Frau Böhnlein macht Frühstück (mit Eiern von glücklichen Hühnern) und richtet zudem unsere Lunchpakete, und Herr Böhnlein fährt uns im Mercedes zurück nach Premich, wo er uns gestern abgeholt hat. Wir dürfen also wieder hochlaufen nach Langenleiten. Der Weg führt über Felder und Wiesen und durch Wald und ist ein Genuss. Aber die Sonne brennt schon um neun Uhr gnadenlos vom Himmel, so dass wir schweissgebadet in Langenleiten ankommen und im Laden, wo wir gestern Kaffee und Kuchen genossen, Wasser kaufen.
Den Kreuzberg, auf den wir heute steigen, sehen wir von Ferne. Da gibt es noch einige Höhenmeter zu überwinden: Premich liegt auf knapp 300 Metern über Meer, der Gipfel des Kreuzberges auf 925. Zum Glück liegt der grösste Teil des Aufstiegs im Schatten. Etwa 60 Meter unter dem Gipfel befindet sich das Kloster Kreuzberg, eine grosse Anlage und ein beliebtes Ausflugsziel. Kein Wunder, hier wird ja auch Bier gebraut. Man riecht den Malzschmauch von Weitem.

Der Kreuzberg von hinten
Wir steigen die steile Treppe hoch zu den drei Wallfahrtskreuzen, was mir den letzten Rest Muskelkraft abverlangt. Ich wende die Methode von Jens Voigt (ehemaliger Velorennfahrer) an und schimpfe: „Shut up legs!“ Auf dem Gipfel angekommen, geniessen wir die prächtige Aussicht und setzen uns auf eine der zahlreichen Bänke, um uns zu stärken. Wir werden von unzähligen wespenartigen Insekten umschwirrt, die wohl durch den Malzduft, der in Schüben hochschwebt, irre geworden sind. Sie rasen immer in der gleichen Richtung vorbei, wie Bahnfahrer am Sechstagerennen.

Auf dem Kreuzberg
Wir steigen die Treppe wieder hinab und verzichten auf den Besuch des Biergartens im Kloster. Es ist uns zu heiss für Alkohol. Der Weg führt uns weiter Richtung Oberweissenbrunn, vorbei am schönen Ansberg, wo mehrere Skilifte stehen. Wir befinden uns tatsächlich in einem Ski- und Langlaufgebiet – das wäre doch mal eine Alternative zu dem ewigen Oberengadin!
Oberweissenbrunn ist ein ähnliches Kaff wie Langenleiten. Hier ist der Dorfladen noch kleiner, es gibt noch weniger Teilchen zur Auswahl in der integrierten Bäckerei und Cappuccino können sie auch nicht. Wir stärken uns trotzdem und strecken an der Festbank vor der dem Laden unsere müden Beine aus.
In der Pension Rhönlust bekommen wir das Apfelzimmer, und die Wirtin kocht extra für uns Abendessen. Und Tour de France können wir auch gucken dank pfeilschnellem WLAN.
PS von Christof
Ich habe in der Gaststube die alten schwarzweissen Fotografien des Hotels, des Dorfes und der Umgebung bewundert und bin mit der netten Wirtin ins Gespräch gekommen. Sie hat mir unter anderem erzählt, dass sich in den 50er Jahren in der Nähe ein riesiger Truppenplatz des US Army befunden habe. Eines Tages, wohl bei einer Truppenverschiebung, habe ein Panzer eingangs Dorf eine Kette verloren und sei steuerunfähig direkt in die Wirtsstube gekracht. Genau da wo Brige sitze, habe der Panzer ein riesiges Loch gerissen. Die entsprechenden Aufnahmen hingen direkt hinter Brige und waren in der Tat sehr eindrücklich!