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Von Vorderthiersee nach Kufstein

Wolkenverhangen mit Ansätzen zu blau – so präsentiert sich der Himmel heute Morgen. Also legen wir das Regenzeug bereit, bevor wir uns am Frühstücksbuffet stärken.

Blick aus dem Hotelzimmer in Hinterthiersee. Wolkig? Blauer Himmel!

Wir erhalten das Lunchpaket und eine Tafel Schokolade zum Abschied, dann holt uns das Taxi ab und bringt uns zum nahegelegenen Vorderthiersee; wir sparen uns damit 10 Kilometer Wandern auf Asphalt.

Oberammergau? Nein; das Passionsspielhaus in Vorderthiersee.
Der Thiersee.

Am Thiersee hören wir die Musi spielen, sonst sehen wir kaum einen Menschen; Sonntagmorgen in Tirol halt. Wir umrunden den See, passieren die „Wald-Wild-Bienen-Erlebniswelt“ ohne Erlebnis und gelangen auf die Marblinger Höhe.

Wohlbehütet mit dem Heiligen der Reisenden auf der Marblinger Höhe.

Hier folgt die Wanderroute etwa einen Kilometer lang der Strasse, bevor wir Richtung Längsee und Hechtsee abzweigen.

Auch ein Wanderweg …

Letzter ist touristisch gut ausgebaut, ein topfeben gekiester Rundweg, die Seearena Hechtsee, mit allem was halt so dazugehört. Auf der Gegenseite geht es wieder hoch zur Ruine und Kapelle Thierberg, einem schönen Felssporn, von dem aus wir auf das Tagesziel Kufstein und den Inn blicken können. Die Kapelle wird von einem Einsiedler bewohnt, dessen beide Vorgänger beide während rund 40 Jahren hier lebten.

Einsiedler der Kapelle Thierberg.
Blick von der Ruine Thierberg auf Kufstein und den Inn.

Wir rasten hier, trocknen Rucksackschutzhülle und Wanderschirm und verzehren das Lunchpaket, das unter anderem zwei steinharte Pfirsiche und Trauben enthält.

Der Abstieg führt direkt nach unten, wir unterqueren die Autobahn, auf der sich der Ferienverkehr staut, wir unterqueren die Bahngleise und gelangen zum Inn, der hier beinahe so breit ist wie in Passau. Wir folgen dem Fluss aufwärts Richtung Altstadt von Kufstein, vor uns immer in Sicht die wuchtige Festung Kufstein.

Der Inn bei Kufstein. Hinten die Festung.
Hochwasserschutz an der Uferpromenade. Heute betrug der Pegelstand 221 cm; der Gefahrenbereich beginnt erst bei 600 cm.

Abgestiegen wird im Goldenen Löwen, wir beziehen unser Zimmer im dritten Stock, duschen und gehen gleich wieder hinaus, um die Altstadt zu erkunden. Selbstverständlich will ich auch die Festung sehen, mit der Gästecard des Hotels ist die Schrägliftfahrt, die offiziell „Panoramabahn Kaiser Maximilian“ heisst, für uns gratis, wir werden an der Schranke unten durchgewinkt, während andere noch € 12 aus ihren Börsen klauben.

Blick auf die Panoramabahn Kaiser Maximilian.
Blick aus der Panoramabahn auf die Kufsteiner Altstadt.

Die Anlage ist atemberaubend, sie steht auf einem 90 Meter hohen senkrecht abfallenden Felsen, praktisch uneinnehmbar. Im obersten Stockwerk des Kaiserturms befinden sich 13 Zellen, wo während verschiedenen revolutionären Bewegungen politische Häftlinge langjährige Haftstrafen, teilweise „in Eisen“, absitzen mussten. Die Ausstellung ist äusserst bedrückend, der unmenschliche Umgang mit den Insassen schockierend. Nachdenklich verlassen wir den Turm.

Auf der Suche nach den Kasematten verirren wir uns auf die Caroli-Bastion, wo man ebenfalls einen tollen Blick ins Land hat.

Auf der Caroli-Bastion. Was machen eigentlich die Leute da im Hintergrund?

Unten kommen wir am Bürgerturm vorbei, der die Heldenorgel birgt, die grösste Freiluftorgel der Welt, auf der der Amtsorganist seit 2009 täglich um 12 Uhr ein kurzes Konzert spielt, das angeblich bis zu 10 Kilometer weit zu hören ist.

Die mehrstöckige Orgel kann besichtigt werden; wir sind sehr beeindruckt von den knapp 5000 Pfeifen in allen Lagen und Grössen. Ich verstehe von Orgeln relativ sehr wenig, die ganze Fachterminologie der Orgel gefällt mir aber ausnehmend gut! Da weist der Spieltisch vier Manuale und eine Pedalerie auf und in der aktuellen Disposition finden sich unter den Registern ein Gedacktpommer, ein Sesquialter, die Terzzimbel, das Gemshorn, die Bombarde und auch der Choralbass. Die Orgel weist verschiedene Spielhilfen auf, etwa die Kombinationszüge als Manubrien und umschaltbare Crescendowalzen. Schade, dass niemand spielt!

Wir lassen die Festung hinter uns und spazieren in die Altstadt zurück. Das Wetter wird immer besser, es ist merklich wärmer geworden und die Sonne beginnt sich zu zeigen. Wir stärken uns in einem Café am Inn und freuen uns auf das, was noch vor uns liegt.

Um 18 Uhr ist für uns im Goldenen Löwen ein Tisch reserviert. Und pünktlich um 18 Uhr erschallen Orgelklänge! Wir gehen auf den Platz vor dem Hotel und geniessen ein zehnminütiges Orgelkonzert in beachtlicher Lautstärke, denn der Goldene Löwe liegt direkt am Fuss der Festung – ein schöner Tagesausklang!