Am Bahnhof Toblach sehen wir, wie in der Nähe ein Segelflugzeug steil in den Himmel sticht. So ein Seilwindenstart sieht einfach spektakulär aus; auch die anderen wartenden Passagiere recken ihre Hälse. Einmal mit dem Segelflugzeug um die Drei Zinnen, das wäre was!
Die erste Etappe der Rückreise führt durch das Pustertal bis Franzensfeste auf der Südseite des Brenners. Die Fahrt ist wunderbar, das Südtirol präsentiert sich von der besten Seite, was man von unserem Sitznachbarn im gegenüberliegenden Abteil nicht sagen kann, der ältere Herr belegt alle vier Plätze und präsentiert seine nackten grauslichen Füssen.
Der Zug fährt entlang der beeindruckenden Festung in den Bahnhof ein, wo wir einen unfreiwillig verlängerten Aufenthalt haben, der Anschlusszug aus Bologna nach Innsbruck hat eine Viertelstunde Verspätung. Als er dann einfährt, fehlt einer der beiden 1. Klasswagen. Schade, dass in genau diesem unsere reservierten Sitzplätze sind. Aber der Zugbegleiter bewirkt wahre Wunder und kann alle Gäste platzieren, wir erhalten sogar zwei Fensterplätze im vorhandenen 1. Klasswagen. Wir kommen uns vor wie in «Hilberts Hotel», einem hübschen mathematischen Theorem, wie in einem voll belegten Hotel mit einer unendlichen Anzahl Zimmer immer noch ein weiterer Gast ein freies Zimmer erhält.
Da wir in Innsbruck planmässig etwa eine Stunde Aufenthalt haben, macht uns die Verspätung keine Sorgen und wir geniessen entspannt die Fahrt über den Brenner. In Innsbruck haben wir noch mehr Zeit als vorgesehen, der RailJet nach Zürich weist auch eine halbe Stunde Verspätung auf; wir können also ganz gemütlich feine Sandwiches vom Traditionsbäcker Ruetz geniessen und nachher noch zwei glühendheisse Cappuccinos trinken, der uns den Schweiss aus den Poren treibt.
Die Verspätung des RailJets ist weiter angewachsen und endlich geht es um 14:30 Uhr Richtung Zürich. Der Schweizer Zugbegleiter ist ein Vollprofi, er informiert alle Passagiere dreisprachig und er hat alle Anschlüsse und Tarife im Kopf. Er macht uns auch auf die Fehler in unseren Billets aufmerksam, erlässt uns aber den Aufpreis; dafür fotografiert er die Billets und meint, das werde er gleich selbst regeln mit dem Personal am Bahnhof Brugg.
Mittlerweilen sind schwarze Wolken aufgezogen, der Himmel präsentiert sich dramatisch und etwa bei St. Anton am Arlberg beginnt es zu schütten. Dank der Verspätung komme ich in meiner Lektüre gut voran; um mich vor dem Lärmpegel im Wagen zu schützen, trage ich Kopfhörer und lasse Regengeräusche auf meinem Smartphone laufen.
Bis nach Buchs haben wir nichts von der Verspätung aufgeholt; dafür kommt es jetzt zu einem längeren Polizeieinsatz, es wird eine Person aus dem Zug abgeführt. Die zusätzliche Verzögerung führt dazu, dass wir bis Ziegelbrücke hinter der S-Bahn herzuckeln. Die Geschwindigkeitsanzeige im Wagen zeigt immer etwa 65 km/h an. Aber wir sind zufrieden; unser Zug fährt und wir haben Sitzplätze. Andere Reisende sind da deutlich schlechter unterwegs … (Ausfälle, Verspätungen und Hitze: Im Sommer der Flug-Krise blamiert sich die Bahn)
Endlich kommen wir müde vom Nichtstun in Brugg an, den Kopf voll mit schönen Eindrücken und Erinnerungen an unsere Wanderung durch die Alpen.