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Malerweg Tag 6: von Schmilka nach Gohrisch

Im grössten Frühstückssaal, den ich je gesehen habe, und ich habe viele gesehen, nehmen wir das Frühstück zu uns. Die feinen Wurstwaren am Buffet lasse ich leider links liegen. Mettwurst, Leberwurst und Konsorten stossen mir sonst beim Wandern den halben Tag auf. Die Marschverpflegung dürfen wir uns wieder einmal selber richten.

Wir starten gleich, wie wie gestern aufgehört haben: Mit einer Zugfahrt von Krippen nach Schmilka, das sehr nahe an der tschechischen Grenze liegt. Interessanterweise erfolgt die Stationsansage zuerst in tschechisch und erst dann in deutsch. Brige weiss, dass Tschechisch eine der schwierigsten Sparchen überhaupt sei, sieben Fälle und unzählige Zeitformen sowie eine Vielzahl von Sonderzeichen zeichnen sie aus. So tönt die Durchsage auch.

Bei Schmilka erklimmen wir den Elbeinschnitt auf einem Weg, der im klassischen sächsischen Wanderwegstil angelegt ist: direkt hoch, mit vielen Stufen durchsetzt, die sich in alle möglichen Richtungen neigen und in eher schlechtem Zustand sind. Dafür sind wir schnell oben. Seit heute wandern wir auf der linken Seite der Elbe; die Landschaft ist weit, in der Ferne sehen wir Tafelberge.

Wir durchqueren die Dörfer Schöna und Reinhardtsdorf, wo wir an einem Rastplatz mit toller Aussicht die nasse Bescherung in Briges Rucksack in Ordnung bringen, das Tetrapack mit Mineralwasser ist nicht dicht.

Hier sieht es nun wirklich wie im Schweizerischen Mittelland aus, nur die Häuser sind viel spitzgiebeliger.

Mittlerweile sind wir wieder in der Nähe von Krippen angelangt, da, wo wir gestern übernachteten. Nach einem kurzen Auf und Ab über unzählige Stufen, was sonst, verdrücken wir die ersten Sandwiches. Mit vollem Bauch kommen wir zum ersten Mal vom Weg ab. Und zwar richtig. Der Wegweiser zeigt in die komplett verkehrte Richtung und wir verpassen in der Folge vier Rastpunkte, einen Aussichtspunkt und die Lichterhöhle. Dafür lernen wir das Dörfchen Papstdorf kennen, was auch nicht schlecht ist, die haben nämlich ein Feuerwehr-Museum, das wir aber nicht besuchen.

Immer wieder schweift unser Blick übers Land, wir sehen auf der anderen Elbeseite die eindrücklichen Sandsteinformationen, die wir bereits durchwandert haben.

Jetzt steigt der Weg nochmals an und wir gelangen über Treppenstufen, was sonst, auf den Papststein, einen Tafelberg, der eine tolle Rundsicht bietet. Oben befindet sich auch ein Bergrestaurant, die Papststeinbaude, und die brummt ziemlich. Das Personal kommt kaum nach mit Bieren ausschenken und riesigen Tagestellern servieren. Die Stimmung ist toll, kein Wunder, strahlendes Wetter lockt den letzten Sachsen in die Höhe. Wir knipsen ein paar Bilder und steigen wieder ab. Ja, Treppenstufen.

Unten beim Parkplatz ein grosses Gedränge; noch viele wollen hoch. Wir erklimmen derweil den Nachbartafelberg, den Gohrischstein.

Der ist praktisch gleich hoch, aber restaurationsfrei und deshalb viel weniger begangen. Nach endlosen Treppenstufen präsentiert sich oben das gleiche grandiose Panorama. Wir sehen die Etappen, die hinter uns liegen und die Etappen, die noch kommen.

Natürlich führt auch der Abstieg über Treppenstufen aller Art. Das Schlussstück der Etappe führt durch schönen Mischwald und über Feld und Wiesen, bis wir im Kurort Gohrisch eintreffen, der schon 1875 vom Reichsgesundheitsamt als «hervorragend» eingestuft wurde. Deshalb verzehren wir Kaffee und Kuchen auf der Terrasse; zusammen mit einer Busladung fröhlicher Tagesausflügler, die bei jedem Witzchen, das fällt, quieken, gluckern und schallen.

Hier noch mein neues Lieblingsbier: