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Rothaarsteig Etappe 4 von Schanze zum Rhein-Weser-Turm

Eine allzu große Macht stürzt durch ihre eigene Masse.
Eine allzu grosse Macht stürzt durch ihre eigene Masse (Martin Luther).

Mit einem Zitat von Martin Luther, das nichts an Aktualität verloren hat, werden wir heute auf den Weg geschickt. Das Wetter ist gut, leicht bewölkt, frisch, aber nicht zu frisch, so dass ich mit den kurzen Hosen wandern kann. Wir verlassen den Landschaftgasthaus Schanze, wo wir die einzigen Gäste waren. Der Wirt hat uns gestern und heute auf das Beste umsorgt.

Auf dem ersten Abschnitt unserer Etappe finden sich verschiedene riesige Skulpturen, die uns gut gefallen. Etwa ein Felsbrocken von 150 Tonnen Gewicht in einem massiven Gehege von Nils-Udo. Wir wundern uns, wie das alles wohl hierher geschafft worden ist.

Stahlskulptur „Kein leichtes Spiel“, Ansgar Nierhoff
Stahlskulptur „Kein leichtes Spiel“, Ansgar Nierhoff
Skulptur „Stein-Zeit-Mensch“, Nils-Udo
Skulptur „Stein-Zeit-Mensch“, Nils-Udo
AS
Mehr davon hier.

Dann endlich kommt die von Brige schon so lange ersehnte Hängebrücke bei Kühude. Durch die Bäume kann man sie erahnen. Wir sind sprachlos, weil das Teil so klein ist. Gut, wir sind uns vom Lechweg andere Kaliber gewohnt. Natürlich wird die Brücke trotzdem beschritten.

Schmunzeln müssen wir auch über die Wanderwegweiser, die seit gestern wie Bushaltestellenanzeigen im Wald aussehen. Wichtig: der gewiefte Wanderer ignoriert die Richtung der Tafeln und folgt dafür den schwarzen Pfeilen auf der Tafel.

Wanderwegweiser.
Wanderwegweiser.

Der Rothaarsteig gabelt sich heute in eine Tal- und eine Kammvariante. Wir folgen letzterer und freuen uns über den schönen Weg!

Was für ein prachtvoller Anblick.
Was für ein prachtvoller Anblick.

Etwas später wird es garstig. Links neben dem Wanderweg ist ein Streifen von rund zwei Metern Breite brachial gemäht und gerodet, der Boden ist bearbeitet und Pfosten für einen Zaun sind gesetzt. Die Holzpfosten sitzen bombenfest. Die schweren Maschinen, die dazu notwendig waren, haben tiefe Spuren hinterlassen. Wir marschieren etwa zwei Kilometer lang auf einer weichen Morastspur mit vielen Pfützen. Aber das frische Holz riecht gut.

Noch sieht es gut aus.
Noch sieht es gut aus.
Aber jetzt wird es hässlich.
Aber jetzt wird es hässlich.

Öfters sehen wir eine von Briges Lieblingspflanze, das Wald-Springkraut (Impatiens noli-tangere).

Rühr mich nicht an!
Rühr mich nicht an!

Rastplätze hat es auch heute genug, und auf jedem Bank, jeder Hütte, jeder Rastgelegenheit wird auf die Afrikanische Schweinepest aufmerksam gemacht. Im Hochsauerland, wo wir uns befinden, haben die Behörden heute die Massnahmen massiv verschärft, es werden Anlässe abgesagt, es dürfen keine grösseren Gruppen den Wald betreten, aus Angst, dass befallene Wildschweine aufgeschreckt werden und sich in andere Gebiete bewegen. Als wir in der Nähe vom Weiler Jagdhaus rasten, hält in der Nähe ein Jeep, der Fahrer, der wie ein Ranger aussieht, kommt direkt auf uns zu und erklärt, er sei Journalist vom WDR und erhebe die Stimmungslage der Bevölkerung zur Schweinepest und ob er ein kurzes Interview mit mir führen dürfe? Darf er. Er lichtet mich ab, und macht sich eifrig Notizen.

Der Rothaarsteig ist gut markiert, man kann die Route praktisch ohne Karte begehen. Alle 5 Kilometer zeigt eine Basaltstele, wie weit wir schon gewandert sind. Hier der Blick von vorn:

Schon 80 km!
Schon 80 km!

Und der Blick zurück:

Nur noch 75 km!
Nur noch 75 km!

Richtig! Wir haben die Mitte unserer Tour bereits überschritten. Schade eigentlich, denn es gefällt uns ausnehmend gut hier!

Kurz nach 15 Uhr erreichen wir unseren Etappenort in der Gemeinde Oberhundem im nordrhein-westfälischen Kreis Olpe. Es handelt sich hier um das grösste Wintersportgebiet nördlich der Alpen, imfall!

Im Wintersportgebiet.
Im Wintersportgebiet.

Wir sind untergebracht im Rhein-Weser-Turm. Ein höchst interessantes Gebäude: unten Gaststätte und darüber ein Turm. Auch hier sind wir die einzigen (!) Gäste heute. Wegen eines Anlasses ist die Gaststätte geschlossen, Frau Schwermer erwartet uns aber, und lässt die Türe extra offen. Wir werden sehr herzlich empfangen, gut umsorgt und extra bekocht.

Den Aufstieg in den Turm lassen wir uns nicht nehmen, aber die 24 Höhenmeter spüren wir in den Oberschenkeln. Auch heute werden wir gut schlafen …

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  • Vreni & Fritz Brugg 17. Juli 2025, 20:45, 20:45

    Hallo Ihr Lieben,
    Vielen herzlichen Dank für Eure umfangreichen Berichte und die vielen Fotos. So können wir an Euren täglichen Erlebnissen teilnehmen was uns freut. Geniesst weiter die Wanderferien im schönen Gebiet und wir wüschen mehr Sonne als Regen und mehr offene „Beizen“ wenn Ihr einkehren wollt! Hier ist alles ok.
    Liebe Grüsse Vreni & Fritz