Dierhagen Ost – Wustrow
Beim Frühstück lasse ich mir einen Lunchsack richten. Die Bedienung schaut perplex, ich weiss, warum. Für € 7,50 gibt es drei Eingeklemmte, eine halbe Gemüsegurke, eine Tomate, eine Banane, ein gekochtes Ei, Fruchtsaft und Mineralwasser. Kein Wunder, sind so viele Deutsche dick.
Wir wandern auf dem Radweg Richtung Norden und passieren viele reetgedeckte Ferienhäuser. Zwischendurch machen wir einen Abstecher an den Ostseestrand. Ich habe mir vorgenommen, heute jede Verbots- oder Hinweistafel mit einem Ausrufezeichen zu fotografieren, gebe aber bald auf. Das Land der Dichter und Denker wirkt eher wie das Land der Zurechtweiser und Ordnungsfanatiker. Unterwegs machen wir Biopause. Brige beehrt ein schön überwachsenes WC-Häuschen. Dann verzehren wir den ersten Teil unseres Gewalts-Lunches.
Schon bald erreichen wir den Strand von Wustrow. Die Zugänge über die Schutzdüne beginnen etwa bei der Nummer 20, also ist man beim Übergang 10 etwa auf Höhe des Ortszentrums. Dort finden wir auch die Seebrücke, die wir begehen, bevor wir in den Ort hineinwandern. Es ist ziemlich viel los, kein Wunder, denn es ist Wochenende und schönes Wetter. Wir kaufen Postkarten, Briefmarken, eine Zeitung, erkunden den Hafen, der wie immer am Bodden liegt, werden fast geräucht, essen den Rest unseren üppigen Lunches, währenddessen das Zeesboot «Bill» an- und gleich wieder ablegt.
Im Hotel «Deutsches Haus» bekommen wir das Behindertenzimmer, welches im Bad allerlei interessante Installationen bereithält. Der Esssaal ist zu Briges grosser Freude im maritimen Ambiente gehalten. Da wir heute nur etwa zehn Kilometer gewandert sind, besteigen wir den Wustrower Kirchturm und geniessen die spektakuläre Aussicht von der Plattform. Im Kirchenschiff sind mehrere Modellschiffe aufgehängt. Anschliessend spazieren wir zur Kunstscheune Barnstorf, wo wir schöne Bilder und Skulpturen sowie schlechte Aquarelle anschauen. Die Scheune und einige andere Gebäude sind sehr schmuck und romantisch gelegen. Wir fühlen uns wunderbar entschleunigt.
Abendessen wird schwierig, denn unser erwähltes Restaurant ist komplett ausgebucht. Wir landen dann im Restaurant des Hotels Dorint, wo gerade italienische Woche ist. Das Personal serviert uns aber trotzdem die wunderbare Fischfiletplatte und dazu einen feinen weissen Burgunder. Bevor wir das «Dorint» verlassen, tun wir weltmännisch, verlangen Hotelunterlagen und lassen uns die Wellnesszone zeigen. Als wir ins «Deutsche Haus» zurückkehren, ist der lange Veloständer komplett voll. Respekt – wir haben die anderen Hotelgäste unterschätzt.