Wustrow – Ahrenshoop – Prerow
Heute ist unsere Königsetappe: fünf Stunden wandern, und das in unserem Tempo! Aber alles der Reihe nach … In Wustrow kaufen wir zwei Brötchen, damit wir unterwegs nicht verhungern beziehungsweise uns nicht nur von Riegeln, Nüssen und Äpfeln ernähren müssen. Wir durchqueren Wustrow ein letztes Mal und folgen dann den Dünen Richtung Ahrenshoop. Schon bald erreichen wir das Hohe Ufer, die Steilküste der Insel, wobei, wahnsinning hoch ist sie nicht – so zwischen 10 und 20 Meter – und komplett aus Sand und total bröcklig, aber natürlich eine hübsche Abwechslung.
Nach dem schmucken Ahrenshoop, das für seine Künstlerkolonie bekannt ist, können wir eine Zeitlang einer alten Naturstrasse folgen, dann müssen wir leider wieder auf dem Radweg laufen. Dem Strand entlang versuchen wir es auch, aber das ist definitiv zu anstrengend in dem feinen Sand der Ostseeküste. Es ist Sonntag, und auf dem Veloweg herrscht ein Verkehr wie am Klingnauer Stausee. Wir sind die einzigen Wanderer, alle anderen radeln. Sie radeln Richtung Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft, ein Wald- und Küstenschutzgebiet, welches praktisch die ganze Insel Darß einnimmt und von Rad- und Wanderwegen durchzogen ist. Das Ostseebad Prerow auf Darß ist unser Ziel.
Um Prerow zu erreichen, müssen wir kreuz und quer stundenlang durch den riesigen Wald marschieren, der wunderschön abwechslungsreich ist. Er ist auch voller Pilze und radfahrender Sonntagsausflügler, aber es hat genug Platz für alle. Zweimal machen wir Rast, um eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken und das Antibrumm forte aufzufrischen: Es ist warm und Heerscharen von Mücken umschwärmen uns. Die örtliche «Spinne» (so nennen wir eine grosse Wegvergabelung auf dem Bruggerberg) heisst «Grosser Stern», dort treffen sich mindestens sieben Wege.
Nach langer Marschzeit lichtet sich der Wald, und wir erreichen den Rand von Prerow. Nun ist es nur noch ein Katzensprung bis zur Pension «Windflüchter», wo wir erst einmal im Gartenrestaurant etwas trinken, bevor wir unser kleines Appartement beziehen. (Windflüchter sind Bäume und Sträucher, deren Wuchsform durch vorwiegend aus einer Himmelsrichtung wehenden Wind bestimmt wird.) Wir sind ziemlich verschwitzt und müde, besichtigen aber nach einer Dusche trotzdem noch den wunderschönen Ostseestrand mit der 395 Meter langen Seebrücke.
Abends fängt es an zu regnen, so dass wir zum Essen in eine nahegelegene Pension gehen: klein, aber fein. Essen tun wir natürlich Fisch, und schlafen tun wir nachher wie die Murmeltiere.