Da heute der heisseste Tag unserer Reise angesagt ist, kürzen wir die heutige Etappe von 35 km um 10 km und lassen uns von Taxi Beilngries nach Töging fahren. Der Taxifahrer nimmt gleich unser Gepäck mit und liefert es an unserem Ankunftsort ab, anschliessend fährt er ein altes Ehepaar von Beilngries nach Köln. Distanz: rund 500 km; ich möchte nicht wissen, was das kostet.
Wir starten an der Brücke über die Altmühl und hören wie immer in den letzten Tagen einen Kuckuck. So schön!
Die Strecke heute ist ausgesprochen abwechslungsreich, sie führt im Tal dem Waldrand entlang, es geht in die Höhe den Kreten entlang, wir passieren verschiedene schöne Aussichtspunkte, es geht auch immer wieder hinunter ins Tal, wir queren die Altmühl dreimal. Zum Glück sind wir viel am Schatten, wo es noch angenehm zum Wandern ist, zumal immer ein Lüftchen weht.
Kurz nach dem Start wechselt die Altmühl ihre Erscheinung, sie geht bei Dietfurt in den Main-Donau-Kanal über. Was bis jetzt ein romantisches Flüsschen war, ist jetzt eine Bundeswasserstrasse, ein technisches Gerinne mit steilen Ufern und konstanter Breite und Tiefe. Um den Schock für die Natur beim Bau 1960 bis 1992 etwas abzufedern, wurden Altläufe renaturiert und viele künstliche Nebenläufe sowie kleine Seen angelegt.
Unbill droht von oben. Beim Ruppenfelsen drohen vermutlich Rutschungen, nur so können wir uns den dauerhaft signalisierten Umweg erklären. Dafür kommen wir in Einsiedel vorbei und spähen später vergebens nach Schiffen auf dem Kanal.
Der schweisstreibende Aufstieg auf den Rosskopf lohnt sich; wir werden einmal mehr mit einem prächtigen Blick ins Tal belohnt.
Kurze Zeit später erreichen wir nach einem weiteren Ab- und Aufstieg Obereggersberg, wo wir Mittagsrast halten. Wir sind bis jetzt auf der Wanderroute keiner Menschenseele begegnet. Ein weiterer Abstieg führt ins Tal, wir folgen dem Kanal und überqueren bei Gundlfing auf einer eleganten Spannbetonbrücke die Altmühl/den Kanal und kommen oberhalb des hübschen Weilers an einem 80er-Jahre-Hotelbau mit ausgesuchter Hässlichkeit vorbei.
Das Panorama-Hotel wurde 1984 erbaut; 1989 bis 1995 hat das Land Bayern das Hotel als Asylanten- und Übersiedlerheim anlässlich des Endes der DDR und der Sowjetunion genutzt. Heute ist es eine Wohn- und Ferienwohnanlage mit 70 verschiedenen Eigentümern.
Uns steht der letzte Aufstieg des Tages bevor; bezeichnenderweise heisst es auf dem Wegweiser ganz unten „Sonnenhang“. Die Sonne brennt jetzt erbarmungslos vom wolkenlosen Himmel, steil ist es, wir schnaufen und schwitzen wie die Rennpferde.
Dafür ist es oben wieder richtig herrlich; eine Trockenwiese mit lockerem Busch- und Baumbestand, das hohe Gras neigt sich sanft im Wind, es ist einfach wunderbar.
Wir sind mittlerweile deutlich über 20 km gewandert. Zeit für eine letzte grosse Pause in der Nähe des Teufelsfelsens, wo wir Schatten suchen unter der Startrampe für die Drachenflieger. Hier ist es einigermassen erträglich. Der Blick nach unten auf Riedenburg ist toll; der Weg dahin zieht sich aber. Nach weiteren 5 km und 100 Höhenmeter Abstieg kommen wir ziemlich geschlaucht im Hotel zur Post an.
Eine Dusche und zivile Kleider wirken Wunder! Wir erkunden die nähere Umgebung, spazieren zur Promenade am Main-Donaukanal, wo doch tatsächlich eben ein Schiff passiert! Es ist der Motorfrachter Schönrain; wir sind so überrascht, dass wir beide keinen Schnappschuss machen. Brige findet später heraus, dass der Schiffsbetrieb auf dem Main-Donaukanal erst vor vier Tagen wieder aufgenommen worden ist.