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Neckarsteig Etappe 2: von der Burg Hornberg bis nach Neckargerach

In der Nacht hat es leicht geregnet. Am Morgen hängen die Wolken tief, es ist feucht, aber überraschend warm. Schwülwarm. Zum Frühstück werden uns die Lunchpakete überreicht, die Beutel enthalten je drei Sandwiches, einen Granini-Apfelsaft in einer Glasflasche und einen Apfel, über den noch zu berichten sein wird. Wir frühstücken wie die Könige, am Fenster in der Burg Hornberg überblicken wir den Neckar, einfach wunderbar.

Fehlstart trotz klarer Angaben; der heutige Chef du tour kann nix!

Fehlstart trotz klarer Angaben; der heutige Chef du tour kann nix!

Der Start der heutigen Etappe misslingt uns gründlich, den allerersten Abzweiger nnch bei der Burg verpassen wir und wandern frohgemut zielstrebig in eine falsche Richtung. Wir werden allerdings schnell misstrauisch, denn das Neckarsteig-Zeichen, ein blau geschwungenes N auf weissem Grund bleibt aus. Also zurück zur Burg und dort auf den richtigen Weg. Unter uns der Neckar im Dunst. Wir biegen bald in ein Seitental ein, wo der Weg anzusteigen beginnt. Es ist wirklich schwül, wir beginnen ordentlich zu schwitzen. Unterwegs überholen wir eine Schulklasse, einige der Jungs tragen Mützen, die müssen wohl gleich sterben vor Hitze, denke ich. Später kommt uns ein Wanderer mit Rucksack entgegen, wir kommen ins Gespräch, er wandere auch den Neckarsteig, wir seien die ersten Wanderer, die ihm entgegen kämen. Das stimmt, auch wir haben gestern und heute kaum andere Wanderer gesehen, die so unterwegs sind wie wir, ab und an trifft man Spaziergänger mit und ohne Hund, damit hat es sich.

Schuhe reinigen eingangs Mosbach; wir wollen ja ins Café.

Schuhe reinigen eingangs Mosbach; wir wollen ja ins Café.

Die in der Karte explizit vermerkte Geistereiche hat mein Interesses schon gestern geweckt; was wir allerdings jetzt antreffen, ist ein praktisch toter Baum, nur noch ein Ast trägt Blätter, ein trauriger Anblick. Dafür entschädigt uns der Kern der Ortschaft Mosbach, der Marktplatz ist gesäumt von alten Fachwerkhäusern. Wir leisten uns in einem Café einen Cappuccino zur Stärkung.

Im Zentrum von Mosbach, hinten das Haus Palm.

Im Zentrum von Mosbach, hinten das Palm’sche Haus.

Jetzt wird die Streckenführung etwas wirr, im Zickzack über windschiefe Tritte den Hang hoch, oben der Kante entlang zurück, wo es nichts zu sehen gibt und dann im Zickzack wieder runter.

Schiefe Tritte nach Gundelsheim.

Schiefe Tritte nach Gundelsheim.

Dann der Hauptstrasse entlang und gleich wieder hoch. Wir schwitzen wieder wie die Rennpferde, bis wir oben zu einem schönen Aussichtspunkt mit halb abgebranntem Aussichtspavillon gelangen. Dort verzehren wir das erste Sandwich, wir sind mittlerweile ordentlich hungrig. Ah, und der Apfel! Ein Granny-Smith, ich bin ja einiges gewohnt, aber so etwas Saures habe ich schon ganz lange nicht mehr gegessen.

Blick auf den Neckar (1).

Blick auf den Neckar (1).

Kurz nach der Rast gelangen wir zu einem hässlichen Bismark-Turm. Dort verpassen wir den Abzweiger zur geänderten Streckenführung, folgen ein wenig der alten Route, bis die neue Strecke wieder einmündet. Jetzt führt der Weg durch den Schreckenberg, einen sonnenbeschienenen Hang über dem Neckar. Der Trockenstandort lässt das Herz der Geologen höher schlagen und das der Insektenkundler, wir sind nämlich in der Heimat der blauflügligen Ödlandschrecke, wie uns eine Hinweistafel verkündet. Auf der gegenüberliegenden Seite des Neckars sehen wir ein Reaktorgebäude, es sieht aus wie bei der Beznau. Mit einem grossen Unterschied, das KKW Obrigheim mit Jahrgang 1968 wurde 2005 stillgelegt und wird seither rückgebaut.

Blick auf das stillgelegte Kernkraftwerk Obrigheim.

Blick auf das stillgelegte Kernkraftwerk Obrigheim.

Über ein weitere Schleife in der Route gelangen wir zum Aussichtspunkt Knoden, wo wir die restlichen Sandwiches verzehren; Brige weigert sich, ihren Granny-Smith zu essen. Dennoch frisch gestärkt nehmen wir die letzten vier Kilometer in Angriff.

Schwere Maschine (ganz klare, eine TimberPro TB630).

Schwere Maschine (ganz klar, eine TimberPro TB630).

Schwere Stämme.

Schwere Stämme.

Wir wandern immer noch hoch über dem Fluss, wobei hoch relativ ist, wir befinden uns auf etwa 250 m.ü.M, das Flussniveau liegt auf 128 m.ü.M. Die Höhendifferenz bauen wir ab in der wirklich spektakulären Margarethenschlucht.

So etwas hält uns natürlich nicht ab. Im Gegenteil.

So etwas hält uns natürlich nicht ab. Im Gegenteil.

In der Margarethenschlucht; schön steil.

In der Margarethenschlucht; schön steil.

Der Abstieg in dem roten Sandsteineinschnitt ist aus gutem Grund über weite Strecken mit Halteseilen, Geländern und Griffen gesichert. Unten öffnet sich der Blick auf den Neckar, die Sonne brennt jetzt wieder herunter, wir ziehen die Jacke aus und erreichen kurz darauf den Etappenort Neckargerach.

Blick auf den Neckar (2).

Blick auf den Neckar (2).

Mit Briges Handy finden wir den Weg zum Hotel, weil ich vergessen habe, das Kroki einzupacken. 24 Kilometer haben wir zurückgelegt, wir haben ordentlich schwere Beine und freuen uns auf die Dusche. Nur schade, dass unser Gepäck noch nicht angekommen ist. Also ziehen wir in der Bäckerei Lorenz den obligaten Kaffee-und-Kuchen-Stopp vor. Neckargerach glänzt jetzt nicht gerade mit einer gut ausgebauten Gastronomie, heute hat genau ein Restaurant offen, nämlich das in unserer Unterkunft; ein Grieche ist’s. Wir leisten uns Tsatsiki und andere griechische Spezialitäten und kämpfen anschliessend mit dem quälend langsamen Internet. Die Bilder zur heutigen Etappe werde ich deshalb erst morgen hochladen (erledigt).