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Malerweg Tag 2: von Stadt Wehlen nach Hohnstein

Am Morgen liegt leichter Nebel über der Elbe, aber die Sonne drückt schon etwas durch. Das wird ein guter Tag zum Wandern. Leider hat der Wirt vergessen, uns die Lunchpakete bereitzustellen, deshalb dürfen wir uns nochmals am Frühstückbuffet bedienen. Aus Respekt vor den 600 Metern Höhendifferenz heute richtet sich Brige gleich fünf Sandwiches, man kann ja nie wissen …

Kurz vor neu starten wir, und es geht gleich hoch auf einen schönen Aussichtspunkt über der Stadt Wehlen. Der Nebel hat sich bereits verzogen. Der Wanderweg ist wie überall sandig, wäre man nicht in der Höhe, würde man den Fluss gleich hinter dem nächsten Baum vermuten. Nach einer halben Stunde stossen wir auf den Steinernen Tisch, einen Rastplatz, der seit 1710 unverändert die Gäste zur Pause einlädt. Uns natürlich nicht, wir gehen direkt weiter zur Bastei, einer eindrücklichen Felsenkanzel 190 Meter über der Elbe. Das älteste und berühmteste Ausflugsziel in Sachsen ist gut erschlossen und die übliche Tourismusinfrastruktur mit Kiosken, Carparkplätzen, Rosskutschen und diversen Restaurationsbetrieben erwartet uns. Da wir relativ früh unterwegs sind, treffen wir nur wenige andere Gäste an. Die Bastei ist allerdings wirklich atemberaubend, der Blick über die Elbe ist phantastisch und die steilen Sandsteinklippen sehr eindrücklich.

Wir sichten auch Kletterer, die unmittelbar neben den Touristen einen Sandsteinpfeiler erklimmen. Wir besichtigen die gesamte Klippe und die daran anschliessende mittelalterliche Wehranlage Felsenburg Neurathen.

Dann geht es ebensosteil über endlose Treppenstufen wieder hinunter. Im Tal kommen wir an der Felsenbühne Rathen vorbei, ein Freilichttheater, das heute um 14:00 Karl Mays Old Surehand zeigen wird. Ach, zu schade, sind wir so früh dran …

Wir folgen dem Grünbach aufwärts und kommen zur Amselfallbaude, das ist kein Schreibfehler, hier heissen einige Lokalitäten wirklich «Baude». Hier wäre ein angeblich zehn Meter hoher Wasserfall zu bestaunen. Wäre, wenn jemand 30 Cents zahlen würde, um das aufgestaute Wasser loszulassen. Doch niemand will, viel lieber wollen die deutschen Ausflügler im Biergarten grosse Biere trinken, schliesslich ist ja bereits 11 Uhr.

Wir steigen weiter hoch, Brige verzehrt Sandwich 1, 2 und 3, ich Sandwich 1. So gestärkt durchqueren wir Rathewalde, marschieren auf dem offiziellen Malerweg 500 Meter entlang der Hauptstrasse und werden bei der komplizierten Strassenkreuzung bei der Hocksteinschänke beinahe überfahren. Merke, ein Wanderer hat nichts auf deutschen Strassen verloren. Zum Glück führt der Weg wieder in den Wald hinein und nach wenigen Minuten kommen wir zum Hockstein, einer weitere beeindruckende Sandsteinklippe direkt über dem Polenztal. Auf der anderen Talseite sehen wir bereits Hohnstein, unser Tagesziel. Hier auf dem Hockstein wachsen nur Krüppelbäume, die Humusschicht ist dünn, die Bäume und Pflanzen sind dem Wind und der Sonne ausgesetzt und Wasser hat es auch keines. Ganz anders 50 bis 100 Meter weiter unten. Dort ist es modrig feucht und kühl, es wächst auch eine ganz andere Vegetation.

Wir geniessen die Aussicht und machen uns dann an den letzten Abstieg. Der hat es in sich. Eine steile enge Treppe führt direkt durch zwei Klippen durch die Wolfsschlucht praktisch senkrecht nach unten. Als ich heute Morgen im Reiseführer las, man solle heute nur kleine Rucksäcke mit sich führen, lachte ich noch. Jetzt lache ich nicht mehr und zwänge mich durch das Engnis hindurch.

Unten im Tal spazieren wir an der Pension Polenztal mit angeschlossenem Biergarten vorbei, wo wieder grosse Biere gebechert werden. Viele Gäste trinken Schwarzbier, das ist mir schon gestern aufgefallen.

Jetzt geht es zum letzten Mal hoch nach Hohnstein. Im Parkhotel Ambiente ist man überrascht von unserer frühen Ankunft; weil das Zimmer noch nicht bereit ist, stärken wir uns auf der Terrasse mit Schorle und Holunder-Bionade. Brige getraut sich nicht, die Sandwiches 4 und 5 hier zu verzehren, das macht sie erst im Zimmer.

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Malerweg Tag 1: von Liebethal nach Stadt Wehlen

Wandern wollen wir jetzt, aber zuerst müssen wir Bus fahren: von Pirna zum Liebethaler Grund führt kein schöner Weg, und so finden wir in unseren Wanderunterlagen ein Busticket, das wir gerne benützen. Wir glauben es kaum, aber wir sind die einzigen, die kurz nach neun Uhr dort aussteigen, am offiziellen Startpunkt des Malerwegs. Zwischen hohen Felswänden wandern wir der Wesenitz entlang. Hier am «Eingangstor zur Sächsischen Schweiz» wurde bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts gewandert; das ehemalige Restaurant Lochmühle zeugt davon. Richard Wagner zum Beispiel hat hier grosse Teile von Lohengrin komponiert. Er hat dafür ein Denkmal bekommen, das vor allem mit seiner Grösse beeindruckt.

Als nächstes folgt ein Abstecher via Mühlsdorf über einen kleinen Hügel, auf dem wir den Koordinatenstein finden, der genau auf der Kreuzung des 51. nördlichen Breitengrades mit dem 14. östlichen Längengrad liegt. Christof, der Kulturingenieur, ist davon total fasziniert; ein Einheimischer, den wir dort antreffen, findet jedoch, der Malerweg müsse eigentlich durchs Tal führen, das sei attraktiver. Mich interessiert momentan vor allem das Jogurt aus dem Lunchpaket, und Christof findet unverhofft sogar Plastiklöffel in seinem Beutel, die das Verspeisen enorm erleichtern.

Bald geht es wieder steil bergab über rohe Treppenstufen zurück ins Wesenitztal, über das Flüsschen, und wieder bergauf. Dann folgt ein langer Marsch über ausgedehnte Felder, und wir stellen uns lieber nicht vor, wie der Fussmarsch hier bei richtig heissem Sommerwetter wäre. Als nächstes folgt das Örtchen Lohmen, das wir rasch hinter uns lassen; und schon erreichen wir den Nationalpark Sächsische Schweiz. Nach einem kurzen Stück durch den Wald sind wir im Uttewalder Grund — das soll eine der schönsten Schluchten der Sächsischen Schweiz sein. In der Tat: die Schlucht ist eindrucksvoll. Das Wasser hat aus dem Sandstein bizarre Formen geschaffen, und die Felsen sind voller Bäume, Farne, Moos und Flechten. Es ist recht kühl und feucht, aber der Bachlauf ist ausgetrocknet, jedoch voller Sand in den schönsten Mustern. An einer engen Stelle sind drei Felsblöcke eingeklemmt, unter denen der Weg durchführt: das Uttewalder Felsentor, das von vielen Romantikern in Bildern dargestellt wurde. Das einzige, was uns noch fehlt, ist eine gemütliche Rastbank, wo wir unsere Sandwiches essen können, aber am Ende der Schlucht finden wir wenigstens einen dicken Baumstamm, der diesen Zweck erfüllt.

Danach folgt der Abstieg nach Stadt Wehlen, dies via Burgruine, die auf einem spektakulären Plateau liegt, von dem man einen fantastischen Blick ins Elbtal hat. Der erste Wandertag ist geschafft, und er macht Lust auf mehr!

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Reise zum Malerweg

Von Brugg aus gesehen ist Dresden gleich um die Ecke. Nach nur einer Flugstunde sind wir in Sachsen angekommen und gleich weitergereist nach Pirna, einem schmucken Städtchen südlich von Dresden. Unser Hotel heisst Bernardo Bellotto, das war der bürgerliche Name des Malers Canaletto, der wie so viele andere Maler hier in der Gegend war. Das Hotel ist stolz auf seine Geschichte, uns hingegen verlangt die historisch enge und steile Treppe in den zweiten Stock alles ab. Ein Lift? Keine Spur. Ebenfalls sehr beeindruckt sind wir von der Markierung des Elbe-Hochwassers des Jahres 2002 im Treppenhaus – das ganze Parterre war bis zur Decke überflutet. Da und dort in Pirna sieht man noch an den Fassaden die Spuren der katastrophalen Überschwemmung.

Heute glänzt das Städtchen und wir sitzen bei sommerlichen Temperaturen auf einer Restaurantterrasse, ich geniesse das erste Bier, Brige die erste Schorle und beide freuen wir uns auf das Mittagessen. Dann spazieren wir etwas der Elbe entlang, wo auf dem Radweg reges Treiben herrscht. Auch auf dem Wasser tut sich einiges. Raddampfer mit Ausflüglern, Boote und später Güterschiffe ziehen an uns vorbei.

Nachtessen gibt’s beim Mexikaner, der für wenig Euro eine erstaunliche Menge auf den Teller beigt. Das Ganze wird begleitet vom witzigen sächsischen Dialekt. So lasse ich mir Wanderferien gefallen!

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Auf der Belchenflue

Wandern wollen wir heute, aber nicht unbedingt bei 34 Grad Celsius im Schatten, deshalb stehen wir um sechs Uhr auf und nehmen um sieben Uhr den Zug nach Olten. Wir müssen zweimal hinschauen, bevor wir einsteigen, denn der RegioExpress besteht aus einer Komposition der neuesten Zürcher S-Bahn-Generation. In Olten wechseln wir in den Regio Richtung Biel und steigen in Hägendorf aus. Um viertel vor acht Uhr wandern wir los zur Tüfelsschlucht.

Fast vier Kilometer lang ist die ganze Schlucht, mit 37 Brücken und Stegen ausgestattet und reich an Attraktionen wie glattgeschliffene Strudellöcher, Wasserfälle und Felsnischen. Sogar einen Spritzbrunnen gibt es, wo eine natürliche Wasserfontäne drei Meter in die Höhe schiesst. Man müsste meinen, es sei angenehm kühl in der Teufelsschlucht, aber der Schweiss rinnt uns aus allen Poren. Richtig heiss ist es zwar noch nicht, aber feucht wie im Treibhaus.

Teufelsschlucht

Aus der dunklen, waldigen Schlucht kommen wir dann an die Sonne und marschieren über eine Wiese Richtung Allerheiligenberg. Plötzlich werden wir von unzähligen Bremsen umschwärmt. Wie sind wir froh, haben wir uns zu Hause mit Antibrumm eingesprüht! Allerheiligenberg bietet eine Bergwirtschaft – die Wirtsleute sitzen noch beim Frühstück im Gartenrestaurant – sowie eine Höhenklinik, beide wunderschön gelegen.

Und weiter geht es bergauf durch die herrliche Juralandschaft, dann über eine Kuppe zur Wuesthöchi, die alles andere als wüst ist und schon über 900 Meter liegt, ungeahnte Höhen für eine Wasserschlösslerin. 😉 Wir stärken uns mit einem Sandwich, bevor wir den Schlussanstieg auf den Belchen unter die Füsse nehmen. Auf der «Passstrasse» (eine gute Waldstrasse) herrscht Hochbetrieb: Wanderer, Reiter und vor allem viele Biker nutzen das schöne Wetter für einen Ausflug. Über eine steile Treppe erklimmen wir die Gipfelplattform und geniessen die grandiose Aussicht. Zurück auf dem «Pass» genehmigen wir uns einen Kaffee – eine einheimische Frau hat einen kleinen Kiosk aufgebaut und verkauft Snacks und Getränke.

Blick von der Belchenflue

Nun geht es hinunter nach Olten, zuerst auf einer Militärstrasse aus dem Ersten Weltkrieg, dann nahe am Schiessstand vorbei, über Wiesen und durch den Wald über die Homberglücke zur Rumpelhöchi, wo wie den Rest unseres Proviants verzehren. Lustige Flurnamen haben die hier, am besten gefällt uns Gnöd. Ich finde, das tönt wie eine lokale Spezialität («ich nehme das Gnöd»); Christof erinnert es eher an quengelige Kinder, die ein Gnöd veranstalten.

Fortifikation Belchen

Die Bergwirtschaft Rumpel lassen wir links liegen und marschieren weiter durch den Wald nach Olten, wo wir kurz vor ein Uhr auf dem Bahnhof eintreffen. Dort gibt es natürlich Glacé, und der InterRegio fährt uns zurück nach Hause. Eine super Wanderung war das, und erst noch eine, von der ich vorher keinen einzigen Meter kannte. Mehr Fotos gibt es auf Picasa.

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Muottas da Schlarigna

Bevor wir am späten Nachmittag nach Hause fahren, wollen wir noch eine kurze Wanderung machen. Das Wetter ist nach den Gewittern gestern Nacht wieder strahlend, und endlich zeigt sich das Oberengadin auch in seinem berühmten klaren Licht. Mit dem Bus fahren wir nach St. Moritz Bad und wandern von dort aus bergwärts zum 2306 Meter hohen Muottas da Schlarigna. Der Weg führt durch den schönen Stazerwald mit seinen wunderbaren, knorrigen alten Arven.

Nach einer guten Stunde erreichen wir den vermeintlichen Gipfel: Es hat eine Bank, ein riesiges «Steinmännli», und die Aussicht ist prächtig. Mit dem Feldstecher kann man den Gästen im Unteren Schafberg praktisch in die Suppe gucken. Also essen wir unseren Proviant und verpassen es, zum richtigen Gipfel hochzusteigen, wie meine späteren Recherchen ergeben. Anfängerfehler – diese Tour werden wir wiederholen müssen.

Stazerwald

Auf dem Rückweg nehmen wir den Weg via Stazersee und machen im Restorant Lej da Staz einen Desserthalt. Zum letzten Mal ergötzen wir uns an den Preisen der Oberengadiner Gastronomie (Portion Erdbeeren mit Rahm 18 Franken), geniessen den ausgzeichneten Kuchen (Zwetschgen beziehungsweise Waldbeeren) und Kaffee, den tadellosen Service und den unbezahlbaren Blick auf See, Wald und Berge. Der Rest des Weges führt uns dem St. Moritzersee entlang zurück nach St. Moritz Bad, wo wir mit einem Bus voller Japaner zurück nach Surlej fahren.

St. Moritzersee

Bis zum nächsten Mal!

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Im Bergell

Heute absolvieren wir den Bergeller Sentiero Panoramico, den «König der Panoramawege», wie Christof mir aus einem Wanderführer vorgelesen hat. Fast fünf Stunden sind wir unterwegs von Casaccia nach Soglio über Stock und Stein, durch Feld und Wald und vor allem allein auf weiter Flur.

Bergell

Es geht mehr bergauf und -ab, als wir uns vorgestellt haben, und der Pfad ist meist deutlich ruppiger als zum Beispiel der Weg von Muottas Muragl auf die Alp Languard, aber es ist ein Höhenweg erster Güte: Landschaft und Flora sind spektakulär; und wir geniessen die Wanderung vom ersten bis zum letzten Schritt.

Das Bergell ist nicht das Engadin, das sieht man am Wald, in dem statt Arven Tannen stehen und tiefer unten sogar Birken und Ahorn. Das Bergell ist auch nicht der Aargau, das sieht man an der Markierung des Wanderweges, die zuweilen etwas dünn gesät ist; aber verlaufen haben wir uns nicht. – Mehr Bilder gibt es auf Picasa.

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Segl

Heute ist am Nachmittag Regen angesagt, also machen wir nur eine kleine Wanderung am Morgen: von Silvaplana nach Sils-Maria. Es windet kräftig, und die Wolken werden immer dichter. Da es aber immer noch warm ist, setzen wir uns auf die Sonnenterrasse des Hotels Seraina. Gerade als unser Essen kommt, fängt es an zu regnen, aber der gute Servierer lässt die Sonnenstore herunter, so dass wir draussen sitzen bleiben können. Nach dem Mittagessen kaufen wir noch einige Süssigkeiten und fahren dann mit dem Bus Nummer sechs zurück nach Surlej.

Via Engiadina
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