Gestern Nachmittag begann es zu regnen. Erst leicht, dann immer stärker. Der Regen hielt die ganze Nacht an, ich bin zweimal kurz wach geworden und hörte es prasseln. Am Morgen früh sehen wir das Nachbarhaus nicht mehr, Wolken oder Nebelschwaden, es ist einfach alles weiss draussen. Es regnet immer noch.
Im Frühstücksraum herrscht eine seltsam gedämpfte Stimmung. Das Hotel bietet Yoga- und Ayurveda-Seminare sowie Fasten- und Azidosekuren an. Heute morgen scheint das die anderen Gäste nicht fröhlich zu stimmen. Wir aber langen tüchtig zu am feinen Buffet, in Österreich darf man das ohne Maske und völlig selbstständig tun.
Wir haben Glück, beim Losgehen hört der Regen auf. Aber alles ist feucht, es schmatzt bei jedem Schritt unter der Sohle, die Böden sind getränkt. Das kann ja heiter werden, uns steht später ein steiler Abstieg bevor.
Vorerst steigt es aber bis auf 1100 Meter, dann folgen wir der Höhenkurve während längerer Zeit durch den Wald. Wir begegnen keiner Menschenseele. Dann kommt der steile Abstieg ins Tal der Salzach. Mehr oder weniger im direkten Gefälle auf einem lehmigen Dreckpfad, durchsetzt mit nassglänzenden Steinen und Wurzeln geht es hinunter auf 460 Meter. Wenn das nur gut geht.
Es geht etwa 10 Minuten gut, dann geht es gar nicht mehr gut. Ich rutsche aus und krache mit voller Wucht auf den Boden. Der Dreck zieht sich an der linken Körperseite von unten (Schuhe, Socken) bis oben (weisse Dächlikappe).
Also noch vorsichtiger. Auch Brige kommt zwischendurch arg ins Rudern, kann sich aber auf den Füssen halten.
Im Abstieg kommen wir am Kuchler Schleierfall vorbei und profitieren von den starken Niederschlägen letzte Nacht. Das Wasser schiesst hinunter und zerstiebt. Ganz anders als in den offiziellen Werbungen.
Wenig später kommen wir mitten im Wald an einem Schweinegehege vorbei, wo die grosse Aufregung ausbricht, weil die Schweine meinen, es gebe zu fressen. Alle Tiere stürmen nach unten.
Wir sind froh, als wir endlich unten im Tal die Salzach erreichen.
Der Weg verläuft etwa 10 Kilometer flussaufwärts entlang der Salzach, manchmal weiter und manchmal enger. Und manchmal sehr eng:
Dann geht es entlang der Lammer und der Weg …
… führt dann in eine Schlucht, die uns den Atem verschlägt. Die sogenannten Salzachöfen bilden eine rund 80 Meter tiefe Schlucht, an deren Rand der Salzalpensteig verläuft.
Im hinteren Teil kann man in die Schlucht hinabsteigen und wird mit grandiosen Blicken auf das tosende Wasser und die markanten Spuren im Gestein belohnt. Dafür heisst es aber: Treppen steigen!
Aber die Einblicke sind es wert.
Dann steigen wir alles wieder hoch und erreichen nach wenigen Schritten das heutige Tagesziel, den Gasthof Pass Lueg, wo uns eine fröhliche holländische Gastgeberin erwartet.
Mich erwartet auch noch die etwas weniger fröhliche Kleiderreinigung.
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Auf glitschigen Wegen, vor allem steil abwärts, bewähren sich Wanderstöcke bestens…
Ich hätte sogar welche … aber in Brugg nützen sie nichts …