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Neckarsteig Etappe 4: von Neunkirchen nach Eberbach

Die heutige Etappe in einem Wort: bäh, denn der Regen hat uns den ganzen Tag begleitet. Kaum losgewandert, muss ich die Regenhosen überziehen. Die Strecke wartet mit einigen Attraktionen auf, etwa der grössten Eiche in der Gegend, für die der Neckarsteig extra einen kleinen Abstecher macht. Der Baum ist wirklich riesig, weil er aber mitten im Wald steht, kommt seine Grösse schlecht zur Geltung. An seinem Fuss findet sich eine interessante Holzkonstruktion, ein Nachbau eines Wildsaufangs. In den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg war den Deutschen das Tragen von Waffen verboten; auch den Jägern. Um der Wildsauplage Herr zu werden, lockte man die „Schwarzkittel“ (das Wort habe ich heute gelernt) mit Futter in ebendiesen Wildsaufang, das Falltor verhindert die Flucht aus dem Holzgehege, und dann mussten die beherzten Jäger der Sau wohl mit Messer und Knüppel den Garaus machen …

Nach dem Wildsaufang. Brige von vorne im Regen.

Nach dem Wildsaufang. Brige von vorne im Regen.

Die Route wird etwas anspruchsvoller; ein schmaler Pfad führt über Stock und Stein, von denen beide nass und rutschig sind. Das Teilstück ist in mehrere durchnummerierte Rettungsabschnitte aufgeteilt, das soll der Deutschen Bergwacht die Rettung erleichtert, falls wir etwa im Abschnitt NK7 talwärts sausen sollten. Machen wir aber nicht, wir passieren die Burg Stolzenau, wo wir auf einen Brunnen stossen, der tatsächlich etwas Wasser führt. Nun streben wir talwärts der Schleuse Rockenau zu, überqueren auf der Schleuse den Neckar und steigen auf der anderen Talseite wieder hoch. Langsam macht sich der Hunger bemerkbar, und wir hoffen auf einen gedeckten Unterstand (O-Ton Brige: „es Dachhüüsli!“). Die Teufelskanzel allerdings verfügt nur über eine triefend nassen Holzbank, dafür bietet sie gemäss Prospekt „einen herrlichen An- und Ausblick“, wir hingegen sehen nur Nebelfetzen und tiefhängende Wolken. Dafür erreichen wir kurz danach den Ernst-Hohn-Pavillon, gedeckt, trocken, gerade richtig! Ein historischer Ort, denn genau hier wurde am 21. April 2012 der Neckarsteig feierlich eröffnet; geregnet hat es damals auch. Das passt also heute.

Wir verdrücken die Sandwiches, trinken und wandern weiter über den Schollerbuckel und den Scheuerberg. Hier ist es wirklich schön, ein Naturschutzgebiet, schöne Wiesenflächen, lichte Waldabschnitte, alte Obstbäume, ein Bio-Hof – schade, scheint die Sonne nicht.

Brige von hinten im Regen.

Brige von hinten im Regen.

Typische Deutscher Apfelbaum. Die Äpfel will niemand. Ist das jetzt diese Streuobstkultur?

Typische Deutscher Apfelbaum. Die Äpfel will niemand. Ist das jetzt diese Streuobstkultur?

Seltsamer Baum auf dem Scheuerberg.

Seltsamer Baum auf dem Schollerbuckel.

Blick vom Scheuerberg.

Blick vom Scheuerberg.

Was ist eigentlich ein Umlaufberg?

Was ist eigentlich ein Umlaufberg?

Dann geht es zum letzten Mal heute talwärts. Eberbach ist bald erreicht, der Neckarsteig führt direkt zu unserer heutigen Unterkunft, wir übernachten im Hotel Karpfen bei der Familie Rohrlapper. Mittlerweile ist alles nass, auch meine Füsse …

In der Altstadt von Eberbach. Hinten das Hotel Karpfen, das von der Familie Rohrlapper geführt wird.

In der Altstadt von Eberbach. Hinten das Hotel Karpfen, das von der Familie Rohrlapper geführt wird.

Wir beziehen das Zimmer, duschen, wechseln in trockene Kleider und erkunden die Altstadt Eberbachs. Hier landen wir im Café Reichspost, das über eine unfassbar grosse Auswahl an Kuchen, Torten, Gebäck und Pralinen verfügt. Im Innern ist das Café überladen mit Bildern, Fotografien und alten Werbeblechtafeln, einfach herrlich! Ich genehmige mir ein Stück Frankfurter Kranz und Brige leistet sich ein Stück Schokoladenmousse-Torte. Schliesslich sind wir 20 Kilometer durch den Regen gewandert.

Comments on this entry are closed.

  • evi 20. Oktober 2016, 18:17, 18:17

    supergute Berichterstattung – trotz Wetterunbill.
    Ich freue mich auch jeden Abend auf die neuesten Wandergeschichten.
    Häbeds no guet und bon appetit beim Kuchenschnausen.

    Liebe Grüsse aus dem sonnigen (ha) Trimstein

  • Solatti 21. Oktober 2016, 11:40, 11:40

    Nochmals herzlichen Dank für Eure interessanten Berichte mit den
    entsprechenden Fotos. Schade dass das Wetter nicht besser mitmacht.
    Guten Endspurt für die letzten Etappen und wenn möglich etwas Sonne!