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Hochrhöner Tag 8 – von Dermbach nach Bernshausen

Ich werde vom prasselnden Regen und vom Verkehrslärm wach und blicke auf die Uhr: 05:30 Uhr. Ahh, herrlich, weiterschlafen. Vermutlich kommt heute das Regenzeug zum Zug, denke ich noch, dann umfangen mich Morpheus’ Arme wieder.

Zwei Stunden später hat das Prasseln praktisch aufgehört, aber der Himmel ist stark bewölkt und es sieht immer noch sehr regnerisch aus. Wir warten zusammen mit dem Wirt auf die Brötchen, frühstücken, richten uns ein Sandwich, packen und ziehen los. Kurz darauf stossen wir auf eine Herde Rhönschafe. Die genügsamen Tiere geben sich mit dem ab, was hier auf den mageren Wiesen wächst.

Endlich: das Rhönschaf!

Endlich: das Rhönschaf!

Die erste Steigung führt durch ein Waldstück, in dem im 18. Jahrhundert der Rhönpaulus gehaust hat. Der Rhönpaulus ist die Thüringer Variante des Robin Hood – Deserteur, mittellos, bestahl die reichen Bauern, um nicht zu verhungern und gab Diebesgut Bedürftigen weiter. Wir fragen uns kurz, ob wir uns zum hölzernen Rhönpaulus setzen sollen.

Der Rhönpaulus.

Der Rhönpaulus.

Das Waldstück ist aber auch aus einem anderen Grund besonders, hier stösst man auf 800-jährige Eiben, die angeblich von den Nonnen des Klosters Zilla über Jahrhunderte gehegt wurden. Dieser «Ibengarten» ist heute ein Naturschutzgebiet und die Förster wollen den Bestand wieder vergrössern. Die dunklen, knorrigen, kleineren Bäume inmitten der Buchen haben etwas Mythisches.

Uralte Eiben.

Uralte Eiben.

Der Hochrhöner führt anschliessend am Weiler Wiesenthal vorbei, wo uns eine Hinweistafel auf den Dorfladen mit Café zu einem Abstecher bewegt. Allerdings finden wir weder Dorfladen noch Café, dafür die «Gaststätte Schmalz», hier kehren wir nicht ein, dieser Namen schlägt uns in die Flucht. Ein trostloser Ort, dünkt es uns. Nicht einmal rauchen darf man hier …

Aha.

Aha.

Die Wolken werden dunkler, Wind kommt auf und es beginnt, leicht zu nieseln. Wir erreichen gerade noch rechtzeitig einen Unterstand, als der Regen einsetzt. Doch man sieht bereits jetzt schon Lücken in der Bewölkung, also verzehren wir seelenruhig unsere Sandwiches und warten etwas ab. Und wirklich, der Regen hört schnell wieder auf und wir marschieren weiter.

Blick vom Horn ins Tal.

Blick vom Horn ins Tal.

Kurz vor dem Etappenort Bernshausen gelangen wir zur sogenannten Bernshäuser Kutte, einem kreisrunden Seelein von rund 250 Meter Durchmesser, das mit 47 Meter Tiefe, das dritttiefste Gewässer in Deutschland ist.

Wir beziehen unser Zimmer im Gasthof «Zur Grünen Kutte», machen grosse Wäsche und lassen es uns gut gehen.

Enger Wäscheservice .

Enger Wäscheservice .

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  • evi 10. Juli 2017, 21:16, 21:16

    Eben ist im Aaretal ein tolles Gewitter vorbeigezogen, es hat geknallt und sogar das Internet hat den Geist aufgegeben. Aber nun habe ich doch noch euren Bericht lesen können und hoffe, dass ihr die letzten Wanderstunden bei einigermassen anständigem Wetter absolvieren könnt.
    Liebe Grüsse und weiterhin F.F.