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Neckarsteig Etappe 1: von Bad Wimpfen bis Burg Hornberg (Neckarzimmern)

Vor sieben Uhr stehen wir auf, denn das Orakel von Meteosat droht gegen Abend mit Regen und sogar Gewittern. Nach dem Frühstück und dem Fassen der Lunchtüten beschäftigt uns vor allem eine Frage: kurze oder lange Wanderhosen? Wir entscheiden uns für kurz, obwohl es am Morgen nur knapp 10 Grad hat. Jetzt aber los! Zuerst folgen wir ein gutes Stück dem Neckar. Es ist dunstig und das Gras ist feucht, man ist bereits froh um die GoreTex-Schuhe. Der Neckar ist eigentlich kein richtiger Fluss, sondern gleicht einem Kanal. Fliessen tut da kaum etwas. Es gibt Staustufen mit Schleusen, die von den wenigen Frachtschiffen benutzt werden. Passagierschiffe gibt es noch weniger. Das Ganze kommt sehr beschaulich daher.

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In Heinsheim verlassen wir das Neckarufer und steigen auf den Schlossberg. In der Dorfmitte winkt bereits das erste Café, aber wir marschieren tapfer weiter. Oben auf dem Hügel laufen wir über Felder und Streuobstwiesen, und es beginnt fürchterlich zu stinken. Aha, der Stinker ist eine riesige Kompostieranlage, die wir gerne hinter uns lassen. Es geht an einem Golfplatz vorbei, und bald kommt eine Friedhofsmauer in Sicht. Es handelt sich um den grössten jüdischen Friedhof Deutschlands, und er ist wirklich eindrücklich mit seinen über tausend Grabsteinen und wunderbaren alten Bäumen.

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Nun folgt eine längere Passage durch den herbstlichen Wald, bis wir gegen elf Uhr Burg Guttenberg erreichen. Eigentlich wären wir gerade richtig für Flugvorführung der Greifvögel, die dort in einer grossen Warte hausen. Die Vorführung dauert aber über eine Stunde. Das ist uns zu lang, und wir sind hungrig und durstig, also marschieren wir weiter, bis wir am Waldrand eine Rastbank finden. Wir verdrücken den halben Lunch und blättern in unserem Planzenbestimmungsbuch, bis wir den Weissdorn gefunden haben, der uns am Neckarufer aufgefallen war.

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Wir fangen ein bisschen an zu frieren, denn die Sonne will einfach nicht richtig durch die Schleierwolken dringen. Also wandern wir weiter wieder hinab zum Neckar und zur Schleuse Gundelsheim. Dort wird gerade ein Frachtschiff die Stufe hinuntergelassen. Wir bewundern die riesigen Ketten des Stauwehrs, und geniessen den Blick flussabwärts auf das Schloss Horneck. Wir lassen es uns nicht nehmen, einen Abstecher durch die hübsche Ortsmitte von Gundelsheim zu machen und steigen hoch zum Schloss Horneck. Von dort müssen wir direkt wieder hinab, und dann steigen wir über eine steile, windschiefe Treppe durch einen alten Rebberg auf den Michaelsberg. Wunderschön ist es dort oben. Es gibt eine Kapelle und einen Ferienhof und ansonsten Felder mit Rindvieh und Apfelbäume mit knallroten Äpfeln, die anscheinend niemand essen will.

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Und wieder steigen wir ab zum Neckar und kommen zur Bahnstation Hassmersheim, von wo ein eleganter Fussgängersteg in die Ortschaft am anderen Ufer führt. Wir machen einen Abstecher über die Brücke und genehmigen uns am Neckarufer die zweite Hälfte unseres Lunches. Nun folgen die letzten drei Kilometer unserer 23-Kilometer-Etappe. Entlang der Steinbachschlucht steigen wir durch den Wald hoch und erreichen trockenen Fusses unser Ziel Burg Hornberg. Hier lebte einst Götz von Berlichingen. Ja, genau der, haha!

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Nach einer ausgiebigen Dusche genehmigen wir uns Kaffee und Bienenstich. Nun warten wir auf das Gewitter und das Abendessen. 🙂