeln sind seifig. Das macht müde in den Beinen und im Kopf.

Dann aber weitet sich der Blick plötzlich und wir staunen über die atemberaubende Lage des Schlosses Bronnen, das nur über eine Brücke erreicht werden kann. Wir bewundern die Burg, schade, dass sie sich in Privatbesitz befindet, die Aussicht vom Felsen aus stellen wir uns maximal vor.

Auf dem Weg zum Schloss Bronnen.

Unser Weg führt in engen Kehren steil bergab, wir laufen wieder wie auf Eiern, um nicht auszurutschen, umrunden aber erfolgreich den Fels, der Schloss Bronnen trägt. Dann geht’s ein Bachbett hoch zum sogenannten Aussiedlerhof.

Ein Wanderweg oder ein Bachbett?
So entstand obiges Bild.
Blick zurück auf Schloss Bronnen.

Und wenn es Hof heisst, dann hat es Rindviecher, die die Wanderwege ruinieren. Prompt versinke ich links bis zum Knöchel im Dreck.

Der Drecksweg.

Und fluche herzhaft. Fluchen muss ich auch, weil meine Kamera piepst und rot leuchtet; die Speicherkarte ist voll. Also muss Brige übernehmen.

Jetzt geht es leicht fallend bergab zur Donau und ihr entlang. Das Mädesüss riecht fein.

Mädesüss (rechts), Wasser (unten), Erzabtei (hinten):

Bald erblicken wir die Erzabtei St. Martin von Beuron, an der Stirnseite der Abteikirche prangt ein riesiges Bild mit dem heiligen Mantelteiler; ältere Leserinnen und Leser erinnern sich an die frühere Schweizer 100er-Note … Noch wenige Schritte, und wir sind am ersten Ziel, dem Ende des Donauberglandwegs.

Weil wir noch zu wenig müde sind, beschliessen wir, mit Bahn und Bus von Beuron zum Knopfmacherfelsen zu fahren, und den Abschnitt, den wir gestern im strömenden Regen absolviert haben, gleich nochmals unter die Füsse zu nehmen. Da es bis zur Zugabfahrt noch etwas dauert, genehmigen wir uns Eiskaffee und Himbeerkuchen.

Bahnhof Beuron. Trostlos wie die meisten Bahnhöfe an Nebenstrecken.
Am 4. April 1833 kam der Knopfmacher Fidelis Martin vom Markt in Tuttlingen zurück und war mit seinem Pferd auf dem Weg von Fridingen nach Beuron. Auf der Höhe bei der alten Schanze fing es an zu nachten. Dem Knopfmacher erschien das Hardtfräulein, es lockte ihn auf den steilen Felsen hinaus, wo der Knopfmacher und sein Pferd hinunterstürzten. Erst 14 Tage später fand sie der Klosterschäfer von Beuron tot am Fusse des Felsens.
Ich liebe Beamtendeutsch. „Fahrgastverdichtungen“ … „Verstärkerfahrten“ …

Die Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln dauert nur kurz und wir befinden uns wieder auf dem grossen Parkplatz vor dem Berggasthof Knopfmacher. Dieses Mal geht es direkt zur Felsklippe, die wir gestern verpasst haben und in der Tat, die Aussicht ist beeindruckend! Wir lassen uns Zeit und gucken in alle Richtungen, der Donaudurchbruch lässt uns staunen.

Auf der Felsklippe.
Blick talabwärts.
Blick talaufwärts.

Dann kommt es zu einer Première auf unseren Wanderungen in Deutschland, wir gehen eine Strecke zum zweiten Mal! Auch heute gefällt es uns ausnehmend gut auf der Hochebene, blicken nochmals beim Stiegelesfelsen in die Tiefe, später passieren wir die Kapelle trockenen Fusses, steigen dann ab nach Fridingen und kehren müde, aber zufrieden zurück in den Gasthof Sonne, wo die Wirtin ganz erstaunt ist, dass sie uns nicht – wie eigentlich vorgesehen – in Beuron abholen muss. Ebenfalls im zweiten Anlauf finden wir auch noch den Trocknungsraum für nasse Wanderschuhe.

Ein rundum gelungener Tag also!

Auf der Hochebene.
Die Kapelle, wo wir gestern unter standen.
Im Trockenraum beim Schuhe reinigen.