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RheinBurgenWeg Tag 4: Von St. Goar nach Oberwesel

Ein besserer Spaziergang erwartet uns heute. Neun Kilometer, pah, da lohnt es sich kaum, die Wanderschuhe anzuziehen. Es ist nass vom nächtlichen Regen, deutlich wärmer und windstill. Schon beim ersten Aufstieg schiesst uns der Schweiss aus allen Poren. Oben geniessen wir den ersten Blick auf die fernen Felsen der Loreley. Jetzt muss wieder ein Quertälchen gequert werden, also runter und wieder rauf. Dann folgt der wunderbare Aussichtspunkt «Maria Ruh», der genau gegenüber dem Loreley-Felsen liegt. Einen besseren Blick auf die wohl berühmteste Stelle am Rhein gibt es nicht. Obwohl wir einige Minuten die Aussicht geniessen und den Fluss überblicken, kentert kein Schiff, kein Kahn läuft auf Felsen auf, nicht einmal ein kleiner Zusammenstoss ereignet sich. Das liegt wohl auch daran, dass an dieser Schlüsselstelle der Schiffsverkehr mittlerweile mit Lichtsignalen geregelt wird.

Die Wanderung führt uns jetzt entlang der Hangkante über gute und weiche Wege, wo wir unterwegs eine Pause einschalten und Brige aus heiterhellem Himmel wissen will, wo eigentlich der Karwendel sei. Ich habe keine Ahnung. Bei einem weiteren Aussichtspunkt gabelt sich der Weg in eine ungefährliche Umgehungsstrecke und in den sogenannten Oelsbergsteig, der nur schwindelfreien und trittsicheren Wanderern empfohlen wird. Klar, dass wir letzteren nehmen; wir sind ja keine Flachlandtiroler. Wir bereuen unseren Entscheid keine Sekunde, denn der Weg ist wirklich spektakulär. Er führt zuerst durch einen Weinberg, und dann mitten durch einen felsigen Abschnitt. Besonders exponierte Stellen sind mit Seilen und Eisenstufen gesichert, und der Blick auf den Rhein ist wirklich atemberaubend – schade, dass dieser Abschnitt nicht länger ist. Der weitere Abstieg nach Oberwesel führt wieder durch Reben.

Bereits kurz nach zwölf Uhr treffen wir in Oberwesel ein. In einem Strassencafé genehmigen wir uns Zwiebelkuchen und ein grosses Glas Federweisser; so heisst hier der Sauser. Dann beziehen wir unser Zimmer im schmucken Weinhaus Weiler und probieren die High-Tech-Dusche aus, die mit mehrfarbigem Licht, eingebautem Radio, Klappsitz und mit Hand-, Decken- und Seitenbrause aufwartet. Brige drückt natürlich als Erstes den Alarmknopf in der Dusche …

Oberwesel hat viel Charme und noch mehr Türme. Über 16 Türme verfügt das Städtchen, zwei davon besteigen wir und geniessen den Blick über die Dächer und den Rhein, wo gerade ein Lastkahn voll mit Alteisen flussaufwärts dieselt. Den Rest des Tages verbringen wir mit Kaffeetrinken, Zeitunglesen und Kartenschreiben.