Gestern endete unsere Etappe in der Kenzenhütte, wo wir den Bus bestiegen, der uns ins Tal hinunterbrachte zum Kenzenparkplatz in Halblech. Die Busfahrt gab uns einen Eindruck, was uns auf der letzten Etappe erwarten würde: eine 12 Kilometer lange Talwanderung durch den Wald, mehr oder minder entlang der Fahrstrasse. Unsere Begeisterung darob hielt sich in Grenzen, weshalb wir gestern Abend über die Bücher beziehungsweise über die Karte gegangen sind. Insbesondere auch, weil Brige vom Hotel aus eine Bahn auf die Buchenbergalm ausgemacht hatte. So beschlossen wir, morgen, also heute, von der Kenzenhütte zur Buchenbergalm statt zum Parkplatz zu wandern.
Etwas Sorgen machte uns aber die Bergfahrt mit dem Bus zur Kenzenhütte. Werden wir heute Morgen Platz finden? Der Kleinbus nimmt 20 Passagiere mit und fährt jede Stunde vom Parkplatz hoch. Wir starten deshalb um Viertel nach Acht im Hotel und legen die zweieinhalb Kilometer im Eilschritt zurück. An der Haltestelle sammeln sich schon viele Wandervögel und Ausflügler, kein Wunder bei diesem Wetter. Klar ist auch, das sind zu viele Personen. Und es kommen immer noch mehr.
Pünktlich fährt der Kleinbus vor, am Steuer Frau Schwarz vom hiesigen Fuhrunternehmen. Sie lässt die wenigen Passagiere der Talfahrt aussteigen, dann bewegt sich die ganze Traube Richtung Einstiegstüre, wo Frau Schwarz aussteigt und mit lauter Stimme verkündet (sic!): „Stopp! Keiner bewegt sich! Es kommt noch ein zweiter Bus! Ich zähle jetzt 19 Personen für den ersten Bus ab!“ Die Meute, plötzlich lammfromm und eingeschüchtert, platziert brav das Gepäck hinten und steigt ebenso brav ein.
Wir sind im zweiten Bus, die Bergfahrt für eine Strecke von 11 Kilometern und einer guten halben Stunde Fahrzeit im komfortablen Mercedes Kleinbus kostet uns 5½ Euro pro Person, ein Schnäppchen!
Bei der Kenzenhütte angekommen, verzichten wir schweren Herzens auf ein erstes Bier (schöne Geschichte zum Büble Bier!) und wandern gemütlich talwärts.
In unserem Reiseprogramm findet sich der generelle Hinweis, dass man in den Alpen unterwegs sei und die Bergwacht Bayern anrufen solle, wenn man unsicher sei, ob man die Etappe wandern könne. Wir verzichten auf einen Anruf oder sogar einen direkten Besuch bei der Bergwacht, deren heutige Aussenstelle sehr schön liegt.
Der Talweg ist schön und bietet immer wieder Blicke in Seitentobel, wo es munter gurgelt und sprudelt.
Wir erreichen nach kurzer Zeit den sogenannten Wankerfleck, ein Hochtal oder besser eine waldumsäumte schöne Alpwiese, die talaufwärts einen prächtigen Blick auf das Ammergebirge erlaubt.
Der weitere Weg führt flach am Bockstallsee vorbei, über den Hinter- und den Vordertruchenbach, über den Tiefenbach zum Sattlermoosgraben, wo uns ein kurzer harter Anstieg zur Buchenbergalm führt. Dort herrscht reger Sonntagsbetrieb, viele Spaziergänger, viele e-Bikes, viele Hunde und viele grosse Biere auf den Tischen. Eine friedliche Stimmung!
Dann folgt ein weiterer Höhepunkt des Tages: die Sesselbahnfahrt talwärts. Der Plausch für die 7 Minuten Fahrzeit ist mit 9½ Euro pro Nase nicht gerade billig im Vergleich zur Busfahrt am Morgen.
Der Parkplatz bei der Talstation ist praktisch voll belegt; ich hoffe, dass abends alle rechtzeitig den Platz verlassen, obwohl ich eigentlich gerne dabei wäre, wenn eine kostenpflichtige Entfernung vorgenommen wird.
Wenige Schritte nach der Talstation erspähen wir ein lauschiges Gartencafé. Schön, dass heute Sonntag ist, denn Cilli’s Cafestübel hat nur am Samstag und am Sonntag offen. Wir werden von Cilli persönlich bedient und leisten uns ein Stück Orangen-Sanddorn-Sahnetorte und ein Stück Karamelltorte. Im Garten ist’s wunderschön.
Nach der Stärkung geht es kulinarisch weiter. Wir besuchen den jungen Alten Wirt im Ort und reservieren einen Tisch bereits auf 17 Uhr, da später alles ausgebucht ist.
Jetzt geht es noch 2 Kilometer zurück nach Berghof in unser Hotel; der Weg an der stechenden Sonne ist nicht das allergrösste Vergnügen. Es sind viele Radfahrer unterwegs, radelnde Touristen und Sportler. Das Angebot ist entsprechend ausgerichtet, wir passieren einen Fahrrad-Schlauch-Automaten. Der sieht aus wie ein umgebauter Zigarettenautomat.
Um halb Fünf brechen wir im Hotel wieder auf und spazieren zum Alten Wirt. Jetzt brennt es richtig heiss vom Himmel. Im Gartenrestaurant schauen auch die anderen Gäste ziemlich geschlaucht aus. Das Essen ist ausgezeichnet und der anschliessende Verdauungsspaziergang tut uns gut. Am Himmel türmen sich direkt über uns riesige Gewittertürme und kaum sind wir zurück, beginnt es um 18:35 zu schütten.