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Goldsteig Etappe 5 – vom Zwiesler Waldhaus nach Buchenau

Ich bin froh, dass wir das Gasthaus und mit ihm die saure Milch im Kaffee, die völlig verkalkte Duschbrause, den schneeigen TV-Empfang, das abgestürzte Internet und den lieblosen Service hinter uns lassen können. Es kann nur aufwärts gehen! Etwa hoch auf den Grossen Falkenstein. Die Tafel zu Beginn warnt uns, dass der Wald nur aus drei Baumsorten bestehe: Buche, Tanne, Fichte. Die sechshundert Höhenmeter bringen wir zügig hinter uns, der Weg steigt schön regelmässig an. Wie fast überall in den letzten Tagen stösst man auf viel Totholz im Wald.

Totholz

Totholz (II)

Auf dem Abstecher zum Falkenstein durchqueren wir ein weiteres Gebiet, das der Orkan Kyrill im Jahr 2007 verwüstet hat. Überall ragen Baumstümpfe aus dem Unterholz, es sieht ziemlich unwirtlich aus.

Der Orkan Kyrill hat 2007 seine Spuren hinterlassen

Und so sieht das aus der Ferne aus: Überall Schneisen

Vom Grossen Falkenstein aus sieht man heute nicht so weit, es ist sehr dunstig, das Wetter schwül, der Himmel bewölkt. Wir sind auch bereits wieder schweissgebadet.

Brige auf dem Grossen Falkenstein

Grosser Falkenstein

Der Goldsteig führt nun auf der Höhe durch verschiedene „Schachten“, das sind frühere Hochwaldweiden, grosse gerodete Flächen mitten im Wald, die im 17. Jahrhundert bis Ende 19. Jahrhundert genutzt wurden und durch „Filze“, so nennt man hier die Hochmoorgebiete. Die Schachten sind unglaublich schön, Gräser, Sträucher und Krüppelbäume, weite Heidelbeerfelder – ein Traum.

Schöner Schachten

Schachten am Scheuereckberg

Klar, dass wir in einem Schachten rasten; nicht ohne Besucher …

Ein stattlicher Bockkäfer

Beim Abstieg vom Schachten am Scheuereckberg bleibt Brige, die ein paar Schritte vor mir läuft, plötzlich wie angewurzelt stehen. „Dort, ich glaube, das ist ein Luchs!“ Als ich aufschliesse, sehe ich nichts. „Er ist weg!“. Wir gehen ein paar Schritte weiter und spähen nochmals ins Gehölz. Jetzt sehe ich ihn auch! Der Luchs starrt uns an, regungslos. Ich halte den Atem an und ziehe die Kamera aus dem Etui. Hoffentlich verschwindet das Tier nicht. Der Luchs bewegt die Ohren, ich nur den Zeigfinger an der Kamera. Dann wendet er sich ab, blickt nochmals zurück und verschwindet. Wir sind beide sehr beeindruckt vom eben Erlebten.

Was ist denn das?

Tatsächlich: Ein Luchs

Der Weg führt schön entlang der Höhenlinie. Von der tschechischen Seite her türmen sich mächtige dunkle Gewitterwolken, es beginnt kühl zu winden und unsere Schritte werden schneller. Bei der Diensthütte (die heisst wirklich so) am Rand des Lindberg-Schachten verdrücken wir schnell das zweite Sandwich, trinken etwas und durchqueren dann den Schachten.

Der Lindberg-Schachten

Dicke Tropfen fallen, also Jacke raus und Schutzhülle über den Rucksack. Am unteren Ende des Schachten steht der Wegweiser, auf den wir schon im 14-seitigen Reiseprogramm mit Bild und Text hingewiesen worden sind: „Hier nun aufpassen!“. Also passen wir auf und nehmen den richtigen Abzweiger weg vom Goldsteig ins Tal hinunter nach Buchenau. Die letzten drei Kilometer bringen wir im Wetterwechsel von leichtem Regen, Sonnenschein, Donnergrollen über uns und Wind hinter uns.

In Buchenau werden wir im Gasthaus „Zur alten Dampfsäge“ herzlich empfangen. Das Beste: gleich nebenan steht ein Ableger der Brauerei Hutthurm. Auch heute werden wir nicht verdursten.

Also mir hat’s heute gut gefallen!

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  • Jürg 21. Juni 2019, 14:32, 14:32

    Gratulation zum Luchs-Bild! Das ist ein ganz aussergewöhlicher Schnappschuss. Das Tier war vermutlich nur deshalb tagsüber unterwegs, um euch vor die Linse zu laufen.
    Jürg

  • Brige 22. Juni 2019, 19:33, 19:33

    Ja, das war wirklich ein ganz toller Moment, als ich das Tier im Wald entdeckte!