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Etappe 6: von Rettenberg nach Oy-Mittelberg

Der Startort unserer heutigen Etappe liegt in Rettenberg, nicht in Sonthofen. Dorthin gelangen wir mit dem Bus. Die Haltestelle befindet sich gleich beim Hotel, der Bus fährt bereits 08:24 ab, ab 07:30 gibt es Frühstück, das heisst: gedrängtes Morgenprogramm: Aufstehen, Toilette, packen, frühstücken, Sandwiches richten, fertig packen, Schlusstoilette, Gepäck bereitstellen, auschecken.

Umsteigen beim Kreisel Goimoosmühle.

Habe ich erwähnt, dass es schüttet? Wir warten im strömenden Regen auf den Bus. Mein dritter Tag in nassen Wanderschuhen. Bald erreichen wir Rettenberg und seine 4’600 Einwohner. Neben der Haltestelle befindet sich eine der drei (!) Brauereien des Dorfes, die Brauerei Engelbräu. Gestern gab’s in Sonthofen zum Nachtessen im Brauereigasthof ein Bier der ortsansässigen Brauerei „Der Hirschbräu“. Lokal trinken wird einem sehr einfach gemacht, jedes anständige Dorf scheint über eine eigene Brauerei zu verfügen.

Der Grünten, links im Nebel nicht zu sehen, der höchste Punkt, das Übelhorn.

Der Blick auf den Grünten ist gleich wie gestern: verhangen. Aber wir steigen ja auf der anderen Talseite im Trockenen hoch, blicken von der Gebhardshöhe zurück nach Sonthofen und packen zum ersten Mal heute die Wanderschirme aus, denn es beginnt zu schütten. Und es windet so stark, dass ich Angst um meine Dächlikappe bekomme.

Blick von der Gebhardshöhe zurück Richtung Sonthofen, wo es regnet.

Der Weg führt entlang dem Grat zum Aussichtspunkt Falkenstein und dann zur Burgruine Vorderburg. Wir sind immer etwa auf 1000 Meter Höhe unterwegs; es ist wegen des Windes empfindlich kalt. Aber die nähere und weitere Umgebung sind spektakulär; Wiesen und endlich der Blick auf den ganzen Grünten. Apropos Wiesen, die Böden sind wassergesättigt, nichts versickert mehr, überall Glunggen. Meine Schuhe sind gleich gesättigt wie die Böden.

Auf dem Falkenstein. Hinten schifft es noch immer.
Ah, jetzt kommt die Sonne! Auf dem Falken oder dem Rottachberg.
Der Wiesenpfad ist triefend nass.
Endlich sehen wir den ganzen Grünten mit allem Drum und Dran!
Mittagspause auf dem Rottachberg. Wir blicken Richtung Nordosten. Ein Klick auf das Bild vergrössert das Erlebnis.
Tolle Schilder (1).
Tolle Schilder (2).

Wir steigen ab vom Rottachberg, passieren den Geratser Wasserfall, wo einige Leute am Fotografieren sind, so viel Wasser kommt wohl selten, und erreichen den Rottachsee. Dort legen wir die zweite Pause ein, essen unsere Sandwiches immer schneller, weil die nächste Regenfront näher kommt. Und zack, schüttet es schon wieder. Also alles einpacken, Schirm rausnehmen, Rucksackhülle überziehen, alle Reissverschlüsse schliessen.

Der zweite Aufstieg des Tages von Petersthal hoch zum Burgkranzegger Horn ist zuerst von oben nass und dann von unten. Aber der Blick ist phantastisch und am Horizont erspähe ich eine Formation, die genau gleich wie die Lägern aussieht.

Selbstverständlich haben wir den metallenen „Huet“ wieder über den Stein gestülpt.
Das Oberflächenwasser strömt über die ganze Strasse talwärts.
Auf dem Burgkranzegger Horn. Schöne Wolken.
Blick zurück auf dem Burgkranzegger Horn. Weniger schöne Wolken. Richtig: Regen im Anzug.

Jetzt giesst es wie aus Kübeln und es geht ein stürmischer Wind; ich sorge mich mittlerweile auch um meinen Schirm. Beim Abstieg werden wir in Mittelberg zweimal von anderen Wanderern nach der Richtung gefragt, die haben keine Ahnung, wo sie sind und wie sie wieder zurückkommen.

Eine solide Bank.

Eine eher grosse Bank findet sich auch noch an unserer Route, die uns endlich nach Oy-Mittelberg führt. Im Hotel duschen wir, dann gibt’s endlich Kaffee und Kuchen. Auf meine Frage, ob ich eine alte Zeitung haben könnte, um meine Schuhe zu trocknen, bedauert die Besitzerin, sie hätte schon seit 20 Jahren mehr kein Abonnement der wörtlich „Lügenpresse“. Gute Güte, warum müssen die Schwurbler immer so missionarisch sein?