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Von Mittersill nach Matrei

Der alte Säumerpfad über den Felber Tauern verbindet die Gemeinden Mittersill und Matrei. Die Strecke konnte nicht mit Fuhrwerken befahren werden, jeder der Säumer trug rund 60 kg Waren über den Pass, den Pferden und Eseln wurde das Dreifache aufgepackt. Die Wegzeit für die 39 Kilometer betrug 12 bis 13 Stunden.

Wir bescheiden uns auf das Kernstück des Übergangs und wandern vom Hintersee zum Tauernhaus. Die Strecke liegt teilweise im Nationalpark Hohe Tauern und begeistert uns. Allerdings raubt uns der ruppige Aufstieg vom Hintersee von 1313 Meter über Meer in der Falllinie hoch auf auf 2100 Meter über Meer grad ein wenig den Atem.

Im Nationalpark Hohe Tauern beim Parkplatz Hintersee.
Unterwegs. Ein Feuerfalter.
Ein steiler Anstieg? Das kostet uns ein Lächeln …

Hier treffen wir ein Paar, die beide einen Rucksack mit einem Gleitschirm tragen und oben drauf ein Mountain Bike schultern. Wo man hier Rad fahren kann, ist uns ein Rätsel.

Und das Ganze im MTB-Schuhen. Lieber die als wir.

Dann wird der Aufstieg etwas flacher, wir passieren das Nassfeld, den Plattachsee und die letzten Höhenstufen und erreichen das Tauernkreuz. Uff, wir sind ganz oben auf dem höchsten Punkt unserer gesamten Tour auf 2470 Meter auf der Landesgrenze zwischen Salzburg und Osttirol.

Beim Nassfeld.
Beim Tauernkreuz.

Leicht über der Passhöhe findet sich die St. Pöltener Hütte, die Terrasse ist gut besucht und vor der Hütte stehen einige Mountain Bikes. Wo man hier Rad fahren kann, ist uns immer noch ein Rätsel.

Der Abstieg Richtung Matrei hält im oberen Teil noch ein Schneefeld für uns bereit, der Rest ist deutlich weniger streng als die Aufstiegsseite. Und endlich erscheinen rechts hinten die Berge der Venediger Gruppe. Ein phänomenaler Anblick; gut, wir sind auch bei Kaiserwetter unterwegs heute!

Eine kurze Rutschpartie.
Und etwas Technik zwischendurch: Die Kappenisolatoren der Höchstspannungsleitung sind hier aus Glas; bei uns sind sie aus Keramik.
Und noch etwas Technik: Die Mastfundamente sind auch recht beeindruckend.
Die Venedigergruppe. Von links: Kristallwand (3310 M.ü.M.), Hoher Zaun (3451), Rainerhorn (3559), Schwarze Wand (3506) und endlich rechts aussen die zwei schneebedeckten Grossvenediger (3666) und Kleinvenediger (3471 M.ü.M.). Ein Klick auf das Bild vergrössert das Erlebnis.

Im Tal. Das Gletscherwasser vom Venediger hinten; der Seitenbach vorn).

Der Anblick begleitet uns auf dem gesamten Panoramaweg, dann geht es steil hinunter ins Tauernhaus. Hier verpassen wir den 13:57 Uhr-Bus um wenige Minuten und erhalten so zwei Stunden Nichtstun geschenkt. Brige leistet sich einen Coupe Dänemark und ich bestaune die Bimmelbahn, also den Traktor mit angehängtem Aussichtswagen, der von hier das Tal hoch fährt bis zum Fuss der Venedigergruppe nach Innergschlöss.

Der Coupe Dänemark (nicht mehr im Bild).
Beim Tauernhaus studiere ich die Schautafeln. So sah der Gletscher im Jahr 1860 aus.
Auch bei den Schautafeln: Man lernt nie aus.

Um 15 Uhr kommt der Bus, der Chauffeur steigt aus, setzt sich ebenfalls auf die Terrasse, wo schon seine ganze Familie sitzt und verbringt die nächste Stunde bei Kuchen und Eiskaffee. Um 16 Uhr fahren wir rund 20 Minuten talwärts ins Zentrum von Matrei, wo sich die Haltestelle direkt vor dem Hotel befindet.

Wir duschen, waschen das Wanderzeugs, erkunden das Dorf und gucken uns um für ein passendes Restaurant. Im Dorfzentrum ist richtig Betrieb, die ganze Gemeinde ist auf den Beinen, viele in Trachten. Kein Wunder, denn dieses Wochenende ist das traditionelle Schützenfest des Bataillon Wipptal-Eisenstecken!

Beim Nachtessen sehen und vor allem hören wir von der Restaurantterrasse aus den grossen Umzug mit Marschmusik und Schützen ohne Ende. Uns gefällt’s.

Was soll man sich wohl unter einem „Landesüblichen Empfang“ vorstellen?