Nein, hier geht es nicht um Christof, sondern um das Stück, das wir heute im Schauspielhaus gesehen haben. Offenbar hatten wir Glück, dass überhaupt gespielt wurde, denn der Stromausfall hatte die Bühneninstallation in Mitleidenschaft gezogen. Sie konnte aber gerade noch rechtzeitig repariert werden. So erzählte mir vor Beginn eine ältere Dame. (Ich rede gern mit älteren Damen in Zürich, denn sie sprechen ein wunderbares Züritüütsch.) Auf jeden Fall wurde «der ideale Mann» aufgeführt.
Der anerkannte Parlamentarier Sir Robert Chiltern wird wegen seines makellosen und vorbildlichen Charakters von seiner Frau als „idealer Mann“ verehrt. Sie ahnt nichts – oder will nichts ahnen – von seinen dunklen Seiten, zu denen Hab- und Machtgier sowie Skrupellosigkeit gehören. Oscar Wildes sarkastische Komödie aus dem Jahr 1895 ist – inszeniert von Tina Lanik – in der Schweiz erstmals in der Neufassung von Elfriede Jelinek zu sehen. Lanik, zuletzt in Hannover und München tätig, gibt damit ihr Debüt am Schauspielhaus Zürich.
Temporeich und witzig war die Aufführung, hochaktuell das Thema, die Schauspieler brillant. Kalauer, Slapstick und Sex waren für mich an der oberen Grenze des Erträglichen, aber es war ein unterhaltsamer Abend, hat mir gefallen.