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Rothaarsteig Etappe 6 von Hilchenbach-Lützel zur Lahnquelle

„Türme und Quellen“ ist das Motto der heutigen Etappe. Da wir gestern eine kurze Schleife am Schluss der Etappe versehentlich nicht gewandert sind, holen wir das heute Morgen nach. Ein kurzer Aufstieg führt uns auf die Ginsburg, die vom Raubritter Hans Hübner für seine Überfälle auf die Handelsreisenden genutzt wurde. Zu Hans Hübner nur so viel:

Ein Auge nur noch hatte er;
mit dem da blickte er umher
aus seinem Räuberneste
.

Vom Turm aus hat man eine tolle Fernsicht. Heute sowieso, denn der Himmel ist endlich richtig blau! Statt auf einer langweiligen Panoramatafel sind die Namen der wichtigsten Sehenswürdigkeiten direkt auf der Brüstung angebracht. Etwa die berühmte Siegtalbrücke.

Die Ginsburg.
Die Ginsburg.
Blick zur Siegtalbrücke.
Blick zur Siegtalbrücke.

Wir steigen hinunter und gleich wieder hoch zum Giller-Turm. Der ist deutlich moderner (Baujahr 1892), 72 Stufen hoch und bietet einen noch besseren Rundblick. In der Ferne erkennen wir einen der vielen Windparks. Ich bin begeistert; das wird ein toller Wandertag heute.

Der Giller-Turm.
Der Giller-Turm.
Blick vom Giller-Turm.
Blick vom Giller-Turm.

Dann passieren wir die sogenannte Liftschänke am Fuss des Pfaffenhains; das ist die ehemalige Bergstation des Skilifts hier. Hier wird kräftig gebaut. Zum Skilift erfahren wir später noch mehr.

Skilift. Nicht mehr in Betrieb.
Skilift. Nicht mehr in Betrieb.

Die Route führt uns nach Lützel, wo wir beim Bahnhof, der nur ein Wartehäuschen ist, die Gleise überqueren. Kaum sind wir auf der anderen Seite, taucht auch schon die Rothaarbahn auf. Es sieht aus wie Swissminiatur …

Beim Bahnübergang. Brige ist begeistert!
Beim Bahnübergang. Brige ist begeistert!
Die Rothaarbahn kommt.
Die Rothaarbahn kommt.

Jetzt biegen wir ins Edertal ein, das wir bis zur Quelle hoch abwandern werden. Ein wunderbar wildes naturbelassenes Tal, und wir sind einmal mehr mutterseelenalleine unterwegs. In der Nähe der Quelle verspeisen wir die Wegzehrung und blicken ins Grüne.

Im Edertal.
Im Edertal.
Die Quelle der Eder.
Die Quelle der Eder.

Was hier als Hangschuttquelle des Quellmoores Ederbruch an die Oberfläche dringt, fliesst fast bis nach Kassel. Wasser bleibt ein Thema heute. Kurz vor der zweiten Rast passieren wir drei alte eingewachsene landwirtschaftliche Zisternenwagen.

Ohne Kommentar.
Ohne Kommentar.

Den Windpark, den wir schon vom Giller-Turm ausmachen konnten, sehen wir nun aus naher Distanz. Die Anlage umfasst vier grosse Windräder und ist fürstlicher Abstammung. Das Unternehmen Wittgenstein Wind mit dem Geschäftsführer Karl Albrecht Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg zeichnete verantwortlich für die Realisierung des Windparks im Jahr 2023. Aber auch in Deutschland ist das Verhältnis der Bevölkerung zur Windenergie, nun, ambivalent.

Windpark Benfe/Volkholz.
Windpark Benfe/Volkholz.
Vor wenigen Tagen in Winterberg.
Vor wenigen Tagen in Winterberg.

Nun denn, verlassen wir das kontroverse Thema und widmen uns schöneren Themen, etwa der Waldwirtschaft. Hier in der Nähe von Großenbach wurde abgeholzt. Ui …

Rodungen bei Großenbach.
Rodungen bei Großenbach.

Wir sind noch einige Quellen schuldig. Zuerst die Quelle der Sieg, die der Gegend hier den Namen Siegerland gegeben hat. Dann die Quelle der Jlm. Beides keine grossen Wasserspender, und Brige verwirft die Idee, ein Bad in der Quelle der Jlm zu nehmen.

Kaltes Wasser der Sieg.
Kaltes Wasser der Sieg.
Hinweistafel zur Jlm-Quelle.
Hinweistafel zur Jlm-Quelle.
Hüstel – wo genau ist das Jlm-Quellwasser?
Hüstel – wo genau ist das Jlm-Quellwasser? (Bein: Brige)

Und zu guter Letzt die Quelle am Zielort: die Lahnquelle. Die Lahn kennen wir schon von früheren Wanderungen; sie fliesst durch Hessen und Rheinland-Pfalz und mündet etwas nördlich von Koblenz bei Lahnstein in den Rhein. Die Quelle ist ein schön gelegener Teich, der allerdings heute etwas morastig aussieht und etwas modert.

Die Lahnquelle.
Die Lahnquelle.

Die Lahnquelle ist der Zielort unserer Tagesetappe. Mit dem Hotel, in dem wir zwei Nächte verbringen, haben wir vereinbart, dass sie uns hier abholen kommen. Man könne hier gut warten und im direkt neben der Quelle gelegenen Gasthof Forsthaus Lahnquelle im Garten bei Kaffee und Kuchen oder Bier die Wartezeit überbrücken. Die Situation hier ist allerdings ziemlich absurd, der Gasthof hat diese Woche geschlossen, weil man im Urlaub sei. Wir sind wohl in einer der touristischen Spitzenwoche, denn Holland hat Urlaub und Nordrhein-Westfalen auch. Jetzt in den Urlaub gehen? Kann man machen …

Dauernd biegen Fahrzeuge auf den Parkplatz ein, die Leute können es nicht fassen, dass geschlossen ist. Auch viele Motorradfahrer halten an, ebenso Rennrad- und Mountainbike-Fahrer und weitere Wandervögel stranden hier; es ist wirklich absurd.

Gasthof Forsthaus Lahnquelle ist ...
Der Gasthof Forsthaus Lahnquelle ist …
... leider im Urlaub.
… leider im Urlaub.
Entgangene Einnahmen.
Entgangene Einnahmen.

Eine halbe Stunde später biegt die Chefin vom Hotel Ginsberger Heide auf den Parkplatz ein und transportiert uns zurück. Unterwegs unterhalten wir uns angeregt, und sie erzählt uns, dass früher die Winter hier noch richtige Winter gewesen seien. Im Umkreis von 50 Kilometern hätten alle Leute am Skilift bei ihrem Hotel skilaufen gelernt (genau: die Liftschänke am Pfaffenhain. Der Autor). Die schmalen Landstrassen zwischen der Lahnquelle und dem Hotel sind spektakulär, und wir geniessen nochmals die Ausblicke ins Siegerland.

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  • Jürg 20. Juli 2025, 15:14, 15:14

    Es ist ein Genuss, die Wander-Berichte unserer Nachgeborenen zu lesen. Die zwei Protagenisten begnügen sich nicht mit der Beschreibung von Flora und Fauna. Immer wieder liefern sie auch kurze Aperçus, die zeigen, wie die deutsche Wirtschaft funktioniert. Das Gasthaus, das in der umsatzstärksten Woche des Jahres geschlossen ist, weil die Besitzer im Urlaub weilen, lässt grüssen…

    Ich freue mich auf weitere Berichte und wünsche gut Fuss.

    Jürg