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Hermannsweg Etappe 1 – von Rheine nach Riesenbeck

Schönes und heisses Sommerwetter ist heute angesagt, aber als wir aufstehen, sehen wir nur Wolken. Voller Zuversicht wählen wir trotzdem das Sommertenue. Als wir fertig gefrühstückt haben und unsere am Vorabend bestellten Lunchpakete beziehen wollen, wissen die Wirtin und die Serviererin von nichts. Also setzen wir uns nochmals hin und schmieren selbst die Brötchen. Währenddessen lässt die ostdeutsche Angestellte eine politische Tirade vom Stapel, die sich gewaschen hat: von der Datenschutz-Grundverordnung über die «bratzenblöde Merkel» bis zur fehlenden Obergrenze bei den Flüchtlingen und überhaupt, man wähne sich bald wieder in der DDR.

Nun wandern wir los, den Emsauen entlang. Rheine lassen wir schnell hinter uns. Bevor wir das erste Mal einen der alten Wälder mit vielen Föhren und Eichen durchqueren, werden wir von einem netten Herrn vor «diesen Spinnen» gewarnt. Wir sollen den Wald besser umgehen. Er meint die Eichenprozessionsspinner, die offenbar hier ein echtes Problem darstellen. Wir stossen unterwegs immer wieder auf Schilder, die vor den Raupen und deren Nestern warnen. Wir stossen aber den ganzen Tag auf keinen einzigen Prozessionsspinner. Dafür sehen wir andere Tiere: einen Storch, zwei Hasen, mehrere Eichhörnchen und Unmengen an winzigen Fröschen auf dem Waldweg. Wir müssen richtig aufpassen, dass wir keinen zertreten.

Im «Wilden Weddenfeld» (bewaldetes Binnendünengebiet)

Bevor wir Bevergern erreichen, wandern wir durch endlose Felder mit Mais und Getreide, vorbei an riesigen Landwirtschaftsbetrieben. Ein paar Mal stinkt es schrecklich nach Schweinezucht. Irgendwo müssen ja die zahllosen Schnitzel produziert werden, welche die Deutschen vertilgen. Entlang der Bevergerner Aa, einem trüben Wassergraben, gelangen wir schliesslich in den hübschen Ortskern von Bevergern mit seinen Kanälen und der idyllischen Altstadt. Inzwischen ist es schön und heiss geworden, und wir gönnen uns eine Eiskaffeepause.

Getreidefelder ohne Ende

Als nächste Attraktion folgt das «Nasse Dreieck», eine Schleusenanlage des Dortmund-Ems-Kanals. Und dann sind wir endlich im Teutoburger Wald. Hier fängt der Hermannsweg eigentlich erst richtig an. Tatsächlich geht es nun das erste Mal bergauf, und wir erreichen einen ersten Aussichtspunkt auf 134 Metern über Meer, der tatsächlich eine grandiose Aussicht auf das flache Münsterland mit den unzähligen Windrädern bietet.

Flach, flacher, Münsterland

Nun verlassen wir den Hermannsweg und steigen ab nach Riesenbeck, wo wir im Gästehaus der Familie Enseling eines der beiden grosszügigen Zimmer beziehen. Abends sitzen wir im Biergarten eines Restaurants und können kaum glauben, dass Tief Bigi und Randtief Cathy uns ab morgen schlechtes Wetter bringen sollen.