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Hermannsweg Etappe 2 – von Riesenbeck nach Tecklenburg

Ich habe mich schon flotter aus dem Bett erhoben als heute Morgen. Die erste Etappe gestern war 28 Kilometer lang und das spüre ich jetzt. Aber das Frühstück von Frau Enseler in der Pension Am Herrmann bringt die Lebensgeister zurück. Wir unterhalten uns mit der Gastgeberin sehr angeregt über das Wandern, das Leben in der Schweiz und in Deutschland. Enselers betreiben zwei Gästezimmer, die mehrheitlich von Wanderern und Radfahrern genutzt werden. Sie gibt uns noch den Rat mit, wir sollten dann in Tecklenburg unbedingt die Konditorei Rabbel besuchen und dort etwas bestellen, das wir noch nicht kennen würden.

Wir warten ab, bis der Regenschauer nachlässt und wandern beim bewölktem Himmel los. Im Dorf überqueren wir den Dortmund-Ems-Kanal und steigen hoch zum Hermannsweg, der auf dem Kamm Richtung Osten führt. Nach etwa einer Stunde stossen wir im Brumleytal auf einen Friedhof mit deutschen Kriegsgefallenen, die in einer der allerletzten Schlachten des zweiten Weltkriegs im April 1945 ihr Leben liessen.

Gefallenenfriedhof im Brumleytal

Gefallenenfriedhof im Brumleytal

Die Gedenktafel enthält erschütternde Zitate von Soldaten. Nachdenklich wandern wir weiter.

Es wird kühler, statt wärmer, der Wind frischt auf, das Tief Bigi macht sich bemerkbar. Zum Glück ist es trocken. Wir gelangen zur Bruder-Klaus-Kapelle, die tatsächlich unserem Niklaus von Flüe gewidmet ist. Das nahegelegene Gasthaus hat leider noch nicht offen, so wird das zur grossen Enttäuschung Briges noch nichts mit stärkendem Kaffee. Dafür erheben sich jetzt rechterhand markante Sandsteingebilde, wir sind bei den Dörenther Klippen angelangt. Die bekannteste Formation hier ist das «Hockende Weib».

Gefährlich? Ach was.

Gefährlich? Ach was.

Die Warntafel kann uns nicht wirklich zurückhalten, rund um das Weib zu spazieren.

Hockendes Weib

Hockendes Weib

Hockendes Weib und stehender Autor des heutigen Beitrags

Hockendes Weib und stehender Autor des heutigen Beitrags

Auf der Talseite öffnet sich der Blick in die Ferne.

Aussicht

Aussicht

Gleich neben dem Hockenden Weib liegt tatsächlich eine Almhütte, die vielen Gästen Platz böte, hätte sie denn offen. Wir sind zu Briges Entsetzen aber eine halbe Stunde zu früh hier, also auch hier keinen Kaffee. Auf dem Weg kommt uns ein 4×4-Pick-Up entgegen, der Almhüttenwirt winkt aus dem offenen Fenster und schmettert uns ein «Morgen!» entgegen.

Der Wind wird jetzt immer stärker, es rauscht im Wald und dunkle Wolken jagen über den Himmel. Was wir gefürchtet haben, tritt ein. Es beginnt zu regnen und zwar nicht zu knapp. Glücklicherweise gelangen wir gerade zu einem Unterstand, wo wir uns am Schermen stärken und warten, bis das Gröbste vorbei ist. Dann geht es runter ins Tal zum alten Brochterbecker Bahnhof und gleich wieder hoch auf den Grat, der hier Kamm heisst. Der Weg führt auf einer Höhe von gut 180 M.ü.M. direkt zum Bismarckturm, von dem man eine phantastische Aussicht hätte, aber alles ist abgeschlossen. «Ein klassischer Sch….turm», meint deshalb Brige und ich kann ihr nur beipflichten.

Bismarckturm

Bismarckturm

Unser heutiges Hotel liegt direkt neben dem Turm, und unser Zimmer bietet das, was uns der Turm verwehrte, eine tolle Aussicht!

Blick aus dem Hotelzimmer

Blick aus dem Hotelzimmer (ein Klick auf das Bild zeigt das ganze Panorama)

Wir machen uns frisch und erkunden Tecklenburg, ein verwinkeltes Städtchen mit vielen Fachwerkhäusern. Am Marktplatz stossen wir auf die Konditorei Rabbel und genehmigen uns etwas, was wir noch nicht kennen: ein Stück Flockensahnetorte (Christof) und Schlesische Mohntorte (Brige).