Gestern fing es gegen Abend an zu regnen, aber das kümmerte uns wenig — erst bekamen wir eine Fussmassage und anschliessend genossen wir ein feines Abendessen im Parkhotel Ambiente. Das schön gelegene Haus war vor der Wende Parteifunktionären vorbehalten; nun befindet sich ein Wellness-Hotel darin.
Heute Morgen hat es noch Wolken und ein kühler Wind weht, aber das Wetter ist gut zum Wandern, und wir treffen heute — im Gegensatz zu gestern — nur wenig Leute an unterwegs.
Wir wandern auf schönen Waldwegen immer wieder an den eindrücklichen Sandsteinfelsen vorbei Richtung Brand. Der Brand ist ein Aussichtspunkt über dem Polenztal. Obwohl wir uns auf nur 317 Metern über Meer befindern, geniessen wir neben dem Cappuccino einen fantastischen Panoramablick von der Terrasse der Brand-Baude, wie das Ausflugsrestaurant heisst.
Dann müssen wir ins nächste Tal hinab, und zwar über exakt 867 Treppenstufen von der steilen Sorte. Das schwächt den Muskelkater, den wir uns gestern auf den endlosen Treppen geholt haben, auch nicht ab.
Auf der anderen Talseite geht es unverzüglich wieder steil bergauf nach Waitzdorf, und nun kommen wir zum ersten Mal heute gehörig ins Schwitzen. Aber es lohnt sich, denn nun folgt ein Stück auf dem Felsplateau über dem Polenztal, das einige fantastische Aussichtspunkte bietet. Leider windet es ziemlich heftig hier oben, so dass wir das Mittagessen verschieben müssen. Also laufen wir wieder bergab und durch den Kohlichtgraben — eine schöne Schlucht — und werden immer hungriger. Das Dorf Kohlmühle lädt auch nicht zum Verweilen ein; es wirkt fast wie eine Geisterstadt. Aber kurz nach Kohlmühle machen wir Halt bei einem eigenartigen Rastplatz: Im Rücken haben wir einen steilen Waldabhang, direkt vor uns den Wanderpfad und fünf Meter vor uns das Bahngleis. Der Blick ist allerdings nicht schlecht: über ein riesiges, bunt geschecktes brachliegendes Feld sieht man an den gegenüberliegenden bewaldeten Berghang.
Nun folgt ein abenteuerlicher Weg entlang der Sebnitz, der schon bessere Tage gesehen hat. Wir müssen sogar eine kleine Kletterpartie einlegen und stellen später fest, dass es wohl einen neuen Weg auf der anderen Seite des Baches gibt. Das Sebnitztal wirkt sehr einsam und abgelegen, obwohl es Kuhweiden hat. Bald folgt der letzte Aufstieg für heute nach Altendorf, das wunderschön auf dem Hügel gelegen ist und entsprechende viele Ferienhäuser aufweist. Der letzte steile Abstieg führt uns direkt ins Kirnitzschtal zur Tramhaltestelle Ostrauer Mühle. Tatsächlich: Hier fährt ein Tram, und zwar ein richtig antikes mit einem riesigen Pantographen!
Zwei Stationen quietschen wir uns bis zum Hotel Forsthaus, das für die nächsten zwei Nächte unser Domizil ist. Und nun bitte Kaffee und Kuchen!