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Neckarsteig Etappe 6: von Neckarsteinach nach Heidelberg

Die prasselnden Regentropfen am Morgen verheissen nichts Gutes. Es regnet. Also ziehen wir schon im Hotel die volle Regenmontur an; Regenüberhose, GoreTex-Jacke, Rucksack-Hülle und Schirm. Da das Hotel Vierburgenblick etwas ausserhalb liegt, führt uns das erste Stück zurück ins Städtchen Neckarsteinach. An der Promenade entlang dem Neckar passieren wir zum zweiten Mal den Masten mit den verschiedenen Hochwassermarken.

Hochwassermarken in Neckarsteinach. Man beachte unten die gelben Metermarken.

Hochwassermarken in Neckarsteinach. Man beachte unten die gelben Metermarken.

Noch immer regnet es stark. Darum beschliessen wir, die Etappe etwas abzukürzen, im Westen soll das Wetter besser ein, wir nehmen deshalb die S-Bahn eine Station weit bis nach Neckargemünd Altstadt. Aber auch dort regnet es, also beissen wir in den sauren Apfel. Wir überqueren die Elsenz, einen Zufluss des Neckars, und erblicken dort das schmuddeligste Boot aller Zeiten.

Ob da Reinigen noch hilft?

Ob da Reinigen noch hilft?

Die Route führt nun hoch und nieder und auf Umwegen zum höchsten Punkt des ganzen Neckarsteigs, dem Königstuhl auf knapp 570 m.ü.M. Von unterwegs gibt es nichts zu erzählen, wir wandern drei Stunden im Wald durch Nebelregenschwadenwolkennässe. Auf dem Königstuhl „… erwartet Sie eine herrliche Aussicht über das Neckartal, die Rheinebene und – bei guter Sicht – sogar bis ins Elsass…„. Ha, ha.

Blick von der Bergstation der Heidelberger Bergbahn ins Tal.

Blick von der Bergstation der Heidelberger Bergbahn ins Tal.

Die 1’200 Treppenstufen hinunter nach Heidelberg sparen wir uns, wir nehmen die Standseilbahn. Das Abteil teilen wir mit chinesischen Touristen, die alles, wirklich alles mit ihren Handys fotografieren. Einer aus der Gruppe rotzt, schnieft und schnudert aus allen Haupt- und Nebenhöhlen, es ist wirklich unappetitlich, und wir sind froh, dass wir unten ankommen.

In Heidelberg wird das Wetter besser, also nehmen wir die knapp drei Kilometer quer durch die Altstadt zum Hotel beim Bahnhof unter die Füsse. Dann Duschen, Tenüwechsel, Tageskarte der Verkehrsbetrieb lösen und zurück in die Altstadt. Hier herrscht Hochbetrieb, alles ist auf den Beinen in der Fussgängerzone, auffällig viele junge Leute und Touristen sind unterwegs. Uns gefällt’s. Im Café Knösel verpflegen wir uns mit riesigen Kuchenstücken. Das gibt Energie für die weitere Altstadttour; Heidelberg gefällt uns wirklich sehr gut und die vielen Leute sind ein gutes Kontrastprogramm zu den sechs Wandertagen, während denen wir kaum Leute getroffen haben. Wir lassen den Tag bei einem feinen Italiener ausklingen.

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Jetzt musste ich tatsächlich gerade für den Internetzugang bezahlen. Das ist das erste Hotel auf unserer Reise ohne gratis WLAN – dass es so etwas überhaupt noch gibt! Dafür bäckt der Wirt hier selber Kuchen und Torten, und das tipptopp.

Am Morgen ist es kühl und feucht, aber der Regen hat aufgehört. Ein kurzes Stück geht es dem Neckar entlang. Allerlei Figuren sind hier aufgestellt, und auf Tafeln werden die alten Handwerksberufe beschrieben.

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So wurden beispielweise die Lastschiffe von Menschen (oder Tieren) auf den Treidelpfaden den Fluss hochgezogen. Da bin ich froh, muss ich nur den Tagesrucksack schleppen.

Eberbach liegt bald hinter uns und wir steigen hinauf Richtung «Böser Berg». Obwohl es kühl ist, kommen wir rasch ins Schwitzen, denn der Wald ist regennass und die Luftfeuchtigkeit entsprechend. Bald erreichen wir das Eberbacher «Waldklassenzimmer», wo einige Kinder in Regenkleidung inklusive Signalweste herumspringen, während die Lehrerin versucht, in der Hütte Feuer zu machen. Es raucht jedenfalls mächtig aus dem Kamin. Wir steigen weiter hoch einem Bach entlang, und es wird immer feuchter und nebliger. Bald sind wir inmitten der Wolken, und der Wald wirkt gespenstisch. Igelsheim wäre in der Nähe, aber leider gibt es dort keine Einkehrmöglichkeit.

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Dafür erreichen wir den «steinernen Tisch», die historischen Sitzmöbel, die früher als Sammel- und Rastplatz für Jäger dienten.

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Uns ist es zu ungemütlich hier im kalten Nebel auf fast fünfhundert Metern Höhe. Wir marschieren weiter zur Hoppehütte, welche besseren Schutz vor der feuchten Kälte bietet. Wir essen und trinken etwas, bevor wir Richtung Hirschhorn absteigen. Leider sieht man nie hinunter auf die tolle Neckarschleife bei Ersheim, und das liegt nicht nur am trüben Wetter.

Endlich kommen wir wieder aus dem Nebel und erreichen bald das Schloss Hirschhorn, eine wunderschöne Anlage mit Hotel und Restaurant. Diesmal nächtigen wir aber nicht im Schloss.

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Unser Weg führt uns weiter durch das Burgtor und durch den Innenbereich, vorbei an der Klosterkirche und weiter hinunter in die wunderschöne Altstadt von Hirschhorn. Im Stadtcafé gönnen wir uns einen Cappuccino und ein «Teilchen», ein Gebäckstück, das ich nicht gerade klein nennen würde.

Nun beschliessen wir, die Etappe etwas abzukürzen, da wir keine Lust haben, nochmals hoch hinauf in den Nebel zu steigen. Wir nehmen deshalb die alte Route des Neckarsteigs, welche weiter unten dem Hang entlang parallel zum Neckar verläuft und es erlaubt, in Neckarhausen den Zug zu nehmen und eine Station zu fahren anstatt zu laufen. Eine gute Entscheidung, denn auf halben Weg fängt es wieder an zu regnen! Wenigstens die Pilze freuts.

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Packung und Verpflegung

Was in meinem Rucksack alles drin ist? Bitte sehr, hier meine Packung:

Das ist alles drin (auf das Bild klicken zum Vergrössern).

Das ist alles drin (auf das Bild klicken zum Vergrössern).

Von links oben nach rechts unten:

  • Karte 1:20’000 (die trage ich zwar fast immer in der Kartentasche am rechten Hosenbein).
  • Handy
  • Sitzkissen, zusammengerollt, in gelber Hülle. Füllt sich selber mit Luft, isoliert super, und man sitzt im Trockenen.
  • Feldstecher
  • Neoprenhülle für Digitalkamera
  • Reservewasser, 0.5 Liter
  • Tourbüchlein zum Neckarsteig
  • Sackmesser Victorinox Outrider
  • Papiertaschentücher
  • Portemonnaie
  • Regenhose
  • ZipLock-Beutel für die Sandwiches
  • Taschenschirm
  • Trinkflasche Camelbak Eddy, 0.75 Liter

Das alles und die Verpflegung kommen in den Rucksack rechts aussen. Ah ja, die typische Tagesverpflegung:

Die Tagesration (auf das Bild klicken zum Vergrössern).

Die Tagesration (auf das Bild klicken zum Vergrössern).

  • Sandwich (im ZipLock-Beutel) für die erste Pause
  • Sandwich (im ZipLock-Beutel) für die zweite Pause
  • Wasser für die erste Pause
  • Wasser für die zweite Pause
  • Apfel (manchmal grausam sauer)
  • Ein Packung Wesergold (0,2 Liter Apfelsaft; damit das Wasser oben auch nach etwas schmeckt)
  • Leibniz PickUp Schoko-Riegel

So, das wärs’s.

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Neckarsteig Etappe 4: von Neunkirchen nach Eberbach

Die heutige Etappe in einem Wort: bäh, denn der Regen hat uns den ganzen Tag begleitet. Kaum losgewandert, muss ich die Regenhosen überziehen. Die Strecke wartet mit einigen Attraktionen auf, etwa der grössten Eiche in der Gegend, für die der Neckarsteig extra einen kleinen Abstecher macht. Der Baum ist wirklich riesig, weil er aber mitten im Wald steht, kommt seine Grösse schlecht zur Geltung. An seinem Fuss findet sich eine interessante Holzkonstruktion, ein Nachbau eines Wildsaufangs. In den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg war den Deutschen das Tragen von Waffen verboten; auch den Jägern. Um der Wildsauplage Herr zu werden, lockte man die „Schwarzkittel“ (das Wort habe ich heute gelernt) mit Futter in ebendiesen Wildsaufang, das Falltor verhindert die Flucht aus dem Holzgehege, und dann mussten die beherzten Jäger der Sau wohl mit Messer und Knüppel den Garaus machen …

Nach dem Wildsaufang. Brige von vorne im Regen.

Nach dem Wildsaufang. Brige von vorne im Regen.

Die Route wird etwas anspruchsvoller; ein schmaler Pfad führt über Stock und Stein, von denen beide nass und rutschig sind. Das Teilstück ist in mehrere durchnummerierte Rettungsabschnitte aufgeteilt, das soll der Deutschen Bergwacht die Rettung erleichtert, falls wir etwa im Abschnitt NK7 talwärts sausen sollten. Machen wir aber nicht, wir passieren die Burg Stolzenau, wo wir auf einen Brunnen stossen, der tatsächlich etwas Wasser führt. Nun streben wir talwärts der Schleuse Rockenau zu, überqueren auf der Schleuse den Neckar und steigen auf der anderen Talseite wieder hoch. Langsam macht sich der Hunger bemerkbar, und wir hoffen auf einen gedeckten Unterstand (O-Ton Brige: „es Dachhüüsli!“). Die Teufelskanzel allerdings verfügt nur über eine triefend nassen Holzbank, dafür bietet sie gemäss Prospekt „einen herrlichen An- und Ausblick“, wir hingegen sehen nur Nebelfetzen und tiefhängende Wolken. Dafür erreichen wir kurz danach den Ernst-Hohn-Pavillon, gedeckt, trocken, gerade richtig! Ein historischer Ort, denn genau hier wurde am 21. April 2012 der Neckarsteig feierlich eröffnet; geregnet hat es damals auch. Das passt also heute.

Wir verdrücken die Sandwiches, trinken und wandern weiter über den Schollerbuckel und den Scheuerberg. Hier ist es wirklich schön, ein Naturschutzgebiet, schöne Wiesenflächen, lichte Waldabschnitte, alte Obstbäume, ein Bio-Hof – schade, scheint die Sonne nicht.

Brige von hinten im Regen.

Brige von hinten im Regen.

Typische Deutscher Apfelbaum. Die Äpfel will niemand. Ist das jetzt diese Streuobstkultur?

Typische Deutscher Apfelbaum. Die Äpfel will niemand. Ist das jetzt diese Streuobstkultur?

Seltsamer Baum auf dem Scheuerberg.

Seltsamer Baum auf dem Schollerbuckel.

Blick vom Scheuerberg.

Blick vom Scheuerberg.

Was ist eigentlich ein Umlaufberg?

Was ist eigentlich ein Umlaufberg?

Dann geht es zum letzten Mal heute talwärts. Eberbach ist bald erreicht, der Neckarsteig führt direkt zu unserer heutigen Unterkunft, wir übernachten im Hotel Karpfen bei der Familie Rohrlapper. Mittlerweile ist alles nass, auch meine Füsse …

In der Altstadt von Eberbach. Hinten das Hotel Karpfen, das von der Familie Rohrlapper geführt wird.

In der Altstadt von Eberbach. Hinten das Hotel Karpfen, das von der Familie Rohrlapper geführt wird.

Wir beziehen das Zimmer, duschen, wechseln in trockene Kleider und erkunden die Altstadt Eberbachs. Hier landen wir im Café Reichspost, das über eine unfassbar grosse Auswahl an Kuchen, Torten, Gebäck und Pralinen verfügt. Im Innern ist das Café überladen mit Bildern, Fotografien und alten Werbeblechtafeln, einfach herrlich! Ich genehmige mir ein Stück Frankfurter Kranz und Brige leistet sich ein Stück Schokoladenmousse-Torte. Schliesslich sind wir 20 Kilometer durch den Regen gewandert.

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Heute kommen wir eigentlich kaum vorwärts. Genau genommen geht es zuerst sogar wieder ein Stück flussaufwärts, nachdem wir die lange Minneburg-Neckar-Brücke überquert haben. Von der Brücke gucken wir hinunter auf den Campingplatz am Neckarufer und sehen denselben Grüsel beim Fischen wie gestern Abend. Das Wetter ist recht schön und auch recht kühl. In Guttenbach verlassen wir den Neckar, um eine Schleife um den Mittelberg zu laufen, die der Neckar einst genommen hat, bis sich die Bögen berührten. Seither nimmt der Fluss sozusagen die Abkürzung.

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Wir aber wandern durch den Wald, über Felder und Wiesen in das hübsche einsame Tal bis nach Neckarkatzenbach und wieder zurück. Unterwegs treffen wir auf einen Gedenkstein und staunen darüber, dass «Fritz Baumgärtner hier beim Skilaufen tödlich verunglückt» ist. Auch gibt es wieder viele Apfelbäume, die niemanden zu interessieren scheinen. Die Äpfel fallen einfach zu Boden. Auch Nussbäume sehen wir viele, aber Nüsse liegen kaum herum. Wer die wohl holt?

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Das Wetter wird je länger je windiger und trüber, aber die ersten feinen Regentropfen fallen erst, als wir die Ruine Minneburg erreicht haben und eine Lunchpause machen. Wir sind jetzt praktisch wieder am Ausgangspunkt der heutigen Etappe und können direkt auf Neckargerach hinabblicken.

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Auf dem Schlossberg über dem Neckar geht es nun weiter Richtung Neunkirchen. Wir sind fast nur im Wald, der langsam richtig schön bunt wird und wundern uns über die vielen Edelkastanien, die auf dem Boden liegen.

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Weiter fallen uns Bäume auf, deren Stämme wie gepudert aussehen. Später finden wir im Internet die Erklärung: Kalk wurde im Wald ausgebracht, um den Boden zu regenerieren.

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Dunkel ist es geworden durch die dichte Bewölkung, und immer wieder fällt ganz feiner Regen. Da sind wir froh, als unverhofft eine runde Schutzhütte auftaucht. Von hier sieht man durch eine Waldschneise direkt auf Schloss Zwingenberg auf der anderen Talseite. Uns interessiert aber fast mehr der Rest unseres Lunches. Immerhin haben wir bereits wieder rund 16 Kilometer in den Beinen. Nun ist es aber nicht mehr weit bis nach Neunkirchen, wo wir im NaturKulturHotel Stumpf viersternig residieren. Hier können wir uns stärken für die morgige Etappe, die wohl nass werden wird.

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In der Nacht hat es leicht geregnet. Am Morgen hängen die Wolken tief, es ist feucht, aber überraschend warm. Schwülwarm. Zum Frühstück werden uns die Lunchpakete überreicht, die Beutel enthalten je drei Sandwiches, einen Granini-Apfelsaft in einer Glasflasche und einen Apfel, über den noch zu berichten sein wird. Wir frühstücken wie die Könige, am Fenster in der Burg Hornberg überblicken wir den Neckar, einfach wunderbar.

Fehlstart trotz klarer Angaben; der heutige Chef du tour kann nix!

Fehlstart trotz klarer Angaben; der heutige Chef du tour kann nix!

Der Start der heutigen Etappe misslingt uns gründlich, den allerersten Abzweiger nnch bei der Burg verpassen wir und wandern frohgemut zielstrebig in eine falsche Richtung. Wir werden allerdings schnell misstrauisch, denn das Neckarsteig-Zeichen, ein blau geschwungenes N auf weissem Grund bleibt aus. Also zurück zur Burg und dort auf den richtigen Weg. Unter uns der Neckar im Dunst. Wir biegen bald in ein Seitental ein, wo der Weg anzusteigen beginnt. Es ist wirklich schwül, wir beginnen ordentlich zu schwitzen. Unterwegs überholen wir eine Schulklasse, einige der Jungs tragen Mützen, die müssen wohl gleich sterben vor Hitze, denke ich. Später kommt uns ein Wanderer mit Rucksack entgegen, wir kommen ins Gespräch, er wandere auch den Neckarsteig, wir seien die ersten Wanderer, die ihm entgegen kämen. Das stimmt, auch wir haben gestern und heute kaum andere Wanderer gesehen, die so unterwegs sind wie wir, ab und an trifft man Spaziergänger mit und ohne Hund, damit hat es sich.

Schuhe reinigen eingangs Mosbach; wir wollen ja ins Café.

Schuhe reinigen eingangs Mosbach; wir wollen ja ins Café.

Die in der Karte explizit vermerkte Geistereiche hat mein Interesses schon gestern geweckt; was wir allerdings jetzt antreffen, ist ein praktisch toter Baum, nur noch ein Ast trägt Blätter, ein trauriger Anblick. Dafür entschädigt uns der Kern der Ortschaft Mosbach, der Marktplatz ist gesäumt von alten Fachwerkhäusern. Wir leisten uns in einem Café einen Cappuccino zur Stärkung.

Im Zentrum von Mosbach, hinten das Haus Palm.

Im Zentrum von Mosbach, hinten das Palm’sche Haus.

Jetzt wird die Streckenführung etwas wirr, im Zickzack über windschiefe Tritte den Hang hoch, oben der Kante entlang zurück, wo es nichts zu sehen gibt und dann im Zickzack wieder runter.

Schiefe Tritte nach Gundelsheim.

Schiefe Tritte nach Gundelsheim.

Dann der Hauptstrasse entlang und gleich wieder hoch. Wir schwitzen wieder wie die Rennpferde, bis wir oben zu einem schönen Aussichtspunkt mit halb abgebranntem Aussichtspavillon gelangen. Dort verzehren wir das erste Sandwich, wir sind mittlerweile ordentlich hungrig. Ah, und der Apfel! Ein Granny-Smith, ich bin ja einiges gewohnt, aber so etwas Saures habe ich schon ganz lange nicht mehr gegessen.

Blick auf den Neckar (1).

Blick auf den Neckar (1).

Kurz nach der Rast gelangen wir zu einem hässlichen Bismark-Turm. Dort verpassen wir den Abzweiger zur geänderten Streckenführung, folgen ein wenig der alten Route, bis die neue Strecke wieder einmündet. Jetzt führt der Weg durch den Schreckenberg, einen sonnenbeschienenen Hang über dem Neckar. Der Trockenstandort lässt das Herz der Geologen höher schlagen und das der Insektenkundler, wir sind nämlich in der Heimat der blauflügligen Ödlandschrecke, wie uns eine Hinweistafel verkündet. Auf der gegenüberliegenden Seite des Neckars sehen wir ein Reaktorgebäude, es sieht aus wie bei der Beznau. Mit einem grossen Unterschied, das KKW Obrigheim mit Jahrgang 1968 wurde 2005 stillgelegt und wird seither rückgebaut.

Blick auf das stillgelegte Kernkraftwerk Obrigheim.

Blick auf das stillgelegte Kernkraftwerk Obrigheim.

Über ein weitere Schleife in der Route gelangen wir zum Aussichtspunkt Knoden, wo wir die restlichen Sandwiches verzehren; Brige weigert sich, ihren Granny-Smith zu essen. Dennoch frisch gestärkt nehmen wir die letzten vier Kilometer in Angriff.

Schwere Maschine (ganz klare, eine TimberPro TB630).

Schwere Maschine (ganz klar, eine TimberPro TB630).

Schwere Stämme.

Schwere Stämme.

Wir wandern immer noch hoch über dem Fluss, wobei hoch relativ ist, wir befinden uns auf etwa 250 m.ü.M, das Flussniveau liegt auf 128 m.ü.M. Die Höhendifferenz bauen wir ab in der wirklich spektakulären Margarethenschlucht.

So etwas hält uns natürlich nicht ab. Im Gegenteil.

So etwas hält uns natürlich nicht ab. Im Gegenteil.

In der Margarethenschlucht; schön steil.

In der Margarethenschlucht; schön steil.

Der Abstieg in dem roten Sandsteineinschnitt ist aus gutem Grund über weite Strecken mit Halteseilen, Geländern und Griffen gesichert. Unten öffnet sich der Blick auf den Neckar, die Sonne brennt jetzt wieder herunter, wir ziehen die Jacke aus und erreichen kurz darauf den Etappenort Neckargerach.

Blick auf den Neckar (2).

Blick auf den Neckar (2).

Mit Briges Handy finden wir den Weg zum Hotel, weil ich vergessen habe, das Kroki einzupacken. 24 Kilometer haben wir zurückgelegt, wir haben ordentlich schwere Beine und freuen uns auf die Dusche. Nur schade, dass unser Gepäck noch nicht angekommen ist. Also ziehen wir in der Bäckerei Lorenz den obligaten Kaffee-und-Kuchen-Stopp vor. Neckargerach glänzt jetzt nicht gerade mit einer gut ausgebauten Gastronomie, heute hat genau ein Restaurant offen, nämlich das in unserer Unterkunft; ein Grieche ist’s. Wir leisten uns Tsatsiki und andere griechische Spezialitäten und kämpfen anschliessend mit dem quälend langsamen Internet. Die Bilder zur heutigen Etappe werde ich deshalb erst morgen hochladen (erledigt).

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Vor sieben Uhr stehen wir auf, denn das Orakel von Meteosat droht gegen Abend mit Regen und sogar Gewittern. Nach dem Frühstück und dem Fassen der Lunchtüten beschäftigt uns vor allem eine Frage: kurze oder lange Wanderhosen? Wir entscheiden uns für kurz, obwohl es am Morgen nur knapp 10 Grad hat. Jetzt aber los! Zuerst folgen wir ein gutes Stück dem Neckar. Es ist dunstig und das Gras ist feucht, man ist bereits froh um die GoreTex-Schuhe. Der Neckar ist eigentlich kein richtiger Fluss, sondern gleicht einem Kanal. Fliessen tut da kaum etwas. Es gibt Staustufen mit Schleusen, die von den wenigen Frachtschiffen benutzt werden. Passagierschiffe gibt es noch weniger. Das Ganze kommt sehr beschaulich daher.

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In Heinsheim verlassen wir das Neckarufer und steigen auf den Schlossberg. In der Dorfmitte winkt bereits das erste Café, aber wir marschieren tapfer weiter. Oben auf dem Hügel laufen wir über Felder und Streuobstwiesen, und es beginnt fürchterlich zu stinken. Aha, der Stinker ist eine riesige Kompostieranlage, die wir gerne hinter uns lassen. Es geht an einem Golfplatz vorbei, und bald kommt eine Friedhofsmauer in Sicht. Es handelt sich um den grössten jüdischen Friedhof Deutschlands, und er ist wirklich eindrücklich mit seinen über tausend Grabsteinen und wunderbaren alten Bäumen.

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Nun folgt eine längere Passage durch den herbstlichen Wald, bis wir gegen elf Uhr Burg Guttenberg erreichen. Eigentlich wären wir gerade richtig für Flugvorführung der Greifvögel, die dort in einer grossen Warte hausen. Die Vorführung dauert aber über eine Stunde. Das ist uns zu lang, und wir sind hungrig und durstig, also marschieren wir weiter, bis wir am Waldrand eine Rastbank finden. Wir verdrücken den halben Lunch und blättern in unserem Planzenbestimmungsbuch, bis wir den Weissdorn gefunden haben, der uns am Neckarufer aufgefallen war.

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Wir fangen ein bisschen an zu frieren, denn die Sonne will einfach nicht richtig durch die Schleierwolken dringen. Also wandern wir weiter wieder hinab zum Neckar und zur Schleuse Gundelsheim. Dort wird gerade ein Frachtschiff die Stufe hinuntergelassen. Wir bewundern die riesigen Ketten des Stauwehrs, und geniessen den Blick flussabwärts auf das Schloss Horneck. Wir lassen es uns nicht nehmen, einen Abstecher durch die hübsche Ortsmitte von Gundelsheim zu machen und steigen hoch zum Schloss Horneck. Von dort müssen wir direkt wieder hinab, und dann steigen wir über eine steile, windschiefe Treppe durch einen alten Rebberg auf den Michaelsberg. Wunderschön ist es dort oben. Es gibt eine Kapelle und einen Ferienhof und ansonsten Felder mit Rindvieh und Apfelbäume mit knallroten Äpfeln, die anscheinend niemand essen will.

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Und wieder steigen wir ab zum Neckar und kommen zur Bahnstation Hassmersheim, von wo ein eleganter Fussgängersteg in die Ortschaft am anderen Ufer führt. Wir machen einen Abstecher über die Brücke und genehmigen uns am Neckarufer die zweite Hälfte unseres Lunches. Nun folgen die letzten drei Kilometer unserer 23-Kilometer-Etappe. Entlang der Steinbachschlucht steigen wir durch den Wald hoch und erreichen trockenen Fusses unser Ziel Burg Hornberg. Hier lebte einst Götz von Berlichingen. Ja, genau der, haha!

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Nach einer ausgiebigen Dusche genehmigen wir uns Kaffee und Bienenstich. Nun warten wir auf das Gewitter und das Abendessen. 🙂

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