Letzte Nacht hatte ich wieder eine Steinmatratze, keinen Millimeter bin ich eingesunken, ich glaube, ich habe Druckstellen. Dafür gibt es am Frühstücksbuffet Spiegeleier, das ist eine Premiere! Ein Sandwich für die Wanderung kaufen wir beim Bäcker Frank, der ist immerhin Brotsommelier. Es gibt dort in der Bäckerei riesige Sauerteigbrote zu kaufen, und auch die Sandwiches sind fein.
Es ist schon recht warm und drückend morgens um halb neun, und wir sind froh, können wir wieder halbhoch im kühlen Buchenwald laufen. Schon bald befinden wir uns in einem Naturschutzgebiet, das mit mehreren Tafeln vor schwierigen Passagen warnt. Der Weg wird tatsächlich etwas ruppig. Und es gibt einen Aussichtspunkt auf einem Felsen, der tatsächlich weniger Platz bietet als die Nadel auf der Belchenfluh. Ausgerechnet dort befinden sich zwei Wanderer. Sonst treffen wir ja nie jemanden an!
Wie äugen ins Tal hinab und zur Burg Prunn auf der gegenüberliegenden Talseite hinüber. Sie ist unser nächstes Ziel. Also hinab, hinüber und wieder hinauf. Auf der Brücke über den Main-Donau-Kanal steht ein Lastwagen. Der Chauffeur ist ausgestiegen und fotografiert die kitschige Landschaft von der Brücke aus.
Der Aufstieg zur Burg Prunn entpuppt sich als weniger giftig als der Sonnenhang gestern, er ist nur etwa halb so lang. Kaum sind wir oben angekommen, werden wir zur Burgführung eingeladen, die um zehn Uhr beginnt. Wir winken ab. Durch den Wald geht es nun Richtung Essing, wo wieder ein Uferwechsel ansteht. Wir wandern am Blautopf vorbei, einem Quelltopf, einer für den Jura typische geologische Erscheinung.
Dann überqueren wir eine Umfahrungsstrasse sowie den Main-Donau-Kanal auf einer spektaktulären 193 Meter langen Holzbrücke. Wir sind jetzt wieder auf der rechten Seite, wo wir am Morgen auch starteten. Auf einem Strässchen folgen wir dem Kanal und sehen tatsächlich noch ein Frachtschiff! Wir möchten nun gerne Mittagspause machen und warten auf ein schönes Plätzchen. Aber bereits betreten wir wieder ein Naturschutzgebiet rund um einen Altarm der Altmühl, und jetzt passiert das, was ich schon seit Beginn der Weitwanderung fürchtete: Wir werden von Mücken überfallen, vielen, sehr vielen Überschwemmungsmücken. Man kann das Antibrumm gar nicht so schnell applizieren, wie man gestochen wird! Es ist eine Plage, man kann unmöglich hier rasten!
Nie war ich froher, als es endlich wieder bergauf geht, weg aus dieser Mückenhölle! Kurz vor dem Verhungern finden wir eine Bank, wo wir endlich in Ruhe unser Sandwich verzehren können. Wir sind jetzt auf dem Weg quer vom Altmühltal weg Richtung Donautal. Auf diesem Bergrücken hat es Keltenwälle, die man nicht nur sieht, sondern auf denen wir auch wandern. Es ist wie ein komfortabler Gratweg mitten durch den Wald.
Und dann stehen wir am Ufer der Donau und schauen direkt auf das Kloster Weltenburg am gegenüberliegenden Ufer. Man kennt das Bild des Klosters aus den Nachrichten, es war stark vom Hochwasser betroffen. Aber seit heute hat es wieder offen, und der Schiffbetrieb läuft auch seit einigen Tagen wieder. Wir müssen noch rund einen Kilometer flussaufwärts marschieren, bis wir zur Seilfähre kommen, die uns für je zwei Euro über die Donau fährt.
Im Innenhof des Klosters gibt es einen riesigen Biergarten. Schliesslich befindet sich hier die älteste Klosterbrauerei der Welt. Wir löschen unseren Durst und nehmen dann für den Rest der Strecke das Schiff. Es fährt uns in zwanzig Minuten durch den Donaudurchbruch nach Kelheim. Obwohl wir fast geröstet werden, geniessen wir die Fahrt durch die spektakuläre Landschaft auf dem Oberdeck des Schiffes. Es ist traumhaft und ein würdiger Abschluss unserer Wanderung durch das Altmühltal!