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Ferien

Heute war mein erster Ferientag. Ich habe ausgeschlafen, Zeitung gelesen, in meinem Buch* gelesen, ein bisschen Spanisch gelernt, im Internet gesurft und gechattet, ferngesehen, etwas aufgeräumt und bin im Wald gerannt. Ich habe altes Brot gegessen, weil der Beck am Montag zu hat, und abends am Rebmoosweg Line Aquavit getrunken.

*Ich lese gerade «Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins» von Milan Kundera. Das Buch gefällt mir ausgezeichnet. Der grösste Teil der Geschichte spielt in Prag, und heute bin ich auf ein Gedicht mit dem Titel «Prag» gestossen. Es ist ein bisschen speziell, aber ich möchte es euch nicht vorenthalten:

Prag.
Auf dem alten jüdischen Friedhofe

Sinnend stand ich bei dem Grabe
Rabby Löv’s, des jüd’schen Weisen,
Hörte wie im Traum den Führer
Seine todten Ahnherrn preisen.

Und warum, so frug ich staunend,
All‘ die Juden, groß und kleine,
Auf das Grab mit leisem Murmeln
Werfen bunte Kieselsteine?

Und es wurde mir die Antwort:
«Um zu ehren, ist geboten,
Daß wir Blumen streu’n Lebend’gen,
Steine auf das Grab der Todten.»

Von solch‘ heidnischem Gebrauche
Sind wir Christen längst gereinigt:
Wir bekränzen stets die Gräber
Jener, welche wir gesteinigt.

Ada Christen
(1839-1901)

aus: Aus der Asche

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