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Von Schliersee nach Bayernzell

Nach dem Aufwachen liegen mir die zwei Höllenknödel, die es gestern zum Schweinebraten gab, noch immer auf. Für die heutige Wanderung sollte ich also genügend Kalorien intus haben. Das ist auch gut so, denn der Wendelstein wartet auf uns, der höchste Gipfel der ersten Wanderwoche.

In der Nacht hat es geschüttet, jetzt am Morgen regnet es nur noch und der Himmel ist wolkenverhangen. Beim Frühstücksbuffet sehe ich matschige Wege und glitschige Wurzeln vor meinem geistigen Auge.

Auf dem Weg zur Bushaltestation. Ein bayerischer Nachname.

Die erste Etappe legen wir mit dem Bus zurück. Die Strecke führt entlang dem Schliersee über Fischhausen an Markus Wasmeiers (ja, der Wasi!) Freilichtmuseum vorbei, bei dem es sich um die bayerische Ausgabe unseres Ballenberg-Museums handelt, bis zur Haltestelle Aurach bei Fischbachau. Der Regen hat zum Glück aufgehört, wir marschieren im gewohnten Wandertenü los.

Wo bitte soll hier genau der Wanderweg verlaufen?

Zuerst führt die Route der Strasse entlang. Schon bald verpassen wir (also: ich) einen Abzweiger, und statt zum Wolfsee zu gelangen, erklimmen wir einen Weg, der auf die Abbruchkante des lokalen Steinbruchs führt. Der Ausblick oben ist spektakulär, vor unseren Füssen fällt es senkrecht ab. Aber es hilft nichts, wir sind hier völlig falsch. Also alles wieder zurück.

Über dem Steinbruch. Wir sind hier völlig falsch.

Im zweiten Anlauf klappt es, der Wolfsee kommt ins Bild und wir folgen jetzt brav der Route 594, die uns entlang dem „Kothgraben“ nach Birkenstein führt. Hier beginnt der richtige Anstieg. Auf einem tadellosen Waldweg gewinnen wir schnell Höhe; wir passsieren die Riederalm, wir lassen die Spitzingalm rechts liegen und blicken schon bald ins Tal unter uns.

Über der Spitzingalm.
Völlig allein? Nicht ganz; wir werden genaustens beobachtet.

Wir sind völlig alleine unterwegs und geniessen die Wanderung durch die magere Almwiese. Hier blüht es einfach wunderbar. Mittlerweile wandern wir mitten in den Wolken – die Sichtweite beträgt nur wenige Meter und es bläst ein kühler Wind. Der Weg bringt uns direkt unter den Wendelstein. Die letzten 200 Höhenmeter geht es mehr oder minder senkrecht hoch. Bald kommen die Bergstation der Luftseilbahn und das Wendelsteinhaus in Sicht. Endlich oben.

Wobei „oben“ nicht ganz stimmt. Denn zum Gipfel des Wendelsteins sind es nochmals 130 Meter. Der Weg dorthin ist gut ausgebaut und gesichert; er schraubt sich in engen Windungen hoch bis zur Aussichtsplattform.

So, jetzt aber ganz oben! Hinten das Observatorium.

Hier auf 1838 Metern über Meer weht eine steife Brise; meine kurzen Hosen geben nicht wirklich warm. Und sehen tut man auch nichts, nur ab und an reisst es auf und der Blick ins Tal wird frei. Der Gipfel ist für zwei Dinge berühmt: die phantastische Rundumsicht – die wir nur auf der Panoramaerklärtafel erahnen können – und den dunkelsten Nachthimmel Deutschlands, deshalb steht auch das Observatorium hier oben. Brige überlegt sich, wie sich sich Zutritt zum Observatorium verschaffen könnte, um ihre Neugier zu befriedigen. Klingeln? Den Geisssfuss an der Türe ansetzen? Wir ziehen unverrichteter Dinge wieder ab.

Auf dem Rückweg vom Gipfel. Der Schraubenweg.
Der Leitungskanal, der vom Observatorium in die Tiefe führt.

Das Restaurant unter dem Gipfel ist überraschend gut besucht. Im vorderen Teil feiert eine geschlossene Gesellschaft eine Hochzeit und auch hinten im Selbstbedienungsbereich sind fast alle Tische besetzt. Der Wendelstein, muss man wissen, ist mit einer Luftseilbahn und einer Zahnradbahn erschlossen.

Blick von der Restaurant-Terrasse ins Tal.

Nach einem wärmenden Kaffee und einem Stück Apfelkuchen gleiten wir mit der Gondel talwärts. Mit uns in der Kabine, der bayerische Zivilstandsbeamte, der oben das Brautpaar vermählt hat, standesgemäss in Lederhosen und kariertem Hemd und einige wenige Wanderer.

Unten ist es von der Talstation nur noch einen Steinwurf bis ins Hotel. Wir stossen auf diesem letzten Wanderkilometer aber noch auf zahlreiche Fotosujets (Brige: „Bitte fotografieren!“), etwa die Installation über dem Bahngeleise, die den Zug vor einem Seilriss der Wendelsteinbahn schützen soll oder das grösste Wildbienenhotel im Landeskreis Miesbach.

Das erwähnte Schutz-Gestell. Vermutlich heisst das Ding in der Eisenbahnverordnung „Schienengleiskörperschutzinstallation“ …
Das erwähnte Bienenhotel
In Bayrischzell. Keine bayerische Gemeinde ohne Kneipp-Anlage.
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Von Bad Wiessee nach Schliersee

Seit Tagen droht uns die Wetterprognose mit einem Regentag zum Start unserer Alpenüberquerung. Richtig losregnen soll es aber erst am Nachmittag. Die heutige Etappe ist mit rund 13 Kilometern und 635 Höhenmetern nicht allzu streng, und so schaffen wir es tatsächlich vor dem Regen über die Hügel vom Tegernsee an den Schliersee.

Zuerst müssen wir mit dem Bus auf die andere Seite des Tegernsees nach – genau – Tegernsee fahren. Von dort geht es gleich steil bergauf durch das Quartier mit den teuren Häusern und Hotelanlagen, es erinnert ein wenig an St. Moritz. Bald sind wir im Wald und wandern auf komfortablen Wegen hoch zum Berggasthof Neureuth, wo wir einen grandiosen Blick ins Tegernseer Tal geniessen. Hier sind wir auf 1’335 Metern über Normalnull bereits auf dem höchsten Punkt der Etappe.

Hinter uns der Tegernsee

Da die Wolken dichter werden und wir nicht am ersten Tag schon nasse Füsse wollen, wandern wir gleich weiter zu den Gindelalmen: zuerst auf dem Kammweg, dann über einen Grashang.

Hübsch, diese Almen

Dort gibt es gleich drei Restaurants. Man wähnt sich ein bisschen in der Innerschweiz, mit so vielen Restaurants wartet die Wegstrecke auf. Und sie sehen durchaus einladend aus. Gäste habe sie praktisch keine heute. Erstens haben die Bayern noch keine Ferien, und zweitens war der Wetterbericht wohl einfach zu schlecht: Wir sind praktisch alleine unterwegs.

Gindelalm 1

Nun geht es über den Auer Berg und vorbei am Rainer Berg zum Huberspitz, wo – wer hätte es gedacht? – ein Restaurant steht. Wir wollen aber auf den Gipfel vom Huberspitz, wie unser Wanderführer empfiehlt, befinden uns jedoch bald neben einem Privatgrundstück mit Haus, wo uns die Besitzerin erklärt, diesen Felsen gäbe es seit vierzig Jahren nicht mehr. Er stehe aber noch in allen Wanderführern und täglich müsse sie Leute fortschicken … Auch sonst erzählt sie allerhand, nicht alles kann man glauben, wir kehren aber um und steigen ab zum Schliersee.

Vor uns der Schliersee

Dort setzen wir uns im Uferpark auf eine Bank, essen unser Brötchen, es ist etwa halb eins geworden, und es fängt ein wenig an zu regnen. Zum Hotel ist es nur noch ein Katzensprung.

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Von Brugg zum Tegernsee

Was hatten wir im Vorfeld nicht alles gelesen, wie das jetzt bei der Deutschen Bahn zu und her gehe mit dem 9-Euro-Ticket. Die DB will ja diesen Sommer das Bahnfahren populärer machen und vertreibt im Juni, Juli und August ein Sonderangbot, mit dem man für 9 Euro im Monat freie Fahrt auf allen Regionalstrecken und Busstrecken hat. Übervoll! Riesenandrang!

Unsere Anreise gestaltet sich aber völlig unspektakulär. Wir kommen überpünktlich in München an, können gemütlich ein Sandwich verdrücken, und reisen mit einem mässig gefüllten Regionalzug nach Gmund am Tegernsee. Dort steigen wir in den Bus ein, der uns in zehn Minuten nach Bad Wiessee bringt. Das Hotel Schnitzer finden wir erst im zweiten Anlauf; der Hotelumbau ist noch nicht abgeschlossen, deshalb fehlt wohl noch die Hotelbeschilderung. Wir haben Glück, trotz unserer frühen Ankunft um 13 Uhr ist unser Zimmer bereit; wir deponieren das Gepäck und erkunden das schmucke Zentrum und die Seepromenade des Ortes.

Die Schiffsanlegestelle „Ortsmitte“ in Bad Wiessee.

Dort werden wir magisch von der Terrasse des Cafés / Konditorei Königslinde angezogen, wo Brige zum ersten Mal in ihrem Leben Obazda bestellt – die bayerische Spezialität schmeckt richtig gut. Ich begnüge mich mit einem Stück nicht minder feinen Mohnkuchen.

So gestärkt geht’s weiter dem See entlang. Hier herrscht touristisch noch etwas „Ruhe vor dem Sturm“. Es ist wenig Betrieb, einige Ferienhäuser und Restaurants sind noch nicht geöffnet; die Stimmung ist angenehm entspannt und unaufgeregt. Wir geniessen die Sonnenstrahlen.

Auch die Gänse scheinen den Aufenthalt am See geniessen; das Wegstück und die Wiese hier sehen aber *räusper* ziemlich verschissen aus. Kein Wunder, denn zwei Kilogramm Kot, verteilt auf 170 Portionen, scheidet eine Gans täglich aus. Ich bin noch nicht sicher, ob ich das wirklich wissen wollte …

Gänse am Tegernsee-Ufer.

Morgen wird es dann endlich konkret mit Wandern! Wir starten auf der anderen Seite des Sees in Tegernsee zur ersten Etappe.

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Alpenwanderung Tag -1

Alle Jahre wieder muss man herausfinden, wie das Bloggen schon wieder funktioniert. Das neben dem Packen, Haushalten und Erledigen sonstiger letzter Arbeiten. Aber es wird schon klappen. Morgen geht es los: Wir fahren an den Tegernsee und wandern von dort nach Toblach!

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Donauberglandweg – die Fotos

Von allen unseren zwölf Wanderferien in Deutschland waren dies wohl die speziellsten. Schon als wir anreisten, waren die Überschwemmungen ein Thema, und wir wussten nicht genau, was uns erwarten würde. Die Schwäbische Alb wurde zum Glück vom Gröbsten verschont, und wir konnten alle sechs Etappen unserer Wanderung problemlos absolvieren.

Aber jedes Mal, wenn wir einen Blick in die Nachrichten warfen, erwarteten uns neue Schreckensmeldungen. Der Hagelsturm in Zürich und die hohen Pegelstände der Schweizer Gewässer waren da noch das Harmloseste. Die Flutkatastrophe im Westen Deutschlands wartete jeden Tag mit noch mehr Toten auf, und das hat uns natürlich beschäftigt.

Auch die Bilder aus Berchtesgaden und vom Königssee, wo wir letztes Jahr wanderten, haben uns berührt. Die Rodelbahn, die nun vollständig zerstört ist, hat Christof vor einen Jahr noch inspiziert. Als wir am dritten Tag im strömenden Regen wanderten und keine Fotos machen konnten, sagte ich mir: ‹Ich habe nur keine Fotos, andere haben kein Haus mehr … oder kein Leben.›

Schon am ersten Tag auf dem Höhepunkt der Wanderung

Nun aber fort mit den düsteren Gedanken, denn das Obere Donautal ist wunderschön, und wir haben die prächtigen Wanderungen sehr genossen! Die Schwaben sind tolle Leute, wir haben uns total wohlgefühlt und auch einige Male richtig gut gegessen (Zwiebelrostbraten!). Und Fotos haben wir auch viele gemacht, im zweiten Anlauf sogar vom Knopfmacherfelsen, eine Auswahl ist hier zu finden: Donauberglandweg.

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Tag 6+1: von Sigmaringen nach Brugg

Nach dem ausgiebigen Frühstück und dem grossen Packen fährt uns der nette Herr Briegel von Langenhart nach Sigmaringen. Einmal mehr staunen wir über ein prächtiges Schloss der Familie Hohenzollern, das am Eingang der kleinen Stadt auf einem Felsen thront.

Dann versucht Christof am Bahnhof erfolglos eine Zeitung zu kaufen, bevor wir in den Regionalzug einsteigen, der uns nach Tuttlingen bringt. Wir brauchen aber keine Zeitung, der wir fahren durch das Obere Donautal und geniessen die Aussicht auf den Weg, denn wir in den letzten Tagen zu Fuss zurückgelegt haben. Wir repetieren rückwärts: Gutenstein, Rabenfelsen, Tiergarten, Schaufelsen, Hausen im Tal, Schloss Werenwag und so weiter … ein schöner Abschluss!

In Tuttlingen müssen wir eine Dreiviertelstunde auf unseren Zug warten, der uns dafür direkt nach Zürich fährt. Christof versucht nochmals erfolglos eine Zeitung zu kaufen, aber auch hier herrscht «Servicewüste Deutschland».

Die Heimreise verläuft angenehm ruhig. Nach dreieinhalb Stunden kommen wir in Brugg an und schmieden bereits Pläne für die restlichen Sommertage der Woche.

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Unser Landgasthof, der Briegel-Hof in Langenhart, liegt abseits der Route, also fährt uns Grossvater Briegel mit dem Auto zum Startort. Er wählt extra eine neue Route, damit wir auch „etwas zu sehen bekommen“. Wir fahren direkt nach Gutenstein, dem Endpunkt der heutigen Etappe und von dort aus donauaufwärts zum Startpunkt nach Hausen im Tal. Die Strecke ist gewunden, wir passieren auch zwei kurze, nur einspurig befahrbare Tunnelstücke und der Blick über die Talebene und in die Höhen ist grandios. Kein Wunder, war gestern so viel Ausflügler-Betrieb, vor allem Motorräder waren auf der spektakulären Strecke unterwegs.

In Hausen im Tal schultern wir die Rucksäcke und folgen der Donau, die immer noch viel Wasser führt. Stellenweise tritt sie über die Ufer. Das Wetter ist schön und die Sonne brennt um zehn Uhr schon ordentlich heiss ins Tal.

Entlang der Donau.
Hoher Wasserstand.
Bahnübergang mit Anrufschranke; die geht nur auf, wenn man sich links bei der gelben Box meldet.

Bei Nendlingen zweigen wir ab, steigen durch das feuchtwarme Reittal hoch und folgen jetzt der Krete auf der linken, nördlichen Seite der Donau. Der Tourenbeschrieb weist auch heute auf verschiedene Aussichtspunkte hin, die man nicht verpassen dürfe. Wir sind ja diesbezüglich gebrannte Kinder und statten jedem Aussichtsfelsen einen Besuch ab. Mühlefels und Schaufelsen bieten schöne Blicke ins Tal.

Aufstieg zur Krete.
Beim Schaufelsen.
Blick talabwärts.
Kalkpfeiler mit Kreuz.
Brige auf dem Schaufelsen.

Bei der Ruine Falkenstein rasten wir. Hier ist alles zugewachsen, und auf den Mauern herumklettern darf man nicht. Wenn die Aussicht fehlt, kann man sich umsomehr auf das Lunchpaket vom Briegel-Hof konzentrieren. Wir sind ausgestattet worden mit je zwei Brötchen, davon eines ein richtig gutes kleines Zwirbelbrot, drei (!) Trockenwürsten, einem harten Ei, einem Radieschen, einer Aprikose und einem Babybel-Käslein. Eine tipptoppe Sache.

Ruine Falkenstein.

Vom Falkenstein geht es wieder ganz hinunter zur Donau bei Thiergarten und gleich wieder hoch zum Rabenfelsen, einem der gewaltigsten Albfelsen hier in der Gegend.

Kurz vor Thiergarten.

Die senkrechte Kalkwand erhebt sich wohl gut 50 Meter senkrecht über dem Talboden. Davon sehen wir aber vorerst nichts, wir nähern uns dem Felsen von hinten und da sieht alles harmlos aus. Erst als wir die letzten Meter hochkraxeln, um über die Kante zu sehen, verschlägt es uns den Atem. Es geht einfach ungschützt senkrecht runter … Auch hier ist die Aussicht beeindruckend. Brige kann es kaum glauben, dass da kein Geländer vorhanden ist. Dafür sehen wir links in der Kalkwand Installationen der Kletterer – nichts für uns!

Direkt unter uns die Strasse und die Eisenbahnlinie.
Zehn Zentimeter vort Briges Hand geht es senkrecht runter.
An der Kalkwand links wird geklettert. Aber wir sehen keine Seele.

Beim Bergtourenportal HIKR finden sich weitere Bilder vom Rabenfelsen.

Von jetzt an geht es leicht fallend Richtung Gutenstein, das mit einem schönen Picknick-Platz aufwartet. Dort verzehren wir den Rest des Lunchpakets, und weil sich unsere Beine noch gut anfühlen, beschliessen wir, noch den Weg zurück zum Landgasthof Brigel-Hof anzuhängen.

Unterwegs nach Langenhart.
In fünf Minuten gibt es ein Bier …

Eine Stunde später treffen wir dort ein, zufrieden und müde und bereit für ein grosses Radler (Christof) beziehungsweise eine Schorle (Brige).

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